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Thema: Die Zukunft der Clubs - Genügen Spenden?
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chris
User
Usernummer # 6
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verfasst
Liebe Bayern, liebe Münchner, liebe Auswärtige,
das Harry Klein hat eine Startnext-Aktion gestartet mit allerhand netten Goodies und Give-Aways und versucht, in den kommenden 48h noch die restliche Summe damit einzusammeln, um die laufenden Betriebskosten während der Pandemie weitestgehend zu stemmen.
Wer für seinen nächsten Song ein Video benötigt, wer bei einem Live-Stream im Club sein will, wer T-Shirts und Einkaufstaschen braucht oder in/um München für ein paar Stunden die Kinder betreut sehen will, all das gibt's u.a. bei der Aktion.
Ich hab' mich für mehr virtuelle Cocktails bereits entschieden, um so den Club zu unterstützen, wer also ebenfalls noch einen kleinen Beitrag leisten will, findet die Aktion hier, die so knapp kurz davor ist, das Ziel (25k) zu erreichen: https://www.startnext.com/harry-klein-ich-mach-mit?fbclid=IwAR3XagIiV5BfbukJqN6bIj39MHpQzI0uKsRKEdYmfDKilOs1j00QvKdAt5I
Beste Grüße, Chris
p.s. Ich hatte noch in Erinnerung, dass das ursprüngliche Ziel bei 25k lag und wir davon nur noch 1.050,- EUR weg gewesen wäre, habe vorhin aber etwas überrascht zur Kenntnis genommen, dass das Ziel nun bei weit über dem Doppelten ist, entsprechend müssen wir leider wohl realistisch sein? [ 04.07.2020, 13:22: Beitrag editiert von: chris ]
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
hmmm...ich bin extrem zwiegespalten bei den ganzen spenden aufrufen für sterbende clubs, tour manager, magazine und wer noch so alles geld sammelt. ich habe an einigen stellen gespendet, für mich aber immer darauf geachtet das es auch wirklich sinnvoll ist. im grunde sind clubs nichts anderes als private unternehmen. ist schon klar das clubs wichtig für die szene sind...das sind aber viel andere dinge auch.
also wer sich nicht auch vor corona sozial eingebracht hat kann auf mein geld da nicht hoffen. im falle des harry weis ich das nicht genau, kenne den laden nicht aus eigener erfahrung, habe aber daher auch keinen bezug.
und am ende fürchte ich auch wird alles spenden nicht ausreichen. es ist verzwickt. die läden werden sich nicht mit spenden über wasser halten können... wenn clubs schließen werden sie platz für was neues machen... auch das kann eine chance sein, es gibt keine garantien...für niemanden.
bitte nicht negativ auffassen... das thema betrifft ja alle, nicht nur unsere szene.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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chris
User
Usernummer # 6
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verfasst
soulstar: du hast ja vollkommen recht, die frage ist, wann wem warum wie viel spenden, wie kommt die spende an, welchen nutzen hat sie oder ist das nur ein tropfen auf dem heißen stein, der schneller verdampft, als man gucken kann? jeder hält die hand auf, oft berechtigt, oft unberechtigt und aktuell sind natürlich clubs und künstler hierzulande - bis zum nächsten lockdown - die leidtragenden, wenn die geschäfte und restaurants wieder geöffnet haben, seit letzter woche hier im strengen bajuvarien / münchen sogar wieder ohne sperrstunde. und ja, clubs sind privatunternehmen und ebenso könnte jetzt auch wirecard um spenden bitten - aber da würde wohl niemand auf die idee kommen und auch nur einen cent spenden.
ich hab's hier mal mit gutem gewissen geposted, weil:
- viele tf'ler sich früher im ultraschall, harry klein 1 und harry klein 2 trafen, manche sich dort sogar kennen- und lieben lernten. - wir im harry unser 10-jähriges mit acts ausschließlich aus dem forum feierten, - pete und ich im ultraschall und harry auch hin und wieder auflegen durften und - in zeiten von verlosungsaktionen und quiz wir vom harry immer irgendwelche super-feinen goodies bekamen, die wir verschenken durften, die jungs waren _immer_ spendabel - man bei dieser aktion - bis auf die verlosung und den cocktail - zumindest auch einen gewissen gegenwert bekommt, also eben t-shirts, visuals für einen eigenen video-clip, ebensogar für münchner den dj benna als (ausgebildeten!) kinder-betreuer für ein paar stunden, man kurse für visuals ebenso als gegenleistung bekommt etc.pp.: die liste an goodies ist lang, die man als dankeschön bekommt.
du siehst, das forum und das harry sind seit langer zeit eng miteinander verbunden, auch wenn sich im verlauf des alters die bindung etwas löste, aber so ein post kostet nur ein paar augenblicke zeit und ist meine art, 'danke' zu sagen für die so langjährige 'beziehung', die genauso alt ist, wie das forum selbst.
sofern andere auch hier im unterforum ähnliches posten möchten, um 'ihren' club zu unterstützen, ist das partout eine gute sache, ich hab' gegen diese art der 'werbung' nichts, denn letzten endes muss jeder dann entscheiden, ob er mitmachen will - oder nicht.
wir stehen, so mein gefühl, noch vor unruhigen zeiten, auch wenn es sich momentan so anfühlt, als ob die erste pandemie-welle vorbei wäre. darauf 'n lecker würstchen von tönnies. und spätstens, wenn im herbst die leute alle wieder drinnen sind und eine neue welle über europa und den halben globus schwappt, wird die welt noch mehr 'anders wie vorher' aussehen und wir werden uns von vielen geliebten marken, brands, unternehmen - und clubs verabschieden müssen, so meine befürchtung.
