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Thema: Schweizer Djs dürfen zahlen - Ifpi Schweiz holt zum Schlag aus
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alexosiris
   
Usernummer # 9442
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Tages-Anzeiger der Schweiz vom 12.02.2007
Jetzt zahlen DJs, dann Restaurants
Die Musikindustrie verlangt bis zu 5000 Franken pro Jahr (3082.04 Euro*)von DJs, die Lieder für ihre Auftritte auf eine Festplatte laden.
Von Eric Baumann
Als Schrecken der Nutzer von Downloadbörsen hat sich Ifpi Schweiz, Branchenverband der Musikindustrie, bereits einen Namen gemacht. Nun hat sie neue Opfer ausgemacht: die DJs. Ihnen droht sie mit happigen Schadenersatzforderungen und strafrechtlichen Konsequenzen.
Dabei geht es nicht etwa um das öffentliche Abspielen fremder Lieder - dafür kassiert bereits die Urheberrechtsverwalterin Suisa. Betroffen von der Ifpi-Steuer sind unerwartete Bereiche: Zahlen sollen DJs, wenn sie vor einem Auftritt Lieder auf den Computer laden oder auf einer CD zusammenstellen, um so für ihr Set weniger Platten mitschleppen zu müssen. Zahlen sollen sie auch, wenn sie eine CD mit ihren Lieblingstracks mischen, um Klubbetreiber von ihrem Repertoire zu überzeugen, oder wenn sie einige Hörproben daraus ins Netz stellen.
In allen diesen Fällen geht es nur um das Kopieren von Songs. «Labels müssen für solche Kopiervorgänge entschädigt werden», findet Beat Högger von Ifpi Schweiz.
DJs, die sich Ärger ersparen wollen, müssen künftig aufs Kopieren verzichten oder zahlen. Denn die Tarife sind happig: Best-of-Zusammenstellungen für Auftritte oder zur Promotion kosten je 2000 Franken pro Jahr (1232.82 Euro*). Wer weniger als zwölfmal jährlich auftritt, muss «nur» 500 Franken (308.204 Euro*)hinblättern. Wer Soundmüsterchen ins Internet stellt, bezahlt pauschal 500 Franken (308.204 Euro*). Alles zusammen ergibt, inklusive 7,6 Prozent Mehrwertsteuer, exakt 4842 Franken (2984.65 Euro*).
Post für 200 DJs
Letzte Woche haben rund 200 einheimische DJs einen persönlich adressierten Warnbrief der Ifpi erhalten. Im Couvert dabei war auch gleich ein Vertrag, um die entsprechenden Rechte abzugelten. «Wir haben die Adressen in DJ-Datenbanken gefunden», sagt Högger. Wer bis 19. Februar unterschreibt, erhält «gratis» die Rechte für das vergangene Jahr dazu. Wer den Vertrag bricht, bezahlt mindestens 5000 Franken (3082.04 Euro*) Busse.
«Ich bin ganz schön erschrocken, als ich diesen Brief erhalten habe», sagt der Zürcher House-DJ Dani Koenig. Dass ihn die Sache gar nicht betrifft, merkte er erst nach einem einstündigen Telefongespräch mit einem Mitarbeiter der Ifpi. «Der Gesprächspartner hatte keine Ahnung, mit welchen Mitteln ein DJ arbeitet und wo er seine Songs bezieht.» Styro2000, Zürcher Elektro-DJ, glaubte an einen schlechten Scherz: «Offenbar ist die Plattenindustrie am Zusammenklappen. Das Vorgehen ist total daneben.»
Daniel Ott, Betreiber des Aufnahmestudios Plärrr in Schaffhausen, schreibt in einem offenen Brief von einem «Kriegszug gegen Schweizer DJs»: «Bei der Auszahlung werden garantiert die Falschen unterstützt.» Schliesslich rührten DJs die Werbetrommel für Tonträgerproduzenten.
