Ich weiss, wir hatten das Thema erst vor kurzem. Trotzdem möchte ich es nochmal aufgreifen, um ein paar irrige Vorstellungen, die leider immer noch viel zu oft im Internet und sonstigen Medien darüber verbreitet werden, zu korrigieren. Ich denke, es ist auch ein gutes Lehrstück darüber, wie die Wissenschaft durch die Politik instrumentalisiert wird. Die kürzlich im renommierten Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichte Studie, die beansprucht Hinweise darauf gefunden zu haben, dass MDMA bereits nach einer einmaligen partyüblichen Dosis Parkinson oder zumindest das Risiko dafür auslöse, ist mehr als unseriös. Die Studie wurde von Dr. Ricaurte durchgeführt, dessen erkärtes Ziel es ist, zu beweisen, dass MDMA bereits nach einmaliger Dosis irreparable Schäden im Gehirn verursacht und der zu diesem Zweck schon meherere methodisch höchst fragwürdige Studien durchgeführt hat. Traurigerweise ist ihm durch diese "edle" Gesinnung die Unterstützung der amerikanischen Politik gewiss und braucht sich keine Sorgen um die Finanzierung seiner Projekte zu machen.
Ganz nebenbei: Dr. Ricaurte war Mitte der Achzigerjahre massgeblich bei der Diskussion beteiligt, ob MDMA in den USA auf die Betäubungsmittelliste gesetzt werden soll oder nicht. Wie man sieht war er erfolgreich. MDMA wurde zu den härtesten und gefährlichsten Substanzen zusammen mit Heroin und Kokain in Schedule I eingestuft. Es ist tragisch, dass die meisten europäischen Länder es unmittelbar später den USA nachgemacht haben und ebenfalls die gleiche irrationale unbegründete Einordnung vorgenommen haben.
Doch zurück zur Studie: Was in all diesen Agenturmeldungen, die in jeder hinterletzten Zeitung abgedruckt war, zur Studie von Ricaurte eben nicht gesagt wurde ist, dass bei seinen Experimenten mit Menschenaffen MDMA injiziert wurde, was absolut nicht mit einer oralen Einnahme zu vergleichen ist. Bei einer Injektion ist die Wirkung mindestens ca. 2x stärker. Und sogar dann noch scheint die Dosis viel höher gewesen zu sein, als ein Mensch üblicherweise konsumiert. Wie sonst ist es zu erklären, dass von den 10 Menschenaffen, denen MDMA verabreicht wurde 2 an einer Überdosis gestorben sind???!!!! 2 weitere Affen bekamen nach der 2. Dosis dermassen starke körperlichen Probleme, dass auf die Gabe der 3. Injektion verzichten werden musste. Ich denke mal, die meisten von euch hier drin wissen, dass sich ein Mensch massivst mit Ecstasy überdosieren muss, bis er in ernsthafte Lebensgefahr gerät. Die äusserst seltenen Todesfälle durch MDMA stützen diese Behauptung. Wenn dieser Dr. Ricaurte nun, um zu zeigen, dass MDMA die dopaminergen Neuronen zerstört, so stark überdosieren muss, dass diese Affen beinahe sterben, kann etwas nicht mehr mit rechten Dingen zu und her gehen. Ich hoffe ihr pflichtet mir in diesem Punkt bei. Es geht mir hier nicht darum, Ecstasy zu verherrlichen oder Werbung dafür zu machen, aber wenn solche Unwahrheiten verbreitet werden, muss ich einfach eingreifen. Eine der besten Informationsquellen zu Gebrauch und Missbrauch von Ecstasy ist www.maps.org. Ich habe dort einige interessante Artikel zur obigen Problematik gefunden. Da die meisten von euch wahrscheinlich eh zu faul sind, englischsprachige wissenschaftliche Literatur durchzuackern, habe ich mir die Mühe gemacht einen Artikel zur Studie von Ricaurte auf deutsch zu übersetzen. Entschuldigt meine z.T. schlechte deutsche Formulierung.
Wie sagte doch Timothy Leary so schön: Just say know!
Ich kämpfe dafür!! Ihr hoffentlich auch.
Wissenschaftler üben scharfe Kritik an den Schlussfolgerungen einer neuen Ecstasy-Studie
Versuchsaffen, denen eine tödliche Drogendosis injiziert wurde, simulierten nicht menschlichen Gebrauch
Drogenerziehungsexperten warnen: Übertreibung diskreditiert Message.
Wissenschaftler haben gegenüber der am 27. September im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichten Studie starke Kritik ausgedrückt. Die Menschenaffen-Studie von Dr. George Ricaurte und Kollegen berichtet, dass MDMA - oder Ecstasy - dopaminerge Neuronen im Gehirn zerstört und weist darauf hin, dass solche Schäden anzeigen, dass MDMA die Parkinsonsche Krankheit beim Menschen verursachen könnte.
Kritiker, die auf diese fraglichen Vermutungen aufmerksam gemacht werden, sagen, es weise auf nichts solches hin. Sie drücken ihre Besorgnis über die oftmals übertriebenen Einschätzungen von Schädigungen durch Drogen aus. Diese - so sagen sie - würden die Anstrengung von Eltern und Lehrern, einen offenen und ehrlichen Dialog aufzubauen, zu Nichte machen.
