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Thema: Ist man Antisemit, wenn man den Staat Israel kritisiert?
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Cityboy
  
Usernummer # 4903
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Vor kurzem habe ich gelesen, dass die Initiatoren einer englischen Studie aus der wachsenden Kritik an der Poltik des Staates Israel in Deutschland auf einen wieder aufkommenden Antisemitismus hier zu lande schliessen. Ich übe schon seit langem Kritik an der Politik Ariel Scharons, bin ich also nun allein deswegen gleich ein Antisemit? Ich weiss, gerade in unserem Land muss man dieser Thematik höchst vorsichtig umgehen. Trotzdem kommen mir bei solchen Schlussfolgerungen unweigerlich Begriffe wie die Walser'sche "Moralkeule" in den Schädel.
Aus: Köln | Registriert: Feb 2002
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BassInvader
true spirit
Usernummer # 2814
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Da Thema haben wir bei der "Hohmann-Affäre" schon ausführlich diskutiert und zwei Dinge stehen für mich unweigerlich fest:
In Europa gibt es einen weitverbreiteten Antisemitismus, der aber offiziell unterdrückt wird und kaum öffentlich existent ist.
Die hohen jüdischen Vertreter sehen sich nach wie vor in der Opferrolle und beziehen die Kritik an der israelischen Politik auf ihre Religion.
Und deshalb ist das ein ganz schwieriges Thema.
Aus: Dresden | Registriert: Jun 2001
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Cyberdroid
Herr von Runkenstein
Usernummer # 4718
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Ich denke: ganz klar nein! Wenn sich eine Kritik an den politischen Fakten und nicht an religiösen Meinungen orientiert, hat sich logischerweise auch nichts mit Religion zu tun und ist folglich in diesem Fall kein Antisemitismus.
Aber es ist natürlich eine bequeme Methode, um Kritiker zu diskreditieren....
Aus: Fränkische Schweiz | Registriert: Jan 2002
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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Wenn man die Frage stellt "darf ich Juden kritisieren?", dann ist es ein Anzeichen für Antisemitismus. Wenn man die Frage stellt "Darf ich die Politik Israels kritisieren", hat das nichts mehr mit dem Antisemitismus zu tun, sondern eben mit der Politik. So einfach ist das.
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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Cyberdroid
Herr von Runkenstein
Usernummer # 4718
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Dem stimme ich zu.
Allerdings glaube ich, dass das kritisieren von Juden nicht zwangsweise antisemitischen Charakter haben muss. Ich kann schließlich auch Christen und Moslems kritisieren, ohne ein Anti-Christ oder ein Islam-Hasser zu sein.
Religionen sind mir grundsätzlich ein wenig suspekt, da bildet das Judentum keine Ausnahme. Aber deswegen bin ich noch lange kein Antisemit.
Trotzdem habe ich das Gefühl, das ich gerade mich auf dünnem Eis bewege....
Aus: Fränkische Schweiz | Registriert: Jan 2002
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TheFunker
Usernummer # 1729
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: TheMäx: Wenn man die Frage stellt "darf ich Juden kritisieren?", dann ist es ein Anzeichen für Antisemitismus. Wenn man die Frage stellt "Darf ich die Politik Israels kritisieren", hat das nichts mehr mit dem Antisemitismus zu tun, sondern eben mit der Politik. So einfach ist das.
*voll und ganz unterschreib*
wer so behauptet, es sei antisemitisch isreal zu kritisieren, der macht genau den fehler, den er versucht anzuprangern - er setzt israel und juden gleich, was allerdings ganz und garnicht ein und das selbe ist!
Aus: Lörrach | Registriert: Jan 2001
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TRider
    
Usernummer # 1924
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Auch Kritik an der Religion des Judentums ist kein Antisemetismus. Oder besteht Deutschland aus lauter Christen-Hassern weil man mit der jetzigen Form der Kirche nicht zurecht kommt und sie kritisiert.
Aus: Langenfeld (Rhld.) | Registriert: Feb 2001
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Cyberdroid
Herr von Runkenstein
Usernummer # 4718
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: TheFunker:
wer so behauptet, es sei antisemitisch isreal zu kritisieren, der macht genau den fehler, den er versucht anzuprangern - er setzt israel und juden gleich, was allerdings ganz und garnicht ein und das selbe ist!
In diesem Punkt werden dir besonders die islamischen und christlichen Israelis zustimmen.
Aus: Fränkische Schweiz | Registriert: Jan 2002
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Babapapa
      