in diesem sinne also, lang erzählt, dürfte sicher schlüssig sein und ja, dieses ganze spendengedöhns kann irgendwann auch nerven. chris
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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soulstar
Usernummer # 5668
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alles cool... klar gehört das thema hierhin... ist ja auch wichtig... und das du als münchner und damit auch automatisch das TF da nen ganz anderten bezug zu hat ist auch vollkommen klar. ist beim mir ne eher generelle haltung und garnicht explizit aufs harry bezogen. hat nun halt nur den thread hier "getroffen"... wie gesagt ...auch garnicht bös gemeint. hatte mir die aktion auch vorher angeschaut und das harry hat sich da sehr ins zeug gelegt auch attraktive dinge an den start zu bringen. respekt dafür.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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chris
User
Usernummer # 6
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Ich hab' auch kein problem damit, wenn wir hier über das club-spenden-thema weterquatschen, der party-bereich ist ohnehin sehr, sehr ruhig hier *g*
Erbitte also quasi um Diskussionsstoff oder gern auch Links zu ggfs. "ungerechtfertigen" Spendenaktionen.
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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Quinto
Usernummer # 1412
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Mittlerweile gibt es ja mehrere Crowdfunding-Aktionen für diverse Clubs. - finde das nicht zielführend.
Aus mehreren Gründen: - das Geschäftsmodell ist noch die nächsten Monate hinüber, da regulärer/anonymer Betrieb nicht erlaubt. - das Publikum wird selbst bei Öffnung erstmal wegbleiben. Corona hat da auch psychisch eingeschlagen. Heißt für mich: kaum ein Club wird überleben. Crowdfunding zögert es nur hinaus.
Finde ich auch schade, aber das Modell „wild durcheinander treffen und gemeinsam unbekannt Zeit verbringen“ ist gerade und demnächst nunmal nicht möglich. Daher ist die Aufrechterhaltung nunmehr ehemaliger Spielstätten nicht klug. Fatalistisch: ist halt so. Aber auch: kann man später neu aufbauen. Der Gedanke, das Wissen ist dank Internet/Socialmedia noch da und wird dort überleben. Auch die Akteure sind ja nicht weg. Und neue Räume werden wir uns dann schaffen, wie die letzten 30 Jahre.
Aus: Rostock | Registriert: Nov 2000
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Quinto: Heißt für mich: kaum ein Club wird überleben. Crowdfunding zögert es nur hinaus.
so sieht's leider wohl aus.
das sprengt jedes vorstellungsvermögen: auf der ganzen welt gibt es seit vier monaten so gut wie keine musik- und kaum kulturveranstaltungen mehr. statt täglich hunderttausender events seither quasi zero.
wie DJ Emerson im interview im anderen thread sagte: in vielen ländern wird die clubszene (und man kann allgemein sagen: musikveranstaltungsszenen) jetzt weggebügelt. der ganze DJ-zirkus der welt ist am ende. wer hätte diesen epochalen einschnitt noch anfang des jahres geahnt?
auch wenn sie wieder aufmachen dürfen, wird sich für die meisten clubbetreiber ein betrieb mit stark verringerten kapazitäten nicht lohnen. an acts und DJs von fern, denen flüge bezahlt werden müssen, gar nicht zu denken. es wird einfach kein geld mehr da sein. und kredite wirds keine geben wegen der unsicherheit.
es wird sich alles im großen stil neu bilden, es geht wieder im underground los, und dort wo veranstaltungsräume "eingebettet" sind, wie in tanzschulen (die ja schon wieder laufen), hotels, subventionierten kulturzentren. also irgendwo in den '60ern oder '70ern.
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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dauerwellen
Usernummer # 4984
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Es ist in vielen Branchen so das Flexibilität jetzt bei Arbeitnehmern nötig ist. Ein DJ hat keine beruflichen Fixkosten kann also jede Art von Tätigkeit annehmen um über die Runden zu kommen. Ein Lebensstandard kann und sollte nicht vom Staat finanziert werden. Clubbesitzer eher nicht, da werden wohl wirklich Existenzen dran hängen wenn investiert wurde. Hoffe die haben Kreditausfallversicherungen abgeschlossen.
Wenn ich ehrlich bin, hat das Clubgeschehen keinen Einfluss mehr auf mein Leben. Es hat mir ja vorher nicht gefehlt, fehlt mir jetzt also auch nicht. Die fehlenden Fans im Stadion sind dagegen allgegenwärtig.
Aus: Ein | Registriert: Feb 2002
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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denke auch, dass die meisten im forum vom clubgeschehen schon lange entkoppelt sind.
das sonstige internationale musikleben ist ja leider genauso betroffen. wie sollen bands professionell weitermachen? da der tonträgermarkt weggebrochen ist, bleibt heute fast nur das live-spielen. konzertläden für mittelgroße und internationale bands müssen mehr oder weniger täglich programm bringen, damit die rechnung aufgeht. die terminierung hat monate vorlauf, also 100 bands und mehr müssen im voraus gebucht sein. bands wiederum brauchen jeden tag eine neue location in erreichbarer nähe. für die läden macht es keinen sinn, mit beschränkten kapazitäten aufzumachen, und für bands macht es keinen sinn, auf tour zu gehen, wenn nicht genug läden für eine kontinuierliche reihe von auftritten da sind.. dazu die unsicherheit, ob die läden überhaupt noch da sind nach monaten planungsvorlauf. die vorinvestitionen in eine tour sind da viel zu riskant.
beim fußball hätte ich allerdings nichts dagegen, wenn die clubs der großen ligen in ihren blasen samt und sonders pleite gehen.