Laut Ifpi-Mitarbeiter Högger fliessen Einnahmen aus den Verträgen mit DJs nicht direkt an Musiker, sondern an die Ifpi-Mitglieder, an Musikkonzerne wie Universal, Warner, Sony BMG und EMI. Verteilt wird nach Anzahl verkaufter Alben. Vergangenes Jahr hätten also die Labels von Interpreten wie den Red Hot Chili Peppers und Robbie Williams am meisten profitiert.
Das bemängeln selbst Schweizer DJs, die mit ihren eigenen Produktionen öfters in der einheimischen Hitparade auftauchen. DJ Tatana etwa: «Die meisten der betroffenen DJs spielen Musik von internationalen Dance Labels, die in der Schweiz wenig verkaufen und deshalb bei der Verteilung nicht berücksichtigt werden.» Robert Meyer alias Minus 8 findet, die Ifpi müsste unterscheiden zwischen Liedern, die vor dem Kopieren gekauft worden sind, und solchen, die ohne Bezahlung im Internet heruntergeladen wurden.
Ifpi-Vertreter Högger geht sogar davon aus, dass solche DJs von dieser Aktion profitieren: «Sie betrifft nicht Leute mit ausschliesslich eigener Musik, sondern DJs, die beispielsweise Gloria Gaynors ‹I Will Survive› auflegen.» Er bestätigt, dass Ifpi neue Einnahmequellen erschliessen will.
Nach den Plattenlegern müssen sich weitere Zielgruppen auf einen Brief des Musikindustrieverbands gefasst machen. «Es gibt heute beispielsweise viele Restaurants, die ab einem iPod oder einem Computer Musik spielen.» Solche Berieselung setze, so Högger, einen Überspielvorgang voraus: «Auch in diesem Fall ist das Kopierrecht tangiert.»
*Wechselkurs vom 12.02.2007 ---------------------------------------------- Anmerkung vom BVD e.V. am 13.02.2007 um 10.45 Uhr: Wir als Berufsverband Discjockey e.V. werden uns für alle DJ's hier in Deutschland einsetzen, dass es hier nicht soweit kommt. Und hoffentlich wird jedem klar, das man als einzelner hier nichts mehr erreichen kann. Spätestens jetzt sind wir nur gemeinsam stark. Also unterstützt uns dabei. Es geht um Euer Geld!
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Es ist zwar vorerst nur die Schweiz betroffen. Dennoch harter Tobak. Schweizer Djs hier anwesend? Was meint ihr dazu?
Aus: Burgau | Registriert: May 2003
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Suckz
 217cup 2oo4
Usernummer # 4884
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: alexosiris: Laut Ifpi-Mitarbeiter Högger fliessen Einnahmen aus den Verträgen mit DJs nicht direkt an Musiker, sondern an die Ifpi-Mitglieder, an Musikkonzerne wie Universal, Warner, Sony BMG und EMI. Verteilt wird nach Anzahl verkaufter Alben. Vergangenes Jahr hätten also die Labels von Interpreten wie den Red Hot Chili Peppers und Robbie Williams am meisten profitiert.
Der Satz schlägt mir doch glatt die Blomben aus den Zähnen! Mafiöse Vorgehensweisen und dazu noch so offensichtlich frech - unglaublich! Und auch an den "Gebühren" wird kräftig die Finanzschraube gedreht. Ich finds erschreckend!
Und es erinnert mich an Taniths Post in seinem Forum vor wenigen Jahren...
Aus: Frankfurt/Main | Registriert: Feb 2002
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alexosiris
   