Usernummer # 135
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wäre denn antizionismus ok?
Aus: GE prägt | Registriert: Jan 2000
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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@Cyberdroid eigentlich ist das alles nur ein dummes Wortspiel voller Mißverständnisse. Juden, Christen und Islamisten gehen selbst unter sich oft in verschiedene Richtungen. Man kann selbstverständlich Christentum, Judentum oder Islam (bzw. ihre Interpretationen durch Gläubige) als Religion kritisieren, aber ich sehe sowohl Islamisten als auch Juden als unter sich sehr unterschiedene Bevölkerungsschichten, bei denen man einfach nicht verallgemeinen kann. Islamist ist nicht gleich Terrorist und Jude ist nicht gleich zionist. Deswegen akzeptiere ich nicht, wenn Leute von "Juden" oder"Islamisten" in ihren kritischen Aussagen sprechen, wie der Hohmann.
Am besten ist es doch wenn man einfach von bestimmten Personen redet, ohne ihre Nationalität oder Religionszugehörigkeit direkt in Betracht zu ziehen.
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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Cyberdroid
Herr von Runkenstein
Usernummer # 4718
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: TheMäx:
Am besten ist es doch wenn man einfach von bestimmten Personen redet, ohne ihre Nationalität oder Religionszugehörigkeit direkt in Betracht zu ziehen.
Ich neige auch nicht dazu, Menschen anhand ihrer Religion einzuordnen, aber ich bin in diesem Thread mal stillschweigend davon ausgegangen, das wir mit "Die Juden" oder "Die Christen" auch die Menschen meinen, die streng gläubig sind uns sich selbst als Jude, Christ oder Moslem definieren.
Aus: Fränkische Schweiz | Registriert: Jan 2002
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ClubCreature
    
Usernummer # 4014
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Das wichtigste wurde ja schon geasagt, es ist einfach falsch den Staat Israel und das Judentum gleichzusetzen. Israel = Staat, Judentum = Religion.....beides darf man kritisieren.
Aus: Rheinmetropole KÖLN | Registriert: Oct 2001
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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Wieviele sind es? Ich glaube nicht sonderlich viele. Die Gläubigen sind in den letzten Zeit sehr locker geworden, sowohl bei den Juden, als auch bei den Christen. Die meisten Israeli sind viel mehr atheistisch, als man hier in Deutschland vermutet.
@baba siehe icq *g* oder soll ich das auch hier reinschreiben?
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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Babapapa
      
Usernummer # 135
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@ mäx: warum nicht auch hier..
habe es ja als frage gestellt, um mich entsprechend weiterzubilden. bei zionismus vermischen sich doch glauben und staat, oder?
grob gesagt: die begründung für den staat israel druch die thora, oder?!
Aus: GE prägt | Registriert: Jan 2000
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Donnerstag
   
Usernummer # 11238
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der staat israel wäre ohne antisemitismus überhaupt nicht gegründet worden. man sollte da sehr vorsichtig sein, wenn man israel etwas vorwirft. das militärische vorgehen von israel ist natürlich zu verurteilen. allerdings wird das in unser gesellschaft sozusagen als sozialer mord angesehen. wenn wir ehrlich sind. hören wir doch auch die meiste zeit von selbstmordattentäter in den medien und das vorgehen der israelischen armee wird meist nur am rande erwähnt. so, dass die reaktion auf die selbstmordanschläge ist. dass die zahl der toten palästinenser etwa 3mal so hoch ist, wie die der meist durch selbstmordattentäter getöteten israelis kommt find ich gar nicht so heraus.
dementsprechend denke ich das die antwort zu der frage ja ist. zumindest aus sicht der israelis.
man ist ja auch sofort anhänger des antiamerikanismus, wenn man den irakkrieg kritisiert.
bezüglich der politikeraffäre kann ich nur folgendes sagen: bevor man andere länder/völker kritisiert, wäre es besser, konstruktive vorschläge zur lösung des konflikts einzubringen.
Aus: St. Martin | Registriert: Nov 2003
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Ansgar
  
Usernummer # 8412
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Wie kann man sich besser für unliebsam kritischen Worten schützen, als den Kritiker als etwas darzustellen, was ihn so diffamiert, dass seine Meinung keiner hören will? Antisemit ist ein Totschlagsargument und wird von bestimmten Kreisen auch ganz bewusst so benutzt.
Aus: München | Registriert: Feb 2003
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herrplan
elektrobastard
Usernummer # 4794
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aber natürlich muss man isreal kritisieren dürfen, ohne dabei gleich den vorwurf des antisemitismus an den kopf geworfen zu bekommen.
schließlich kritisiere ich dabei ja die politik des staates und nicht deren bürger, geschweige denn deren religion.
Aus: dresden | Registriert: Jan 2002
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Ansgar
  