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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chris
User
Usernummer # 6
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Mixmag: "Carl Cox has spoken out about recent illegal raves, saying "it's not the answer to this."" https://mixmag.net/read/carl-cox-illegal-raves-covid-19-lockdown-coronavirus-police-news
"(...)A number of illegal raves have taken across the UK, as clubs are still shut and festivals are postponed due to COVID-19. The most notable raves were in Greater Manchester, with 6,000 in total attending the two, leading to one death, a sexual assault and stabbings. Carl Cox spoke to Sky News, saying he understands why so many raves are taking place, but expressing concern at the same time.
"These illegal parties are basically done out of frustration. Just done out of showing it's our right to do what we want to do. It's not the answer to this." (...)"
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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für berufs-DJs ist es natürlich nichts, weil da kein geld rumkommt.. die sehen es natürlich nicht so gern, wenn die party ohne sie weitergeht..
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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s.sheppert
Usernummer # 16699
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Interessant auch was Westbam vor 14 Tagen dazu sagte, der das Clubsterben in gewisser Weise befürwortet
>>ttt - das langsame Sterben der Clubs<<
Westbam is so ab Minute 5:02 zu hören/sehen
Aus: HH | Registriert: Jun 2006
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wizard of wor
Usernummer # 5122
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: s.sheppert: Interessant auch was Westbam vor 14 Tagen dazu sagte, der das Clubsterben in gewisser Weise befürwortet
>>ttt - das langsame Sterben der Clubs<<
Westbam is so ab Minute 5:02 zu hören/sehen
Der Sprecher sagt auch gleich darauf, dass Westbam leicht reden hat, dem stimme ich auch zu. Der hat den Kragen voll... Sicher, das hat schon was wenn wieder illegal oder eben einfach nur aus Spaß an der Freud gefeiert wird. Vielleicht wäre es aber auch gerade jetzt ein guter Zeitpunkt um darüber nachzudenken selbst einen Club zu starten. Die Lage ist zwar noch unsicher aber es wird wohl nicht ewig so sein und der Zulauf könnte enorm werden. Startkapital vorausgesetzt, die Banken würden so ein Projekt zum jetzigen Zeitpunkt wohl nicht unterstützen...
Aus: detroit | Registriert: Feb 2002
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soulstar
Usernummer # 5668
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ich bin im grunde ganz bei westbam. ist schon interessant wie eine kultur die von veränderung, erneuerung und fortschritt lebt(e) nun so große angst davor hat. scheint so als wäre man nun selbst das establishment. ...ist schon klar...vom underground kann man nicht leben. aber im grunde auch mal gut das der beruf des dj mal wieder zurechtgerückt wird.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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wizard of wor
Usernummer # 5122
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: soulstar: aber im grunde auch mal gut das der beruf des dj mal wieder zurechtgerückt wird.
Wie sollte ein Beruf, bei dem man nichts mehr verdient, durch Corona zurechtgerückt werden??
Die "Illegal Zeiten" in dem Sinne sind doch längst Geschichte und Privatparties ohne Abstand, ohne Hygiene sind derzeit einfach nur fahrlässig. Ich muss meinem Sohn mühsam verklickern, dass er aufpassen muss wenn er sich mit Freunden am See trifft, damit er nichts nach Hause schleppt was der Familie, inklusive Oma schaden könnte.
Mir schleierhaft was an solchen Veranstaltungen toll sein soll außer, dass die Beteiligten sich die Birne wegschießen wie immer, sich einem neuen Risiko aussetzen und dabei das erhebende Gefühl haben, illegal unterwegs zu sein... Bravo!
Aus: detroit | Registriert: Feb 2002
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
damit hier keine missverständnisse aufkommen wiz: ich bin gegen illegale raves, zumindest in corona zeiten. ich habe auf soundcloud auch schon sets und mitschnitte von illegalen partys abgelehnt und mir damit nicht nur freunde gemacht.
aber der "beruf DJ", der nie einer sein sollte, wird eben durch die corona krise wieder zurechtgerückt, will heissen "auf den boden der tatsachen zurückgeholt"... und mal zurück zu den wurzeln zu gehen wird der szene nicht schaden sondern sie von innen erneuern. und das begrüße ich.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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Steffen Landauer
Usernummer # 21989
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verfasst
Grob- Ja, es tut sich was-🍀im un🍀
Im Detail bleibt halt wenig Zeit für einen ‚richtigen‘ Beruf, steckst Du erstmal🤩drinnen.
Ich bin aber auch mehr als gespannt, wie sich das auf die Schwarzarbeit auswirkt😜
Aus: Herzogenaurach | Registriert: Aug 2019
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chris
User
Usernummer # 6
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verfasst
Indoor concerts will be allowed to take place in England beginning August 2020 — the first time since COVID-19 hit — as the country enters Phase 4 of its five-stage reopening plan for live events.
Announced by U.K. Prime Minister Boris Johnson, the Department for Digital, Culture, Media and Sport will first be holding test runs with socially-distanced audiences to create the final and formal guidelines for August 2020.