Usernummer # 9442
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Hart oder? Ich weiß auch nicht so recht, was man zu sowas noch sagen soll.
Irgendwie sehr surreal das ganze. *g
Aus: Burgau | Registriert: May 2003
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jason_ynx
     
Usernummer # 2636
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Hallo??? Ich will doch stark hoffen, dass das vor ein Schweizer Gericht geht...
Aus: Mannheim | Registriert: May 2001
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Nick
  
Usernummer # 47
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Ein Punkt nochmal langsam für einen ü30iger: wenn ich eine mp3 Datei legal kaufe und diese per USB-Festplatte/Laptop/Speicherkarte/CD spiele soll ich auch schon blechen? Oder zählt das noch nciht dazu?
ansonsten ultra Schwachsinnig, vor allem so Sprüche wie «Wir haben die Adressen in DJ-Datenbanken gefunden» LOL wie schlecht ist das denn?
Aus: somewhere near FfM | Registriert: Dec 1999
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alexosiris
   
Usernummer # 9442
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Nick, laut dieser Meldung müsstest du dann auch bezahlen. Schließlich hast du es ja kopiert.
Aus: Burgau | Registriert: May 2003
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Nick
  
Usernummer # 47
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Naja, was heiss kopiert? Ich habe sie heruntergeladen und abgespeichert! Nach meiner Auffasung als Informatiker habe ich die Datei da noch nicht kopiert, also wenn ich jetzt das Schleppi mitnehme auf dem ich die Datei heruntergeladen habe und spiele, wo bitte ist da das Kopieren?
Das ist mir ja grad mal nicht klar
Aus: somewhere near FfM | Registriert: Dec 1999
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alexosiris
   
Usernummer # 9442
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Nick: Naja, was heiss kopiert? Ich habe sie heruntergeladen und abgespeichert! Nach meiner Auffasung als Informatiker habe ich die Datei da noch nicht kopiert, also wenn ich jetzt das Schleppi mitnehme auf dem ich die Datei heruntergeladen habe und spiele, wo bitte ist da das Kopieren?
Das ist mir ja grad mal nicht klar
Seit wann kann man das Handeln der Musikindustrie mit gesundem Menschenverstand erklären? Wir leben leider nicht in den 70ern wo die Welt noch in Ordnung war.
Aus: Burgau | Registriert: May 2003
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Nick
  
Usernummer # 47
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: alexosiris: Seit wann kann man das Handeln der Musikindustrie mit gesundem Menschenverstand erklären? Wir leben leider nicht in den 70ern wo die Welt noch in Ordnung war.
ok, gegen das Argument habe ich natürlich nichts mehr zu bestellen
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Daniel Ott
Usernummer # 17775
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Hallo zusammen
Ich bin übrigens derjenige, der gegen die IFPIraten in den Krieg gezogen ist, Plärrr Studio Productions GmbH, Schaffhausen. Alle Beiträge zu dem Thema, samt Radio Interview findet ihr unter http://www.plaerrr.ch/news.htm
Ist doch der Hammer, die Geschichte, oder? Wartet mal, bis die Idee zu euch rüber schwappt... ;-)
Ich bleibe auf alle Fälle an der Story dran. Habe heute ein www.heise.de ein Interview gegeben...
Alle News werden immer auf meiner Page publiziert werden.
Gruss, Daniel
Aus: Schaffhausen | Registriert: Feb 2007
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chris
User
Usernummer # 6
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Salut Daniel,
halte uns doch auch bitte hier auf dem Laufenden - an dieser Stelle ein herzliches Willkommen und 'grüzi!' ..! Aber sagt mal...
..auf welcher rechtlichen Grundlage basiert denn der Vertrag? Ich hab' versucht, das zwischen den Zeilen und im Artikel selbst zu lesen und finde hier nicht ausreichende Informationen. Auf der Suche nach der typischen Floskel am Rillenrand "Unauthorised copying, public performance and broadcasting of this record prohibited" scheint mehr und mehr bei den Releases zu fehlen, ich musste gerade mehrere Dutzend aktuelle Scheiben wühlen, bis ich gefrustet zu 'ner uralten CD gegriffen habe, auf der dieser Kommentar noch steht. Die Frage ist ferner dann auch, ob das Übertragen eines rechtmässig erworbenen Stück Musiks auf einen anderen Datenträger durch Konvertierung in ein anderes Format noch von dieser Klausel überhaupt betroffen ist - einerseits aus rechtlicher Sicht, andererseits natürlich auch aus der Sicht, dass es heute zwingend selbst für Privatanwender ein Umdenken erfordert, denn iTunes bietet ja selbst eine wunderbare Funktion an, seine CD-Sammlung zu konvertieren, um sie auf den iPod zu kopieren. Ähm, aber bitte kommt mir jetzt nicht damit, dass man früher Abgaben auf Leer-Kassetten zahlen musste und damit das vor 25 Jahren schon bekannte Phänomen gerechtfertigt werden konnte, seine Vinylsammlung auf Kassette zu kopieren, um die dann später auftauchenden Walkman-Geräte zu füttern.
Wieso muss gemäß dem Artikel ein Label für das reine Kopieren bzw. Konvertieren von einem Format auf das andere entschädigt werden?! Wenn ich also in iTunes einen Track kaufe, dann darf' ich ihn mir selbstverständlich auch auf audio-cd brennen, dafür ist diese Funktion in iTunes implementiert. Umgekehrt natürlich könnte im Booklet einer Audio-CD vielleicht ein Hinweis angebracht sein, dass diese Daten nicht mit Systemen wie iTunes in ein 'anderes', ebenso digitales Format konvertiert werden dürften - das sehe ich auch noch ein, auch wenn es vollkommener Blödsinn wäre.
Würde die schweizer Klausel also auch implizieren, dass ein DJ, der mit Ableton arbeitet, sein mp3 nicht als .wave-Date konvertieren und von Ableton Live konvertieren darf, da hier die Ursprungsdatei a) verändert wird und b) er das vielleicht von Verzeichnis c:/beatport/ in c:/live6/tracks/ kopiert oder - ohmeingott - vielleicht sogar den Song von seinem stationären PC daheim auf's Notebook zieht?!
"In allen diesen Fällen geht es nur um das Kopieren von Songs. «Labels müssen für solche Kopiervorgänge entschädigt werden», findet Beat Högger von Ifpi Schweiz."
Das ist ja sowas von gaga, ich glaub's einfach nicht. Und wieso wird hier von Strafe gesprochen..? Hierzulande wäre das alles doch erstmal 'ne rein zivilrechtliche Sache..?
http://www.plaerrr.ch/Dateien/IFPI%20Brief%20und%20Vertrag.pdf (klappt leider nicht auf'm mac mit preView)
Erklärt mir Doofi mal bitte die rechtliche Grundlage... danke,
Chris
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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the_undefined
    
