Irgendwie muss ich doch noch mal öffentlich über diesen denkwürdigen Anruf vom Geschäftsführer der Firma „*******-*********“ Hannover, dessen Name mir leider entfallen ist, berichten. Ich musste mir auch erst mal von ihm erklären lassen, wer er ist, da er sich für einen sehr wichtigen Macher in der deutschen Technoszene hält.
Also, seine Firma veranstaltet folgende Clubs bzw. Events: „H-de-M“ (Hannover), „Airport Explosion“, „Simply Delicious“ und „Time Warp Nord”. Nun zu dem Grund seines Anrufs bei mir.
Ich hatte nach der Schließung des Kasseler Clubs „Die Nacht“ (Ehemalige Stammheim- bzw. Aufschwung-Ost-Räumlichkeiten) bei verschiedenen Clubs wegen Bookings für die nun heimatlosen House-Residents angefragt. Unter anderem auch im H-de-M in Hannover. Und ich bekam eine Reaktion darauf – und was für eine...
„Hallo, hier ist ... von *******-********* in Hannover. Du hattest wegen eines Bookings angefragt. Ich muss dir leider sagen, das du und auch dein DJ-Kollege aus der „Nacht“ niemals und niemals mehr in folgenden Clubs bzw. auf folgenden Events (siehe oben) auflegen werden! Und auch im Umkreis nicht...“
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Ich sagte: „Erst mal ganz langsam, ich konnte gerade überhaupt nicht folgen“ und ließ ihn sein Problem etwas näher erklären.
Er hatte scheinbar ein riesiges Problem damit, das sich irgend jemand erdreistet hatte, in den Räumen des durch Unfähigkeit heruntergewirtschafteten und mittlerweile geschlossenen „Stammheims“ einen neuen Club aufzumachen. Eigentlich wäre es eine simple „Kopie“, wenn nicht sogar „dreister Diebstahl“ bzw. „Ideenklau“ gewesen. Als er dann noch sagte, das er mit den Ex-Stammheim-Betreibern sehr eng befreundet sei, wurde mir einiges klar. Nach den Boykott-Aktionen dieser Herrschaften, die ich am Rande mitbekommen hatte, konnte er auch nur auf diesen Zug mit aufgesprungen sein.
Er erklärte mir dann welchen göttlichen Status diese heiligen Hallen für ihn haben und das er seine jetzige Ehefrau dort kennen gelernt hat und schon seit „Aufschwung-Ost“ -Zeiten dort feiern gegangen ist.
Weiterhin sei er es, der mit seinen Veranstaltungen die Techno-Szene aufrecht und am Leben erhalten würde und das er solchen Frevel nicht dulden könne.
Wörtlich sagte er dann: “Du hast mit der Entscheidung in diesem Club aufzulegen, definitiv aufs falsche Pferd gesetzt und musst jetzt mit den Konsequenzen leben.“
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Na ja, solche Boykotte sind der Szene aber nicht gerade förderlich!!!
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Nachdem er mir in ca. 15 min sein, eben von mir komprimiert wiedergegebenes, Problem geschildert hatte, kam ich auch mal zu Wort.
Ich wies ihn darauf hin, das er mit seinem Frust offensichtlich beim Falschen gelandet sei, da ich definitiv nichts mit den Betreibern der „Nacht“ zu tun hätte, seine Meinung nicht teile und mich völlig aus solch einer bescheuerten Diskussion heraushalte.
Er als Betreiber einer Disco bzw. Veranstalter von Events sollte doch am allerbesten wissen, inwiefern Deejays mit dem ganzen Geschäft zu tun haben. DJ’s werden lediglich gebucht, so wie das auch bei mir und der „Nacht“ der Fall war. Aus dem Gebaren der Betreiber und dem laufenden Geschäft hält sich ja wohl jeder DJ raus, es sei denn, er ist selber Geschäftsführer.
DER DEEJAY IST FÜR DIE MUSIK UND DIE STIMMUNG ZUSTÄNIG, SONST NICHTS!!!
Und in welchem Club der jeweilige DJ auflegt, bestimmt sein Management, sein Terminplan und seine Familie. Wenn sich der DJ auch noch über eventuelle Neider des Clubs, in dem er auflegt, Gedanken machen muss, na dann gute Nacht liebe Technoszene.
Da sich der Herr Sorgen über meine Verbindungen zu den Club-Betreibern macht, muss ich ihn darauf hinweisen, das ich schon für einen Herrn Oliver Friedrich und einen Herrn Pierre Blasczik in den Räumen der Factory Salzmann Platten gedreht habe, als er den Laden wahrscheinlich noch nicht mal kannte...
Nun kurz und gut, meine Erklärungen zur Sachlage beeindruckten den Herrn sehr wenig und er blieb bei seiner Haltung, mögliche Auftritte meinerseits in seinem „Revier“ weiterhin zu boykottieren. Ich sagte, das mir die Situation und er leid tut und wir beendeten das Telefonat.
Nachtrag:
Nachdem ich etwas in dieser Sache nachgeforscht hatte, stellte sich heraus, das diese Firma sehr an einer Beteiligung interessiert war, als die Betreiber der „Nacht“ auf der Suche nach Partnern und Investoren war, aber nicht beteiligt werden konnte...
DJ Stereoslave, Kassel 04.03.2003
[ 06-03-2003: Beitrag editiert von: Stereoslave ]
[ 06-03-2003: Beitrag editiert von: Stereoslave ]
[ 11-03-2003: Beitrag editiert von: Stereoslave ]