The announcement also revealed that venues will not be allowed to open at full capacity and tickets will be sold online in order to reduce person-to-person contact. Additionally, social distancing markers will be placed for the audience, while venues will have to undergo deep cleaning measures and operate with staggered performance schedules. “Audiences, performers and venues will be expected to maintain social distancing at all times,” the notice said. (...) https://hypebeast.com/2020/7/england-allow-indoor-concerts-august-2020-coronavirus
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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MightyMarkus
Usernummer # 22069
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: soulstar: hmmm...ich bin extrem zwiegespalten bei den ganzen spenden aufrufen für sterbende clubs, tour manager, magazine und wer noch so alles geld sammelt. ich habe an einigen stellen gespendet, für mich aber immer darauf geachtet das es auch wirklich sinnvoll ist. im grunde sind clubs nichts anderes als private unternehmen. ist schon klar das clubs wichtig für die szene sind...das sind aber viel andere dinge auch.
also wer sich nicht auch vor corona sozial eingebracht hat kann auf mein geld da nicht hoffen. im falle des harry weis ich das nicht genau, kenne den laden nicht aus eigener erfahrung, habe aber daher auch keinen bezug.
und am ende fürchte ich auch wird alles spenden nicht ausreichen. es ist verzwickt. die läden werden sich nicht mit spenden über wasser halten können... wenn clubs schließen werden sie platz für was neues machen... auch das kann eine chance sein, es gibt keine garantien...für niemanden.
bitte nicht negativ auffassen... das thema betrifft ja alle, nicht nur unsere szene.
Sehe ich ehrlich gesagt auch so. Schlussendlich handelt es sich um private Unternehmen. Jedes Unternehmen sollte gewisse Risiken kennen und vorausplanen. Allerdings muss ich zugeben, dass es inzwischen eine echt lange Zeit ist, von der man Anfang des Jahres nicht hätte ausgehen können... da bleibt einem nichts anderes übrig, als sich etwas breiter aufzustellen.
Die Szene wird sich durch die Corona-Sache zwangsläufig verändern und man muss Alternative Wege finden, um sich einen anderweitigen Cashflow zu sichern.
LG
Aus: Erfurt | Registriert: Aug 2020
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
wenn man mit leuten momentan spricht...heisst es immer "naja...die clubs werden ja nicht ewig zu bleiben..." ... "irgendwann muss es ja weitergehen" oder ähnliches...
ja. ist alles richtig. die frage ist halt nur das : Wann.
genau so wie es momentan kaum abschätzbar ist wie die gesellschaft, die welt sich als ganzes durch covid19 verändern wird...so denke ich immer mehr das sich teilbereiche des lebens, wie eben die musik/auftritts und club szene möglicherweise komplett ändern werden. selbst wenn die pandemie morgen vorbei wäre...hätte sie schon ihre spuren hinterlassen. da uns das thema aber noch locker ein weiteres jahr begleiten wird ist kaum absehbar welche veränderungen noch kommen werden.
das die digitalisierung mit großen schritten vorrangetrieben wurde ist dabei noch ein ganz kleines geheimnis. das tragen eine MNS ist momentan DAS bild der welt, ob im amazonas, in indien oder berlin... es ist geradezu ein iconisches bild 2020...und vielleicht das erste ereigniss das die welt und den mensch als ganzes verbindet.
ob einzelne clubs ein/zwei jahre ohne einnahmen überleben können - ist das nicht nebensächlich ? die frage die sich mir so langsam stellt ist ob nicht eine ganze szene (clubbing) im grunde aussterben wird... wer wird denn verantworten wollen das sich die schwitzenden leiber wieder aneinander reiben dürfen ? und wann ? die szene/die betreiber werden sich umstellen wenn sie überleben wollen, vereinzelt hört man schon das elektr. tanzmusik komplett aus dem programm gestrichen wird, auch für die zukunft. ist halt einfacher. wenn das passiert wird auch andere musik produziert werden (müssen)... listening ist angesagt.
mir ist schon klar das sich tanzen nicht verbieten lässt und das auch keiner will. ich fürchte das - zumindest für eine weile- pragmatismus einzug halten wird. die andere seite wird dann halt illegal feiern. was das angeht bin ich pers. sehr zwiegespalten.
mir pers. macht das alles keine angst, ich liebe veränderung, das ganze leben besteht daraus. ich verstehe aber wenn leute das am liebsten ausblenden würden... wird halt aber nicht funktionieren.
vermutlich wird bei den hobby und den star DJ´s mal ordentlich durchsortiert werden... wer einfach nur geld verdienen will und fame sucht wird halt in unserer szene nun nicht mehr fündig. das ist schon ok. steigert die qualität.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
also hier ist es nun mein drittes wochenende hintereinander mit techno/house-open airs nach offiziellen regelungen, und es fühlt sich wie normalität mit modifikationen in der art einer motto-party an.
man ist grüppchenweise unter sich, kann aber schon auch mit anderen kontakt aufnehmen - beim rumlaufen mit maske (auf dem weg zum getränkeholen) oder halt über die leichte abstandsdistanz der gruppenbereiche hinweg. eintritt ist allgemein das doppelte als normal, was immer noch niedrig und mehr als fair ist angesichts der kapazitätsverringerung - statt 5 eben 10 oder statt 10 nun 20 €.
das aufgelockerte treiben finde ich angenehm. man müsste die open air-saison nun halt ganzjährig ausdehnen.