Usernummer # 8412
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Richtig erkannt Aber genau das wollen die bestimmten Kreise (oh Gott wie schwammig, nein, ich bin KEIN Verschwörungstheoretiker) ja verhindern, und schaffen es auch, weil die Deutschen entweder dumm oder "politisch korrekt" sind und Antisemit ein Totschlagsargument ist.
Aus: München | Registriert: Feb 2003
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Werbetoazter
   
Usernummer # 5293
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@ Baba: Zionismus war die Bewegung Anfang des 20. Jahrhunderts, die die Gründung des Staates Israel forderte... Diese Bewegung kam durch den Antisemitismus erst so richtig ins Rollen.
Allerdings kann man dabei auch nicht alle Juden über einen Haufen werfen, da es auch unter den Juden immer Stimmen gegen die Gründung eines "Judenstaats" gab.
demnach dürfte man auch eigentlich nicht als Antisemit dargestellt werden, nur weil man gegen den Zionismus war/ist. kommt halt auf die Begründung an...
Aus: Marburg | Registriert: Mar 2002
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Babapapa
      
Usernummer # 135
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Werbetoazter: Allerdings kann man dabei auch nicht alle Juden über einen Haufen werfen, da es auch unter den Juden immer Stimmen gegen die Gründung eines "Judenstaats" gab.
jau! z.b. die hier:
http://www.nkusa.org/Foreign_Language/German/index.cfm
imho bedeutet für mich das wort "antisemitismus" eine linguistische pufferzone, aber das nur am rande...
Aus: GE prägt | Registriert: Jan 2000
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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Antizionsmus grenzt IMHO schon an Antisemitismus wenn dieser von nicht Juden geäußert wird und wenn es um modernen Zionismus handelt. Es gibt verschiedene Rictungen des Zionismus und zwei wichtigste sollte man unterscheiden - religiöser Zionismus und moderner Zionismus. Beide haben sich im Laufe der Zeit entwickelt, hatten aber einziges Ziel - den Staat der Juden zu gründen. Beim religiösen Zionismus sollten Religion und Statt vermischt sein, beim modernen Zionismus, dessen "Gründer" der bekannte Wiener-Jude Theodor Herzl ist, geht es um den freien Judenstaat, Religiöse Führung ist hier weniger wichtig (ich muss mich aber mehr informieren). Zu dieser Zeit herrschte in Europa starker Antisemitisms und Hertzl wollte die Juden zum Auszug aus Europa bewegen, um eigenen Staat zu verwirklichen. Er hat nicht darauf bestanden, dass Palästina jüdischer Staat werden soll, ihm war es auch nicht wichtig Hebräisch als Landessprache zu benutzen. Orthodoxe Juden mit ihrem religiösen Zionismus (dessen manche Richtungen ich selbst aufgrund des vorhandenen Rassismus verurteile), sowie deutsch-jüdische patrioten bis zu gewissem zeitpunkt, der allen bekannt ist, waren strickt gegen seine Pläne, aber die absolute Mehrheit der Juden sind eben nicht orthodox.
Ich hab da was interessantes im Netz gefunden - ein Betrag von einem modernen Zionisten, dem ehemaligen Knessetsprecher, der für den Frieden im Nahen Osten wirbt http://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Israel/zionismus1.html
Man sollte den Wunsch der Juden (also Zionismus), die fast immer ein Opfervolk waren, eigenen Staat zu gründen nicht verurteilen. Man kann aber die Tatsache kritisieren, wo dieser Staat entstanden ist und ob es vll. bessere Lösungen gegeben hätte. [ 05.12.2003, 01:19: Beitrag editiert von: TheMäx ]
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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Babapapa
      
Usernummer # 135
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@ mäx: wow, danke für deine umfassende recherche...!
Aus: GE prägt | Registriert: Jan 2000
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nickthequick
  
