1998 in Bayern fast zwei Drittel der Rauschgifttodesfälle auf Methadon- und Codein-Konsum zurückzuführen
Beckstein: "Forderung nach Fixerstuben und staatlicher Heroinabgabe geht schon von daher in völlig falsche Richtung"

+++ Von den 313 Rauschgifttodesfällen des vergangenen Jahres in Bayern war bei 96 Methadon bzw L-Polamidon alleinig oder mit anderen Stoffen todesursächlich, bei 82 der Konsum von Codeinsaft bzw. Codein. Für Innenminister Dr. Günther Beckstein zeigt dies, daß die jüngst wieder aus Niedersachsen zu hörende Forderung nach Fixerstuben und staatlicher Heroinabgabe schon von daher in die völlig falsche Richtung geht. "Abgesehen davon, daß damit inzwischen überhaupt nur noch ein relativ kleiner Teil der Drogensüchtigen erreicht werden könnte, würden diese Schritte auch bei schwerstabhängigen Heroinsüchtigen die Sucht nur verlängern. Wegen des davon ausgehenden verhängnisvollen Signals würden sie überdies den Kreis der Konsumenten und damit die Größe der Risikogruppe erweitern", so der Minister. +++

Die Interministerielle Arbeitsgruppe gegen Drogen- und Rauschmittelmißbrauch hat eine eingehende Analyse der bayerischen Rauschgift-Todesfälle hinsichtlich des zeitlichen und regionalen Verlaufs veranlaßt. Auf der Grundlage der Analyseergebnisse werden die betroffenen Ressorts geeignete Maßnahmen prüfen und umsetzen. Aufgrund beim Bayerischen Landeskriminalamt vorliegender chemisch-toxikologischer Gutachten der Verstorbenen ist bereits jetzt erkennbar, daß neben dem Trend zum gleichzeitigen Konsum verschiedener Drogen und Medikamente insbesondere auch ein falscher Konsum von Substitutionsmitteln wie Methadon und Codein Todesursache ist. In diesem Zusammenhang hält Beckstein es für bemerkenswert, daß zahlreiche der Rauschgifttoten im Zusammenhang mit Methadon und Codein sich nachweisbar in ärztlichen Substitutionsprogrammen befanden. So waren von den 96 Rauschgifttoten, die auf Methadon bzw. L-Polamidon zurückzuführen sind, 55 in einem ärztlichen Methadon-Substitutionsprogramm; von den 82 Rauschgifttoten im Zusammenhang mit dem Konsum von Codeinsaft bzw. Codein befanden sich 15 in einem Codein-Substitutionsprogramm. Beckstein sieht daher noch erheblichen Verbesserungsbedarf im Bereich der ärztlichen Betreuung Süchtiger während Substitutionsprogrammen.