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
das hört sich doch gut an hyp! ja...so kann es gehen... indoor wird halt schwierig. outdoor steht dann wohl die rückkehr der heizpilze bevor
aber genau wie du schreibst stellt sich eben nun jeder auf die veränderung ein. es wird immer wege geben...wo auch ein politischer wille ist. hoffen wir das die "feier szene" am ende nicht das schwarze schaaf und der große verlierer sein wird.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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BeatFreak91
Usernummer # 22073
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verfasst
Die Feierszene ist in den Medien schon oft als Sündenbock dargestellt worden, weil in den Köpfen der Leute ALLE harte Drogen nehmen, die feiern gehen... Dabei sind wir doch ganz normale Menschen wie jeder andere auch. Und es gibt leider einige Partygänger, die beim Contact Tracing gemogelt haben... dass hilft dem Ruf dann halt nicht weiter. Aber ich glaube, solange der Großteil von uns vernünftig bleibt, können wir uns mit Argumenten wehren. Schließlich dürfen Restaurants und co. auch offen haben Lg
Aus: Stuttgart | Registriert: Aug 2020
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
tja.. weithin ablehnung für diesen artikel in den bewertungen und kommentaren:
Macht Clubs zu Kulturstätten!
In der Hauptstadt setzt sich die rot-rot-grüne Regierungskoalition seit Mitte Juni dafür ein, Clubs und anderen Veranstaltungsorten den Status der Kulturstätte zu verleihen; auch auf Bundesebene gab es einen Vorstoß, der es Anfang Februar in den deutschen Bundestag geschafft hat. Laut Antrag von Rot-Rot-Grün werden Clubs und Live-Musikstätten dann als schützenswert bewertet, „wenn sie einen regelmäßigen Spielbetrieb und ein anerkanntes künstlerisches Profil aufweisen, das durch kuratiertes Programm, musikästhetischen Anspruch und ein raumgestalterisches Konzept gekennzeichnet ist.“ ... Sobald die Leute wegen der musikalischen, vom Club fein kuratierten Darbietung kommen, darf man das auch im Elfenbeinturm anerkennen, wo die Entscheidungen getroffen werden. Es gibt passionierte Feiernde, die für einen bestimmten DJ an einem bestimmten Ort lange Reisen auf sich nehmen, nur um am Montagmorgen wieder im Flieger nach Hause zu sitzen. Betreiber investieren regelmäßig in verbesserte Soundanlagen, ausgefeilte Lichtsysteme und machen sich schon bei der Eröffnung Gedanken über die innere Architektur ihres Clubs. Das alles sind künstlerische, kulturelle Leistungen. Also, macht unsere Clubs endlich zu Kulturstätten!
www.welt.de/kultur/article214352892/Neue-Normalitaet-Macht-Clubs-zu-Kulturstaetten.html
die abgrenzung, welcher club förderungswürdig ist und welcher nicht, müsste dann wie bei der einteilung in E- und U-musik geschehen.. schon verzwickt. https://de.wikipedia.org/wiki/E-_und_U-Musik
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
das clubs kulturelle identität spenden - das steht für mich ausser frage! daher finde ich die kommentare unter dem artikel erschreckend. ein abbild von schwarz/weiss denken...nur die eigene meinung zählt, empathie verlernt. ohh je ohh je...
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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Quinto
Usernummer # 1412
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verfasst
Bin da mal gegenteilig unterwegs: die Kultur verschwindet nicht, weil Kulturstätten verschwinden. Mehrnoch kann das die Kultur eher noch weiterbringen. Siehe „Businesstechno“. Schwups obsolet. Das ist imho eine hübsche Bereinigung.
Aus: Rostock | Registriert: Nov 2000
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chris
User
Usernummer # 6
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verfasst
Kleiner Exkurs zum Thema "Künstler" selbst, die ja mitunter von den Gigs in Clubs und auf Events abhängig sind:
Quinto und ich treffen uns regelmäßig jeden Dienstag ab 18h im Sinee-Trackfeedback-youtube-Stream, dort kann man selbstgemachte Tracks einsenden und das Sinee-Team und öfters auch Gäste geben dann direkt Feedback. Der gestrige Gast war Dominik Eulberg und gegen Ende des Streams hat dann Eulberg das Thema "Kunst & Corona" angerissen, ein durchaus interessantes, kurzes Plädoyer gehalten, wie wichtig es sei, dass der Staat Künstler und die Kunst in den aktuellen Zeiten unterstützt. Ferner erwähnte er auch - das dürfte kaum noch ein Geheimnis sein - dass man mit den Releases selbst kaum noch was verdienen würde und selbst Streaming-Einnahmen wie etwa auf Spotify nahezu zu vernachlässigen wären (auch wenn hier Rob Acid, der im Chat mit dabei war, widersprach und mal eine konkrete Zahl nannte).
Nun zum eigentlich 'casus knacksus', den wir (ca. 250 Zuhörer/Chatter & Sinee) aber nicht mehr 'ausdiskutierten': Sinee wechselt nach der y'tube-Session dann direkt zu Twitch, dort kann man weiter chatten und z.B. einem Sinee-Musiker beim Trackbauen zusehen oder auch über eigene Tracks quasseln. Die Session wird gegen Ende des y'tube-Streams immer kurz angeteasert und verlinkt. Und Eulberg so: "Was ist Twitch?".
Und das führte mich zu dem Einwurf, dass genau das doch auch ein Teil des Problems ist und man nicht alles auf Vater Staat abwälzen kann: Über Jahrzehnte konnte man mit Releases durchaus gutes bis sehr gutes Geld verdienen, aber Content ist heute nahezu kostenfrei und unbegrenzt verfügbar, wenn also dann auch noch Gigs wegbrechen, dann hätte man sich doch schon vor langer Zeit (Stichwort 'Soziale Medien') mal Gedanken machen müssen, wie man generell auch mit anderen Wegen Einnahmen generieren kann. Dass ein vielbeachteter Artist noch _nie_ über den Namen 'Twitch' gestolpert ist und der Sinee-Gründer ihm erklären musste, dass man auch via Twitch Einnahmen generieren kann, liess' mich ein bisschen fassungslos zurück.