Usernummer # 4443
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Also ganz so einverstanden bin ich mit eurer Meinung nicht. Man muss bedenken, dass die einzige wirkliche Rechtfertigung für diesen Staat sich auf ihren Glauben bzw das Alte Testament bezieht. Meiner Ansicht nach kann man den Staat Israel nicht von ihrer Religion trennen, weil er dann jede Existenzberechtigung verlieren würde. Darum kann man nicht sagen Juden = Israel , aber Israel = Juden , ob diese Juden jetzt Orthodox oder Säkular sind, spielt dabei find ich keine Rolle.´ Außerdem hinkt der Vergleich von Juden mit Christen unsd Moslems sehr stark, allein wenn man bedenkt, dass diese Religionsgemeinschaft, geprägt durch Verfolgung usw. doch sehr viel enger zusammengeschweist ist, als es Christen zum Beispiel sind. Für mich ist es überhaupt ein Wunder, dass diese Religionsgemeinschaft nach der Vertreibung aus ihrem Heimatland durch die Römer um 100 n. Chr. und der anschließenden Ausgrenzung und Benachteiligung noch in dieser Form nach fast 2000 Jahren besteht. [ 05.12.2003, 05:00: Beitrag editiert von: nickthequick ]
Aus: Aalen | Registriert: Dec 2001
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Virus303
infectious
Usernummer # 1652
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verfasst
die frage im topic hat sharon vor einigen tagen eindeutig mit 'ja' zu beantwortet. siehe -> http://www.tagi.ch/dyn/news/ausland/327151.html
darin wirft er europa für die kritik an israel wortwörtlich 'kollektiven antisemitismus' vor.
was soll man dazu noch sagen...
Aus: NRW | Registriert: Jan 2001
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XcypherX
Minimal & Kompakt
Usernummer # 3451
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verfasst
Zum Beispiel kann man da sagen, dass Sharon ganz klar ein Anti-Muslim ist.
Er bezeichnet hier (fast explizit) den Islam als eine Gefahr für den Weltfriedne und macht keine Unterscheidung in Extremisten / Gläubige. Imo macht er genau das, was man als Pauschalisierung bezeichnen kann.
Aus: ... | Registriert: Aug 2001
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Virus303
infectious
Usernummer # 1652
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@Cypher: meine letzter satz war auch nicht aus mangel an eigenen argumenten entstanden sondern eher aus der resignation weil eine vernünftige diskussion mit so jemanden wie sharon scheinbar nicht möglich ist, da jede kritik sofort als antisemitismus verunglimpft wird...
Aus: NRW | Registriert: Jan 2001
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drpillepalle
   
Usernummer # 789
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verfasst
Natürlich ist es antisemitisch wenn man Sharon oder Israel kritisiert, schliesslich ist Israel der Staat der Juden. Somit ist jede Kritik verboten, Israel und Sharon ist unfehlbar! *ggg*
Aber mal Spaß beiseite. Ich denke Sharon hat Recht wenn er in den vielen Muslimen in Europa eine potentielle Gefahr für die Juden in Europa sieht. Wenn Sharon so weiter macht, wird das sicher bald ein Problem werden. Das kann man jetzt schon in Frankreich beobachten.
Aus: Sachsen, Dresden | Registriert: Jul 2000
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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verfasst
Das stimmt, gerade solche Aussagen provizieren Antisemitismus, solange Sharon an der Macht ist, sehe ich da kaum Auswege...
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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ClubCreature
    
Usernummer # 4014
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verfasst
@theMäx: solche Aussagen sollten aber keinen Antisemitismus produzieren, sondern eher Kritik an den Verantwortlichen, wie z.B. Sharon.
Aus: Rheinmetropole KÖLN | Registriert: Oct 2001
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Maksim
 217cup 2oo4
Usernummer # 1382
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verfasst
@cc ich meine, dass die aussagen von sharon antisemitismus provozieren.
Aus: Berlin | Registriert: Nov 2000
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top secret

Usernummer # 11136
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@ mäxx wenn die aussagen sharons antisemitismus provozieren dann hat er ja recht mit seinen äußerungen. sharon kann nicht die entschuldigung für antisemitismus lauten.
habe im letzten jahr die erfahrung gemacht, dass auch unter gemäßigten muslimen einen ´selbstverständlichen´ antisemitismus gibt. leider.
Aus: weisweiler | Registriert: Nov 2003
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Captain-Napalm
Superschurke
Usernummer # 2611
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verfasst
2nickthequick:
Die Rechtfertigung des Staates Israel besteht hauptsächlich im Antisemitismus, denn deswegen ist er gegründet worden, wie oben ja schon sehr richtig angemerkt wurde. Die Judenpogrome haben hier in Europa ja auch schon eine über 900jährige Tradition, da ist es, denke ich, auch verständlich. Ich weiss nicht, was eine linguistische Pufferzone sein soll, aber Antisemitismus ist mE die austauschbare Verwendung eines religiösen und eines völkischen Judenbegriffs; also beispielsweise: "Menschen mit jüdischen Vorfahren sind Juden" wie er in dieser Bolschewismusdiskussion auch durchkam. Die Notwendigkeit sich über einen Staat und ein Volk zu definieren wird also quasi aufgezwungen und dann als Beleg dafür benutzt, dass man die Juden völkisch definieren könne, weil sie das ja schliesslich selber täten.
Aus: Hannover again | Registriert: May 2001
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Bernie
   