Dr. Juan Sanchez-Ramos Ellis, Professor der Neurologie an der Universität von Süd Florida und Experten in Parkinsonismus und dopaminerger Neurotoxizität sagen, die mehrfache Dosis injiziertes MDMA, die von Dr. Ricaurte Menschenaffen verabreicht wurde, entspricht nicht dem, was Menschen ausgesetzt sind, verursacht nicht Zelltod und macht keine Voraussagen bezüglich Anfälligkeit zu Parkinson als ein Resultat von MDMA.
Laut Jugend-Drogen-Erziehungsexperten is es kontraproduktiv die Schädigungen durch Drogen zu übertreiben und zu verdrehen. Aber sie sagen, dass all zu oft, Forschungsresultate - und die Art, wie diese gefördert und gebraucht werden - mehr durch Drogenpolitik und eine Einschüchterungstaktik-Philosophie als durch wissenschaftliche Prinzipien gesteuert werden.
"Wie jederman, hören junge Leute auf zu vertrauen, wenn du die Wahrheit verdrehst, um sie einzuschüchtern" sagt Marsha Rosenbaum, Direktorin des Erste Hilfe Projekts des Drogen-Polizei-Verbundes. "Gute Wissenschaft, nicht irregeleitete Angst, hilft uns, ehrlich und effektiv mit unseren Teenagern über Drogengebrauch und ihre Sicherheit zu reden.
Wissenschaftler weisen auf verschiedene wichtige Mängel der Studie hin.
1) Die verabreichten Dosen sind nicht repräsentativ für menschliche Dosen
Der vor Veröffentlichung gesetzte Titel des Artikels "Schwere dopaminerge Neurotoxizität in Menschenaffen nach Verabreichung einer einzigen (Party-)Dosis von MDMA (Ecstasy)" veranlasst zu denken, es liefere einen Beweis über die Effekte einer einzigen (Party-)Dosis von MDMA. In Wirklichkeit aber, wurde allen bis auf zwei Menschenaffen der Studie drei Dosen MDMA innerhalb einer 6-Stunden-Periode injiziert.
Dr. Ricaurte und Kollegen beanspruchen, dass gemäss ihres Berechnungsmodells zur Einschätzung einer Dosis für die Tiere, welche einer equivalenten Dosis beim Menschen entsprechen würde, "individuelle Dosen von MDMA, die in dieser Studie verabreicht wurden, niedriger sind, als diese, welche Menschen typischerweise konsumieren..." Es ist schwierig zu glauben, sagen Kritiker, dass eine Dosis, die so fatal ist, equivalent zu einer Dosis sein soll, die Menschen sich gewöhnlich selbst verabreichen und die ausserordentlich selten fatale Reaktionen zeigen. Kritiker sagen, dass die dieser Unterschied in der Todesrate des weiteren die Gültigkeit des Berechnungsmodells in Frage stellt.
2) Daten von aktuellen menschlichen Studien zeigen keine Dopamin-Reduktion von MDMA
Dr. Ricaurte und Kollegen weist darauf hin, dass Leute, die MDMA nehmen, könnten analoge dopaminerge Veränderungen haben mit einem erhöhten Risiko an Parkinson zu erkranken. Sie schafften es aber nicht, einige kürzliche menschliche Gehirn-Scan-Studien und eine post-mortem (nach Tod) Autopsie-Studie zu zitieren, die normale Dopamin-Systeme in sehr erfahrenen MDMA-Konsumenten gefunden hatte. Diese Studien weisen darauf hin, dass MDMA keine dopaminerge Veränderungen im Menschen erzeugt.
Dr. Ricaurte und Kollegen haben selbst eine Studie mit Menschen durchgeführt, in der sie die Rückenmarksflüssigkeit von sehr erfahrenen MDMA-Konsumenten untersuchten. Sie fanden keinen Beweis für einen tieferen Spiegel an Dopamin-Metaboliten (Abbausubstanzen). Diese Rückenmarksstudien, ebenfalls im "Science"-Artikel nicht zitiert, sind ein indirektes Mass für ein mögliches Parkinsonrisiko und sind durch genauere Gehirn-Scan und Autopsie-Studien ersetzt worden.
3) Es gibt keine bewiesene Verbindung zwischen Parkinson und Amphetamin und Methamphetamine
Die dopaminergen Veränderungen, die in dieser Studie durch MDMA produziert wurden, sind ähnlich wie jene bei D-Amphetamin und D-Methamphetamin, zwei Drogen die strukturell und funktionell dem MDMA ähnlich und seit über fünfzig Jahren als rezeptpflichtige Medikamente legal erhältlich sind. Während dieser Zeit gab es nie einen überzeugenden Beweis für eine Verbindung zwischen diesen dopaminergen Veränderungen und der Parkinson-Krankheit. Dies weist darauf hin, dass mehr Beweise nötig sind, bevor die dopaminergen Veränderungen, die durch Dr. Ricaurte's Verabreichung einer mehrfachen Dosis produziert wurden, mit einer neurologischen Krankheit in Verbindung gebracht werden können.