Sinee selbst bietet als Kerngeschäft Templates, Sample-Packs und vor allem Workshops in Form der 'masterclasses' an, d.h. ein Eulberg, ein Rob Acid, ein Beatamines haben just mit solchen Formaten bereits weitere Einnahmequellen. Riemann selbst veröffentlicht seit Jahren Sample-Packs, vermutlich verdient er damit wesentlich mehr, als mit seinen EPs. Splice scheint angeblich an sehr renommierte Künstler horrende Summen als Einmalzahlung auszugeben, um von ihnen Sample-Packs zu bekommen. Und deadmau5 hat ja hunderte von Stunden seine Studio-Jams gestreamed, _heute_ würde man das wohl sofort monetarisieren. Beatamines wie auch Rob bieten ja auch zudem Mastering-Services an, also Dienstleistungen von Musikern an Musiker. Undsoweiterundsofort ...
Kurzum: Ja, Künstler brauchen Unterstützung. Keine Frage. Aber nicht nur die Kunst hat es hart getroffen und viele andere Bereiche unseres Lebens werden im Herbst und Winter mit Sicherheit noch härter getroffen werden. Aber Künstler, die doch für Kreativität und Einfallsreichtum stehen, sollten doch in der Lage sein, zu überlegen, wie sie ihre Kunst monetarisieren und nicht nur auf staatliche Stütze hoffen?
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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Quinto
Usernummer # 1412
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verfasst
Ja, da breche ich ebenfalls mal einen runter für SINEE. Die Truppe zeigt, wie man authentisch und sympathisch die Transformation von DJ/Liveact gerade machen kann. Die späteren Twitch-Streams sind mittlerweile nochmal zusätzliche Bereicherung. Um so mehr fand ich Eulberg da auch „komisch“, ein Robert Babicz ist da viel offener und hinterher.
Fazit: SINEE ist ein Erfolgsmodell wie Techno/House gerade überleben kann.
Aus: Rostock | Registriert: Nov 2000
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s.sheppert
Usernummer # 16699
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verfasst
Der Eulberg macht halt den Reibach mit moderierten Wanderungen, Vorträgen und als Buchautor
Ansonsten aber sehr richtig: War schon ein cleverer Zug von Sinee, den deutschsprachigen Markt zu erschließen. Englischsprachig gibts derartige Formate ja auch schon etwas länger.
Aus: HH | Registriert: Jun 2006
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soulstar
Usernummer # 5668
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verfasst
klar - sinee macht das genau richtig. aber es kann nun auch nicht jeder ein institut gründen... dies kann ja nur beispielhaft dafür dienen das man einfallsreich sein muss um erfolg zu haben.
und nicht jeder kann und will nun twitch streams anbieten. wer einfach nur musiker sein möchte hat es heut halt schwer. aber möglichkeiten gibts viele.
Aus: marburg | Registriert: Apr 2002
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Quinto
Usernummer # 1412
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verfasst
Disclosure macht seit Tagen „ich produziere was“ Streams, der hat das auch gemerkt. Wie hier ganz am Anfang schon angemerkt: es verändert gerade viel. Man kann das ignorieren oder aktiv und kreativ neue Sachen versuchen.
Aus: Rostock | Registriert: Nov 2000
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Joix
Usernummer # 20577
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verfasst
Mich stört der allgemeine Tenor hier, dass man ja einfach nur "kreative neue Sachen" bei der Selbstvermarktung als Künstler versuchen solle und schon klappe es wieder mit mehr Aufmerksamkeit.
Ehrlich Leute, das ist doch voll an der Realität vorbei.. von SINEE und Twitch profitieren zum Großteil nur die bereits bekannteren Musiker, während der unbekannte Underground-Musiker dabei um so mehr baden geht.
Wir sind gerade mittendrin in einer beispielslosen Marktbereinigung bei Kunst im Allgemeinen und elektronischer Musik im Speziellen (weil es hier in den Jahren zuvor eine wahnsinnige Schwemme an "Hobby-DJ's und Produzenten" gab, die die sozialen Medien fluteten), da werden am Ende nur wenige übrig bleiben und das werden mit hoher Wahrscheinlichkeit nur diejenigen sein, die zuvor schon mehr Ressourcen anhäufen konnten, um die Krise bequem auszusitzen, die Booking-Agenturen und Marketing-Profis als Backbone besitzen und dadurch und ihren höheren Bekanntheitsgrad danach wieder schneller in einem festen Sattel sitzen werden.
Ich finde diese Entwicklung aber nicht nur schlecht (obwohl ich selbst als Underground-Act da zu den Verlierern gehöre), weil zuvor war der gefühlte Ellenbogen-Kampf in der Szene und die unglaubliche Schwemme an mittelmäßigen Streams und Aufnahmen von DJ-Sets schon manchmal fast nervtötend und entwertete Musik im Allgemeinen immer mehr.
Von daher wohl gut, wenn sich das alles mal etwas gesund schrumpft und im besten Falle innerhalb von lokalen Szenen wieder mehr Solidarität und Wertschätzung untereinander aufgebaut wird!
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chris
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Usernummer # 6
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Joix: Mich stört der allgemeine Tenor hier, dass man ja einfach nur "kreative neue Sachen" bei der Selbstvermarktung als Künstler versuchen solle und schon klappe es wieder mit mehr Aufmerksamkeit.