Usernummer # 3100
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versteh ich das richtig, dass wenn ich ein dj set auf meiner seite anbiete, jeder übergang nach 60 sekunden geschehen sein muss? (sofern ich natürlich in der schweiz leben würde )
Zitat: 2.3. Wahrnehmbarmachung von Hörproben via Internet . 2. Die Spieldauer eines jeden Ausschnitts ist auf eine Dauer von 60 Sekunden limitiert
Aus: berlin | dahlewitz | new orleans (2012) | Registriert: Jul 2001
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dipol
   
Usernummer # 6415
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ohne detailliertes wissen eventueller unterschiede der urheberrechte in der schweiz und großbritannien, hört es sich doch sehr nach einer übernahme der regelung des britischen verbandes an. dort muß man als so genannter "digital dj" seit einiger zeit auch eine lizenz erwerben. hier kann man sich dann auch in die ensprechende argumentation einarbeiten:
www.ppluk.com --> music users --> digital dj
wer in der faq dann aber eine wirkliche begründung findet, sage mir bescheid. ist ja bald ostern.
Aus: dem Pütt | Registriert: Jun 2002
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alexosiris
   
Usernummer # 9442
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verfasst
Ich weiß, es ist noch ein wenig verfrüht weil uns diese Sache in Deutschland "noch" nicht betrifft.
Wäre es aber nicht sinnvoll, langsam über ne Art Fond nachzudenken um dann genügend Kapital zu haben um dagegen mit ner Sammelklage vorzugehen? Oder inwieweit deckt eine Rechtsschutzversicherung die Anwaltkosten in einem solchen Fall ab?
Nur so ne Überlegung.
Aus: Burgau | Registriert: May 2003
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pre-amp tango
    
Usernummer # 10117
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also wenn ich das richtig verstehe, müssen auch die djs zahlen, die mit dateien/cds bemustert werden und die sachen tatsächlich spielen?
ich glaub, die haben bei der ifpi den lieben langen tag nix anderes zu tun als sich zu überlegen, wem sie denn heute wieder auf den kopf pinkeln können...
Aus: dem hohen Norden | Registriert: Jul 2003
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pelliuM
    
Usernummer # 4464
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verfasst
Für son manch einem Randschweizer würde es sich da ja schon fast lohnen seinen Sitz ins Ausland zu verlegen. Wäre sicherlich schade für die Schweizer DJ-Szene!
Aus: Berlin | Registriert: Dec 2001
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roadrenner
   
Usernummer # 13607
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verfasst
auch wenn ich als party besucher nur indirekt davon betroffen bin, hört sich das ganze für mich nach ner riesen sauerei an. diese ganze copyright geschichte führt noch dazu, dass man große teile der hart erkämpften freiheit der letzten 50 jahre wieder verliert. es betrifft zwar "nur" musik, aber der scientology artikel zeigt, wie sich das auch auf andere digitale medien ausbreiten kann.
da möchte man doch echt anfangen mit steine werfen... unglaublich dämlich manche leute!
ich hoffe der kelch kann abgewendet werden.
gruß roadrenner
Aus: die Maus | Registriert: Nov 2004
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