Usernummer # 3223
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Ich habs mir abgewöhnt, mich in jedweder Form negativ über die israelische Politik zu äußern. Ich bin Deutscher, und entschuldige mich hiermit für alles was mal war, was ist und was in der zukunft noch kommen mag.
Aus: 63110 Rodgau-Hainhausen | Registriert: Jul 2001
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drpillepalle
   
Usernummer # 789
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"Die Notwendigkeit sich über einen Staat und ein Volk zu definieren wird also quasi aufgezwungen und dann als Beleg dafür benutzt, dass man die Juden völkisch definieren könne, weil sie das ja schliesslich selber täten."
Juden definieren sich aber schon aus ihrer Religion als "Gottes ausgewähltes Volk". Und das ist eindeutig völkisch. Im Judentum spielt es eine sehr große Rolle wer von wem abstammt, es ist keine Religion in der die Abstammung keine Rolle spielt. Deshalb ist es meiner Meinung nach absoluter Schwachsinn das Judentum ausschliesslich als Religion zu definieren. Die Entstehung des Staates Israel hat aber nur am Rande mit der Religion zu tun, da ging es immer um Politik. Wenn die Theorie mit den Pogromen stimmen würde, dann hätten die Gründer des Staates Israel vorallem aus den Ländern kommen müssen, in denen die Juden am schlimmsten verfolgt wurden. Das ist aber nicht der Fall.
Aus: Sachsen, Dresden | Registriert: Jul 2000
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Captain-Napalm
Superschurke
Usernummer # 2611
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verfasst
2doc Die Yeziden, die Amish, die meisten hinduistischen Religionsgruppen. Das sind jetzt nur drei Beispiele für Religionsgemeinschaften, die mir auf Anhieb eingefallen sind, für die Herkunft eine wichtige Rolle spielt, wie für so viele archaische und archaistische Religionen. Genaugenommen ist ja die Idee der freien Religionswahl ein Produkt von Aufklärung und Humanismus nach der Reformation und den damit einhergehenden Glaubenskriegen, und damit eine recht moderne Idee, die sich glücklicherweise auch im Judentum schon grösstenteils durchgesetzt hat.
Dieses Herkunftsprinzip alter Religionen ist allerdings nicht zu verwechseln mit dem völkischen Nationsbegriff, der sich ebenfalls erst mit der Neuzeit entwickelt, und Menschen unabhängig von ihrer Religion einer gedachten Volksgemeinschaft zurechnet, der sie qua Geburt angehören und nicht entkommen können. Erst diese Kombination hat letztlich dem modernen Antisemitismus seine Sprengkraft gegeben.
Denn während die früheren Judenpogrome (ab dem 1. Kreuzzug 1095 sind sie üblich in Europa) vorwiegend religiös motiviert waren (Konvertierte Juden wurden vielfach nach einer oder zwei Generationen schon in den Stadtadel aufgenommen) setzt sich mit dem völkischen Prinzip nach und nach das durch, was in den Nürnberger Rassegesetzen und deren Einteilung nach Halb-, Viertel- und Volljuden, etc. gipfelt. Das ist es, was zur Gründung von Israel und vor allem zu den Regelungen, die jedem Juden eine Zuflucht in Israel gewährt, geführt hat, und natürlich ist das Politik und keine Religion. Das die konkrete Antiterror- und Siedlungspolitik der Regierung Scharon eine fragwürdige Sache ist, die den Ausgleich mit den Palästinensern wohl eher nicht herbeiführen wird steht auf einem anderen Blatt. Das Existenzrecht Israels darf man allerdings aus den og Gründen va als Deutscher mE nicht in Frage stellen, und wer in Israel eine Bedrohung des Friedens sieht kann bei der Mehrheit der Israelis zu Recht auf kein Verständnis hoffen.
Aus: Hannover again | Registriert: May 2001
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drpillepalle
   