Ehrlich Leute, das ist doch voll an der Realität vorbei.. von SINEE und Twitch profitieren zum Großteil nur die bereits bekannteren Musiker, während der unbekannte Underground-Musiker dabei um so mehr baden geht. (...)
Ich kann und werde nicht für andere sprechen, _mir_ ging's darum, dass so mancher aktuell seine Zeit nutzt für öffentliches Gejammer und Forderungen in Hinblick auf finanzielle Subventionen und Unterstützung, weniger per se um rein soziales Marketing. Denn, wie erwähnt, entsteht bei _mir_ immer wieder der Eindruck, dass man sich sehr lange auf dem Altbewährten ausruhte: Veröffentlichungen und Gigs - und sukzessive brachen ja für die weniger bekannten Artists die Einnahmen durch die VÖs weg und man bekommt nahezu alles auch kostenfrei irgendwo im Netz - nun brachen auch die Einnahmen durch die Gigs weg. Und anstelle sich zu überlegen, was man besonders gut kann, was andere in der Form vielleicht so nicht bieten, wird geweint und gemeckert und gestritten und diskutiert und gefordert und gejammert.
Und SINEE ist eben nur ein einziges Beispiel, dass es auch anders geht und nein, wenn man dem Track-Feedback-Stream und diversen y'tube-Clips folgt, habe ich nicht den Eindruck, dass da nur die namhaften Künstler davon profitieren, denn zumindest mir ist die Stamm-Mannschaft im Sinee-Team bislang nie durch Releases aufgefallen, ich kannte bis dato weder Johann noch Ausilio (auch wenn er wohl u.a. auf Ritter Butzke veröffentlicht) noch Shippo, selbst über den Gründer - Björn - bin ich eher selten gestolpert, er war wohl ganzganzganz früher eher auch im United Schranz-Board unterwegs als hier, als DJ ist er mir aber nie aufgefallen: Und mit Sicherheit arbeiten noch mehr Leute im SINEE-Team, die hierzulande keiner wirklich kennt und die definitiv keine 'Berühmheiten' sind, aber eben ihr Handwerk verstehen, in dem sie Kenntnisse an andere sehr gut vermitteln können und dazu eine Plattform in's Leben gerufen haben, die gut gemacht ist und anscheinend also durchaus wohl den Lebensunterhalt all der genannten Personen bestreiten kann. Ja, natürlich ziehen bei 'Masterclasses' die namhaften Namen, nichtsdestotrotz gibt es doch auch hervorragende Kurse, die alleine durch die Qualität des Inhalts gekauft werden:
Wenn ich eine Funktion in einem VST(i) oder meine DAW suche und mich zu blöd anstelle, ist es mir vollkommen egal, wer auf y'tube mir die Lösung präsentiert. Dass der Autor dann durch die Summe der Aufrufe Werbeeinnahmen erzielen kann: Ja, hervorragend, alle profitieren davon.
Achja, bleiben wir kurz bei den namhaften Personen: Rob Acid erwähnte ja im Sinee-Chat letzte Woche, dass für 1 Mio Plays auf Spotify ca. 4.000 US$ generiert werden. Ja, klar, das Finanzamt hält dann auch die Hand auf, wenn dann aber andere Artists sagen: "Achne, Spotify, seh ich keinen Sinn drin, wer nutzt das denn schon, das ist nicht meine Welt, außerdem ist die Klangqualität beim Streaming doch Grütze" und _dann_ aber wieder öffentlich rumschreit, dass der Staat bitte dafür sorgen soll, ihm seine Miete und Stromrechnung zu bezahlen, weil er Künstler ist und aktuell keine Einnahmen hat, weil ja alle Gigs storniert wurden, dann kann ich - sorry - nur den Kopf schütteln und mich ein bisschen ärgern, weil anscheinend der Wille und das Engagement fehlt, zumindest mal zu versuchen, über die Runden zu kommen, in dem man neue Wege einschlägt.
Und wenn's auch nur ein paar EUR wären, wenn man auf fiverr ein paar Beats anbietet...
Aber ich kenn das von der bildenden Kunst auch nicht anders: Die einen knüpfen Kontakte und organisieren Ausstellungen, haben moderne Web-Auftritte und nutzen alle sozialen Medien, veranstalten Kurse und Workshops, veröffentlichen begleitende Literatur, verkaufen Lizenzen ihrer Werke für Poster und Postkarten und Drucke und stehen nachts in der Werkstatt, um Keilrahmen für andere zu basteln, die sie vielleicht dann sogar noch online vertreiben - und andere sitzen frustriert in ihrem Atelier, schnorren sich ihr Mittagessen zusammen und haben in der Schlange vor'm "Amt" seit 2 Jahrzehnten ihren Stammplatz und regen sich die meiste Zeit auf, brotloser Künstler zu sein?
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Joix
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: chris: Ich kann und werde nicht für andere sprechen, _mir_ ging's darum, dass so mancher aktuell seine Zeit nutzt für öffentliches Gejammer und Forderungen in Hinblick auf finanzielle Subventionen und Unterstützung, weniger per se um rein soziales Marketing. (..) Und anstelle sich zu überlegen, was man besonders gut kann, was andere in der Form vielleicht so nicht bieten, wird geweint und gemeckert und gestritten und diskutiert und gefordert und gejammert. (...)
