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Thema: Haschisch und Justiz-Die holländische Regierung will den Drogenkonsum reglementieren
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TEKK
   
Usernummer # 2612
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Haschisch und Justiz - Die holländische Regierung will den Drogenkonsum reglementieren
Gelegenheit zur Begeisterung hat Henk de Fries oft gehabt. Aber die dritte Meisterschaft des von ihm gesponserten Eishockey-Clubs ¸¸Amsterdam Bulldogs" freut ihn ganz besonders. Der ¸¸Goldonkel", wie er in der Szene genannt wird, hat als einer der ersten vor 30 Jahren in Holland einen Coffee-Shop eröffnet. Das war ein historisches Ereignis. Inzwischen gibt es 800 legale Coffee-Shops, davon in Amsterdam allein rund 250, und einer davon ist ¸¸The Bulldog" in einer ehemaligen Polizeiwache im Herzen der Stadt: das berühmteste Drogen-Café der Welt - eine touristische Attraktion. Wie alle, die legal oder illegal mit Drogen handeln, ist auch De Fries reich geworden. Schätzungsweise drei von vier Jugendlichen reisen wegen Drogen nach Amsterdam. Als vor drei Jahrzehnten die Niederlande Softdrugs wie Haschisch und Marihuana für den Handel freigaben, glaubten die Politiker noch an das Gute im Menschen. Sie haben die Attraktivität der Coffee-Shops unterschätzt, aber auch die Kreativität krimineller Vereinigungen, die den Drogenhandel längst im Griff haben. Wunschtraum und Ziel war es, das als unlösbar geltende Drogenproblem unter Kontrolle zu halten. Zwar verstößt in den Niederlanden auch der Handel mit Softdrugs gegen das Gesetz. Aber kleinere Mengen dieser Rauschgifte fallen unter das Toleranzprinzip. Dafür gilt das Wort ¸¸gedogen", was soviel heißt wie ¸¸strafbar, aber nicht strafwürdig". Handel und Besitz von Heroin oder Kokain sind dagegen nach wie vor streng verboten. Wegen dieser Widersprüche wird Holland von außen immer wieder angegriffen, aber auch im Land selber mehren sich die kritischen Stimmen. Am Gründonnerstag beschloss die Regierung, den Verkauf von Softdrugs, die zu viel des Wirkstoffs THC enthalten, zu verbieten. Amsterdams Bürgermeister Job Cohen, der sich um das Image seiner Stadt Sorgen macht, konterte sogleich: ¸¸Die Coffee-Shops sind eine Errungenschaft." Während die konservative Regierung um den Christdemokraten Jan Peter Balkenende eine repressive Drogenpolitik fordert, plädiert der Stadtrat von Amsterdam mehrheitlich für die Legalisierung des Anbaus von Cannabis.
Vom Nikolaus
Eine Schwachstelle bei den legalen Coffee-Shops ist die Bevorratung - sie ist illegal; Kauf und Genuss werden jedoch toleriert. Wird ein Coffee-Shop-Besitzer gefragt, woher er seine Ware habe, lautet häufig die Antwort: ¸¸Vom Nikolaus." Das angebotene ¸¸Nederwiet", auch ¸¸grünes Gold" genannt, stammt größtenteils aus heimischer Produktion und gilt als das beste Haschisch der Welt. Jährlich werden im Polderland schätzungsweise 35 Tonnen Cannabis geerntet; acht Milliarden Euro werden damit erwirtschaftet. Bei einem Verbot der Coffee-Shops würde also ein florierender Wirtschaftszweig mit schätzungsweise 20 000 Arbeitsplätzen liquidiert werden. Die Leute, die das Zeug vertreiben, sind großenteils Unternehmer, die brav Steuern zahlen. Mit der niederländischen Drogenpolitik beschäftigen sich zur Zeit nicht nur das nationale Parlament, sondern auch einige Euro-Parlamentarier und die Sachverständigen des Gesundheits- und des Justizministeriums. Die schärfste Kritik kommt aus Paris, London und Stockholm. Für Frankreichs Präsident Jacques Chirac ist Holland ein ¸¸Drogenstaat". Jaap de Hoop Scheffer, heute Nato-Generalsekretär, hatte als Außenminister über sein Heimatland gesagt: ¸¸Holland ist das Kolumbien Europas." Liberale Politiker, Polizeichefs und Therapeuten, die nichts von einem Verbot halten, verweisen darauf, dass die Duldungspolitik sehr viel erfolgreicher sei als die Verbotspolitik in den Nachbarländern: Das Drogenelend sei von den Straßen verschwunden. Auch steige nur ein kleiner Teil der Software-Klientel auf harte Stoffe um. Die holländische Drogenpolitik ist von Pragmatismus und Nüchternheit geprägt: Man glaubt, dass rigorose Verbote bestimmte gesellschaftliche Probleme nicht aus der Welt schaffen können. Andererseits seien Offenheit und pragmatische Toleranz wichtige Anreize für die wirtschaftlich potente ¸¸kreative Klasse": Je offener die Drogen- und Prostituiertenpolitik, je umfangreicher die Schwulenszene, desto größer sei die Ausstrahlung auf Kreative, auf Werbe- und Marketingbüros, auf Wissenschaftler und Künstler. Kein Zweifel: In der Drogenpolitik reden die Vertreter der Öffentlichkeit seit Jahren aneinander vorbei. Man versucht nicht einmal, die Beweggründe der anderen Seite zu verstehen. Die Befürworter einer Legalisierung werden von Bürgermeistern unterstützt, in deren Gemeinden der Drogenhandel eine wesentlicher Wirtschaftsfaktor ist. Sie glauben, dass Produktion und Handel sehr viel besser kontrolliert, ja dass Kriminelle ausgeschaltet werden könnten, wenn der Staat seine Haltung zum Problem ändere. Den Cannabis-Züchter Hollands ist es gelungen, den THC-Bestandteil im Haschisch von 1,9 auf 15 Prozent zu erhöhen. Damit rücken die tolerierten Softdrugs in die verbotene Zone vor, sie schließen auf zum Kokain. Die Verbotsandrohung der Regierung muss also ernst genommen werden. Die Minister Donner und Hoogervors gelten als Hardliner; sie werden durchsetzen, was sie angekündigt haben. Zunächst will die Regierung mit einem allgemeinen Rauchverbot den Coffee-Shops das Leben schwer machen.
SIGGI WEIDEMANN Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.86, Mittwoch, den 14. April 2004 , Seite 15
Aus: Munich X | Registriert: May 2001
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KIEFERCRASH MUC
Technopunk
Usernummer # 7194
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verfasst
aaaarghh! soll das jetzt ein verspäteter aprilscherz sein oder was? dachte die haben vor kurzen erst in england die drogenklassifizierung für thc gelockert, und jetzt soll ausgerechnet london unter den am stärksten druck machenden regierungen sein?
Aus: MUC | Registriert: Sep 2002
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Longi
monoclub-hannover
Usernummer # 779
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verfasst
Das schöne ist mit Drogenpolitik kann man hervorragend von anderen Problemen ablenken...
Aus: Hang-over | Registriert: Jul 2000
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tanzend-gelber-vogel
Usernummer # 7315
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: LongOne: Das schöne ist mit Drogenpolitik kann man hervorragend von anderen Problemen ablenken...
....drogenpolitik?? welche rdrogenpolitik denn? schön wenns denn eine -einheitlich geltende- geben täte.
noch nicht mal dazu sind manche länder in der lage -deutschland nicht ausgeschlossen- !
Aus: siebtes nest von links, hinter silvesters körbchen | Registriert: Sep 2002
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Longi
monoclub-hannover
Usernummer # 779
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verfasst
Na Drogenpolitik gibs schon..immerhin haben wir ja auch eine Drogenbeauftragte Caspers-Merk...
Allerdings wie sie ausschaut steht auf einem anderen Blatt...da gebe ich dir recht...
Aus: Hang-over | Registriert: Jul 2000
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