Usernummer # 789
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verfasst
"Das ist es, was zur Gründung von Israel und vor allem zu den Regelungen, die jedem Juden eine Zuflucht in Israel gewährt, geführt hat, und natürlich ist das Politik und keine Religion."
Das stimmt so nicht, die ersten Siedlungen in Palestina wurden schon lange bevor die Nazis an die Macht kamen gegründet und die Forderungen nach einem jüdischen Staat sind noch viel älter.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war in Europa eine jüdische Nationalbewegung entstanden, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, in Palästina einen Lebensraum für die in aller Welt zerstreuten Juden zu schaffen. Ausgelöst wurde diese nationale Bewegung durch den wachsenden Antisemitismus in Europa. Vor allem in Osteuropa und im zaristischen Russland waren die Juden zahlreichen Pogromen ausgesetzt. Als Folge davon entstand die Idee, in Palästina einen eigenen Staat zu errichten, um so den Juden Sicherheit zu gewährleisten. Aus diesem Grund fand 1897 in Basel der erste Zionistenkongress statt. Die Delegierten dieses Kongresses befassten sich hauptsächlich mit der Frage, wie man in Palästina eine öffentlich-rechtlich gesicherte Heimstätte für Juden errichten könnte. Organisiert wurde dieser Kongreß von Theodor Herzl (1860-1904). Ein Jahr zuvor, 1896, hatte Herzl sein Buch "Der Judenstaat" veröffentlicht. Der Inhalt dieses Buches wurde zum Programm seiner Bewegung. Der Kongreß verabschiedete das "Basler Programm". Kernpunkt des Programms war der Beschluß, in Palästina für die Juden aus aller Welt eine neue Heimat zu schaffen. Der zukünftige Staat sollte in Palästina angesiedelt werden. Herzl und seine Anhänger hatten dabei jedoch die Tatsache übersehen, daß dieses Gebiet schon längst besiedelt war. Mit Ausnahme einer geringfügigen jüdischen Minderheit in Jerusalem war ganz Palästina fest in arabischer Hand. Aus diesem Grund spielte die jüdische Führung auch zeitweilig mit dem Gedanken, den neuen Staat auch auf der Sinai-Halbinsel oder im ostafrikanischen Uganda anzusiedeln. Diese Notlösungen wurden jedoch fast einstimmig von den Juden abgelehnt.
Die völkische Grundidee ist nichts typisch nationalsozialistisches, es war im 19. Jahrhundert eine sehr verbreitete Idee (Panslawismus!!!)
Aus: Sachsen, Dresden | Registriert: Jul 2000
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Captain-Napalm
Superschurke
Usernummer # 2611
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: drpillepalle: Die völkische Grundidee ist nichts typisch nationalsozialistisches, es war im 19. Jahrhundert eine sehr verbreitete Idee (Panslawismus!!!)
Da haben wir uns falsch verstanden, denn das habe ich nie gesagt. Der Grund für die Gründung Israels liegt mE nicht nur im Antisemitismus der Naz!s (wie es aus meinem Post zugegebenermassen missverständlich herauslesbar ist), sondern im allgemeinen Antisemitismus in Mitteleuropa seit 1095, kombiniert mit der völkischen Idee, die sich seit der französischen Revolution verbreitet. Beides findet aber in der Blut + Boden Ideologie bzw. dem Holocaust seinen bisherigen Höhepunkt im Nationalsozialismus, und der Holocaust hat dann den Ausschlag gegeben die zionistische Idee in die Praxis umzusetzen. Und aus der Perspektive einer 900jährigen Geschichte des Antisemitismus, von den Kreuzzügen über Luther zu den schwarzen Hundertschaften, und schliesslich dem Holocaust ist es dann irgendwie auch verständlich.
Aus: Hannover again | Registriert: May 2001
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drpillepalle
   
Usernummer # 789
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verfasst
Dem habe ich nicht viel hinzuzufügen, eine sehr schöne Zusammenfassung. Antisemitismus ist natürlich nicht nur auf Europa und Asien beschränkt. Generell gibt es überall auf der Welt Gruppen/Völker/Religionen die äußerst unbeliebt sind und die stellvertretend für alles mögliche der Sündenbock sind und deshalb verfolgt werden. Die Juden ragen aber aus diesen Gruppen besonders heraus weil sie die längste Tradition haben.
Aus: Sachsen, Dresden | Registriert: Jul 2000
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