Bezüglich dem unsäglichen Bittstellertum und Rufen nach Rettung vom Staat bin ich ganz bei Dir Chris, dabei sollte man auch nicht vergessen, wo die Roots von elektronischen Musikveranstaltungen eigentlich liegen.. und zwar dem Underground, das heisst der (Zwischen)Nutzung von brachliegenden Flächen, Räumen, etc, teilweise halb/il/legalen Sachen usw. usf. Da nervt mich auf der einen Seite der "Kultur-Anspruch" von einigen Clubs und auf der anderen Seite das Verunglimpfen von illegalen Raves durch bekannte Szene-Größen derzeit schon etwas.. In beiden Fällen werden die Roots geleugnet, weil auf Einmal die liebgewonnenen Fleischtöpfe weg sind. Das ist irgendwie traurig und lässt schon tief blicken..
Zu Björn Torwellen als "nicht bekannt": Der war mir durchaus vorher schon durch seine Produktionen bekannt und hat u.a. auch mal ein Ableton-Buch geschrieben und sich so schon relativ früh Reputation im Bereich Produktionsskills erworben. In seinem Fall also einfach der nächste logische Schritt das mit SINEE so fortzusetzen.. das ist also jemand der da ernst genommen wird.. ob das für jeden "Wald-und Wiesen-Produzenten" auch einfach so klappen kann, hätte ich zumindest mal Zweifel.
Zu den "1 mio Plays auf Spotify" von Babicz verweise ich auf das folgende Video, wie das dann in der Praxis läuft: https://youtu.be/qiqYuSQwkHo Nennt sich auch Geldwäsche.. 1Mio Plays in einem Subgenre mit nicht kommerziellen Style und höherem künstlerischen Anspruch halte ich für absolut unrealistisch..
Aber ja, wer den nötigen Biss und Willen mitbringt, kann sich auch heute noch etwas dazuverdienen im Musik-Bereich, aber für eine Existenzsicherung wird es da trotzdem eng.. heisst also nebenher ganz normal arbeiten gehen, war bei mir auch nie anders.. auch ein Grund warum ich das derzeitige Rumgeheule nicht ganz nachvollziehen kann..
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chris
User
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@joix, sehr schön formuliert und in sehr vielen aspekten gebe ich auch dir gern recht. da fällt mir einfach dieser oft gehörte satz "kind, lern auf jeden fall erst einmal was vernünftiges" ein, wenn man den eltern schonend beizubringen versucht, dass man mit kunst seine brötchen verdienen möchte. apropos: gefühlt gibt es auch im bereich des schöpferischen auch 'gewinner', wenn ich etwa an autoren denke, und der konsum von digitalen medien hat in den vergangenen 6 monaten ja massiv zugenommen, d.h. hier gibt es im 'kreativen bereich' zahlreiche gewinner und profiteure - und selbst wenn es 'nur' entwickler sind, die dafür sorge tragen, dass der stream von der serverfarm ruckelfrei auf die glotze des konsumenten kommt. klar, und natürlich auch verlierer, zumindest temporär, das ist nicht von der hand zu weisen.
das thema der clubs will ich keinesfalls pauschalisieren, den selbst in unserem angeblich so hochnäsigen münchen sind - mit extremst wenigen ausnahmen - die macher und mitarbeiter der clubs auf dem boden geblieben, was preisgestaltung, türpolitik, programm und der umgang mit und zu den gästen betrifft: einer der clubs hat mal beispielhaft die laufenden kosten gelistet und das den durchschnittlichen einnahmen gegenübergestellt - da bleibt, offen gestanden, nicht wirklich viel hängen. aber hier eben muss man klar differenzieren: es gibt die betreiber, die das mit herz und viel liebe machen - und es gibt auch hier die halb-groß-industriellen, die zahlreiche bars und schicke restaurants und eben auch clubs betreiben, da geht's gefühlt nur um die gewinnmaximierung und musik ist nichts anderes als ein geschäftsmodell. wobei wir hier in münchen wahrscheinlich da auch noch im kleinkaliber unterwegs sind, was auf ibiza beispielsweise in den großraumdiskotheken für umsatz (und gewinn?) gemacht wurde, ich will's lieber nicht wissen....
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SpeedyJ
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Joix: Da nervt mich auf der einen Seite der "Kultur-Anspruch" von einigen Clubs und auf der anderen Seite das Verunglimpfen von illegalen Raves durch bekannte Szene-Größen derzeit schon etwas..
verstehe ich das richtig - du mockierst dich darüber, dass sich szene-größen gegen illegale raves aussprechen? (zuletzt hab ich solch ein statement u.a. von dave clarke gelesen) nein, das hat nichts mit "verleugnen der underground-roots" zu tun, sondern gebietet schlicht das verantwortungsbewusstsein in zeiten einer pandemie.
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Joix
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@SpeedyJ
Illegale Raves im Freien sind ja nicht zwingend Corona-Parties, sondern können ja auch mit genügend Abstand und ggfs. Masken stattfinden. Das kann man hier auf der Neckarwiese ganz gut beobachten, dass sich die jungen Leute da schon dran halten und sich im Großen und Ganzen verantwortungsvoll verhalten. Das dürfte unkritischer sein als alles, was in geschlossenen Räumen stattfindet.
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SpeedyJ
the technarchist
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@joix: selbst auf "legalem raum", wie in bus oder bahn, sehe ich genug leute aus der "below-the-nose"-community, oder auch welche, die überhaupt keine masken tragen, geschweige denn sich an abstandsregeln halten. dass sich das druffe feier-volk auf nem illegalem rave um irgendwelche corona-regeln kümmert - das glaubst du doch wohl selbst nicht ...
Aus: 909303 | Registriert: Sep 2000
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