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Thema: [spiegel.de] Audiophilie
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chris
User
Usernummer # 6
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verfasst
Seidige Mitten, strähniger Klang
Das Streben nach höchstem Hörgenuss verführt zu bizarren Investitionen: Hi-Fi-Freaks schwören auf Lufttuning, Klangschalen und unverfälschten Strom.
Karlheinz Warnke, Ingenieur von Beruf und dick wie ein Bär, sieht nicht aus, als sei er empfänglich für Geister. Und doch legt er seine CDs, bevor er sie anhört, in einen Entmagnetisierkasten. Warnke weiß selbst, wie widersinnig das ist. Die Plastikscheiben seien ja gar nicht magnetisch, sagt er. "Aber es wirkt."
Dieser Satz fällt verdächtig oft, wenn es um Musik aus hinreichend teuren Hi-Fi-Anlagen geht: Ein blühender Markt für Zaubertechnik aller Art ist entstanden, die angeblich den Klang erfrischt oder irgendwie luftiger macht. Dummes Zeug, finden die meisten Musikfreunde. Und manch einer fügt hinzu: Aber es wirkt.
Es gibt Klangfanatiker, die schwören auf den gehörfreundlichen "C37"-Lack des Tiroler Geigenbauers Dieter Ennemoser; sie bepinseln damit Schaltplatinen, CD-Schubladen oder gar Stromstrippen. Andere betten ihre Lautsprecherkabel auf eine Reihe von Podesten aus Porzellan (290 Euro im Achter-Set), damit die Leitungen nur ja den schnöden Fußboden nicht berühren. Dort lauern, wie der wahre Freak weiß, gefährliche Resonanzen.
Wer es besonders gut meint mit seiner Anlage, kauft ihr auch noch einen Lautstärkedrehknopf aus handgeschmirgeltem Buchenholz. Die Schweizer Firma Audio Consulting verlangt für ein Exemplar der Marke Silver Rock - mehrfach mit C37-Lack veredelt - 190 Euro. Die zugehörige Regelelektronik steckt in einem Holzkästchen, das noch einmal 6300 Euro kostet.
Der Beweis, das wundertätige Zubehör bewirke technisch überhaupt nichts, kann einen Gläubigen nicht verdrießen: Er hört es doch. Und die Fachzeitschriften hören noch viel mehr, allen voran das Magazin "Stereo". Im aktuellen Heft feiert es die Klangschälchen des Vietnamesen Franck Tchang, die in Kupfer (Stückpreis 200 Euro), Gold (900 Euro) oder Platin (1650 Euro) erhältlich sind. Wer die Pretiosen im Raum verteile, erlebe mehr "Körper" in den Singstimmen. Zwei Kupferschälchen in Wadenhöhe, und schon sollten auch die tiefen Lagen "knackiger" ertönen.
Das Magazin, ehedem eine stocknüchterne Autorität in Sachen Klangtechnik, verkauft heute sogar selbst schon Zaubertücher zum Abwischen von CDs ("ein unverzichtbares Utensil in unseren Hörtests") für 35 Euro.
Was ist nur los mit den Klangtüftlern? Ausgerechnet diese technikverliebten Männer, traditionell nicht viel geistersinniger als ein Lötkolben, lassen sich nun für Kabelmystik und sirrende Schälchen erweichen?
Der Verfall begann bereits in den Achtzigern mit einem Filzstift, dem grünen Edding 800. Wer damit den Rand einer CD bemale, so hieß es, verbessere deutlich den Klang. "Der Auslöser für diesen Unsinn war nachweislich ein Aprilscherz", sagt Thomas Sporer vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie in Ilmenau. "In Wahrheit klingt eine CD, solange man sie nur pfleglich behandelt, immer gleich."
(... mehr davon auf ...) www.spiegel.de/schlagzeilen
Aus: Westend | Registriert: Nov 1999
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talshia
Usernummer # 6048
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verfasst
lol... ist schon witzig, viele meinen wirklich, dass sie Gras wachsen hören. Vor vielen Jahren erzählte mir einer, dass er immer morgens um 5 Uhr Beethoven geniesst, weil der Strom dann unverbrauchter ist. Soll was dran sein, aber ich glaube ich hab andere Probleme
Aus: Frankfurt am Main | Registriert: May 2002
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cdamian
Usernummer # 13973
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verfasst
Also die Gold-Sicherungen sind wirklich der Hammer: guck hier -- selten so gelacht.
Allerdings reichen mir ja auch 1210er im Club oder gar mp3s aus dem PC, also kann ich mir all diesen Schnickschnack sparen.
ps: und ueber 30 bin ich auch, also gehts mit dem Gehoehr sowieso bergab.
Aus: Barcelona | Registriert: Jan 2005
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alistro
Usernummer # 10444
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verfasst
im spiegel letzte woche gab es einen zweiseitigen bericht darüber. sehr amüsant.
in diesem zusammenhang habe ich in der aktuellen audio [1/06] etwas interesantes entdeckt.
KLiCK
am besten gefällt mir dabei, abgesehen vom preis, noch die aussage "Erste Versuche ergaben - für beide Seiten - hervorragende Reinigungs-Resultate !
- wer hätte das gedacht...
das wäre doch was für uns vinyl junkies, wenn wir mal wieder die alten platten rauskramen. ... vielleicht was für "unterm weihnachtsbaum" ?
in diesem sinne
frohe weihnacht
Aus: Darmstadt | Registriert: Aug 2003
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