verfasst                         

Zitat:

---

Ricardo Villalobos - Thé au Harem d'Archimède (Perlon Perl43/Perl34CD)

Das Theorem des Archimedes definiert den statischen Auftrieb: Taucht man ein Objekt in ein Gefäss voll Wasser, erhöht sich der Druck im Gefäss. Die verdrängte Menge Wasser, also die Auftriebskraft entspricht dem Körpervolumen, also der Gewichtskraft des Objekts.

Überträgt man diesen Lehrsatz auf die Musik des überwältigenden Paralleluniversums von Ricardo Villalobos' neuer Dreifach-EP/CD in Albumlänge, wird man zu folgender Erkenntnis gelangen: Das Eintauchen der Gesamtheit ihrer Noten in die Realität bewirkt eine Verdrängung derselben in hohem Masse, da die Musik durch ihr luftiges Ausdehnen ein enormes Volumen besitzt. Was nichts anderes bedeutet, als dass hier das musikalische Prinzip der Psychedelik greift. Dieses Mal ist Ricardo mit den Mitteln der Reduktion näher dran an der Tradition kultivierter Jam-Sessions des legendären deutschen 70er Musikerkollektivs Ash Ra Tempel um Manuel Göttsching (bekannt durch seine Prototech-Soloproduktion "E2-E4") als am simpel strukturierten Durchmarsch zuweilen wenig inspirierter Clubmetrik.

Während der erstaunte Hörer dieses einzigartig faszinierende Werk erlebt, wird er Zeuge eines musikalischen Terraformings bei gleichzeitiger Besiedelung des neuen Planeten: Jeder einzelne Track erzeugt einen mystischen Raum, in dem sich Klangelemente in alle Richtungen entfalten können. Wieselnde, oft melancholisch gefärbte Sound-Organismen - unter ihnen Flamenco-Patterns("Hireklon") oder wärmende Basslines ("Miami") - erwachen auf dem Spielfeld der freien Flows. Gerade so, wie man es von den Tracks in Ricardos DJ-Sets gewohnt ist, die kaum mehr mittels einer einfachen Definition von Anfang und Ende markiert werden können. Ein einengendes Raster wird fast vollständig aufgelöst, physikalische Gesetze werden durch emotionale ersetzt - durch die Mathematik der Intuition.

Ricardos perkussives Talent ist unbestritten: Die raffiniert federnden Rhythmusmäander lateinamerikanischen/karibischen Ursprungs klingen, als ob sie von der Basis eines kühlen, makellos sauberen Labors ausgewildert wurden, das sich irgendwo in den Science Fiction-Weiten der chilenischen Atacama-Wüste befindet. Ein Verlust von Zeitgefühl stellt sich zugunsten des Ereignis von Intensität ein. Die Tracks erscheinen oft überraschend flüchtig trotz der beachtlichen Spielzeiten einzelner Titel, die absolut benötigt werden, um die freien, rhythmischen Modulationen auszureizen. Man wünscht sich, dass sie ewig dauern mögen, genauso wie die gesamte Produktion.

Im Taumel dieser animierenden Wahrnehmungsunschärfen verwandelt sich Archimedes' Theorem zum romantischen Bild des "Tee im Harem des Archimedes". Diese synthetische Bewusstseinserweiterung von bizarrer Schönheit ist höchst Sucht erzeugend!

---

verfasst                      

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: Drei-*****-Bob:
Aus einer frankfurter Mailingliste, verfasst von James Dean Brown, die ein Haelfte von Narcotic Syntax:

Die verdrängte Menge Wasser, also die Auftriebskraft entspricht dem Körpervolumen, also der Gewichtskraft des Objekts.

---

Stimmt das eigentlich? Ist Volumen nicht das Gleiche wie Masse, und nicht wie Gewicht? *nursomalwissenwill*

verfasst                      

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: jason_ynx:

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: Drei-*****-Bob:
Aus einer frankfurter Mailingliste, verfasst von James Dean Brown, die ein Haelfte von Narcotic Syntax:

Die verdrängte Menge Wasser, also die Auftriebskraft entspricht dem Körpervolumen, also der Gewichtskraft des Objekts.

---

Stimmt das eigentlich? Ist Volumen nicht das Gleiche wie Masse, und nicht wie Gewicht? *nursomalwissenwill*

---

verfasst                         

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: pre-amp tango:
ach lars, ich hätt auch meine alten physikbücher wieder rauskramen können

---

verfasst                         

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: Martin Martini:
Auch Alcachofa fand ich war ein Klasse-Album

Für meine Begriffe stechen Tracks wie "Serpentin" oder auch "Hireklon" aus den 9 Stücken heraus - aber im Moment fehlen mir noch ein bisschen ein paar echte Aufhänger, eben solche Überbrüller wie es imho Easy Lee oder auch Theogenese auf der Alca-LP waren.

Aber mal abwarten, hat auch bei den beiden oben genannten Platten ein bisschen gedauert bis ich mit ihnen warm geworden bin - vielleicht passiert das bei dieser hier auch noch.

---

Aus: zurich so. | Registriert: Feb 2004  |  IP: [logged]

verfasst                         

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: Hyp Nom:
erwartung erfüllt?

---

verfasst                         

Zitat:

---

Ursprünglich geschrieben von: dangerseeker:
also ich finde das album auch eher unspektakulär ... bin aber auch ohne kritik schon eher skeptisch an die ganze sache rangegangen, da mir der ganze ricardo/richie hype schon die ganze zeit gehörig auf die nerven ging .... dass alben von aktuellen szenenlieblingen in allen relevanten mags hoch und runter gefeiert werden ist nun auch nix mehr neues und veranlasst mich eher zum gähnen als zur aufregung, wer sich auf grund ein solchen euphorischen kritik das album kauft und nicht das erhoffte 7. musikalische weltwunder findet ist auch ein bisschen selbst schuld ... so funktioniert das business halt ... ist halt bei den reviews auch nicht groß anders, als in den restlichen lebensbereichen - einfach mal zwischen den zeilen lesen hilft ungemein ....

---

verfasst                      

Zitat:

---

Das kann ich 100% unterschreiben. Hab mir gerade das Album bei deejay.de angehört, und hab vergebens versucht Review-Aussagen in die Musik zu interpretieren...

Wie schön das wir immer noch Individuen sind und jeder alles so zeimlich ander empfindet. Sonst wäre es doch eine langweilige Welt?! [/QB]

---