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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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"Musik ist nicht zum Verstehen da"
Zwei Welten prallten aufeinander, als sich der Klassik-Kritiker Joachim Kaiser und der Star-DJ Hell im Auftrag des Magazins "Galore" zum Gespräch trafen. Munter plauderten die beiden über die Unterschiede von U- und E-Musik. Erstaunlich: Gegensätze gab es wenig.
Herr Kaiser, warum ist das Hören einer Beethoven-Sonate ein Erlebnis?
Kaiser: Weil man einer Geschichte beiwohnt. Es gibt einen Augenblick, in dem Sie plötzlich eine Emotionsgewissheit haben. Dann sagen Sie sich: Donnerwetter, das interessiert mich, das ist schöne Musik. Nehmen wir Beethovens "A passionata", die Sonate in f-moll Nr. 23. Die fängt mit einem Pianissimo-Thema an, und plötzlich kommt eine Mordspassage, bei der man ein bisschen erschrickt. Es ist eine wilde Musik, und es kommt zu einem sehr schönen zweiten Motiv. Dann werden die Themen miteinander konfrontiert und am Ende ertönt das so genannte Schicksalsmotiv. Dann wiederholt sich das Ganze und am Ende sind alle Themen total ausgebrannt. Die "A passionata" ist keine einfache Geschichte von Leidenschaft: Der erste Satz erzählt, wie leidenschaftliche, schöne und tolle Gestalten am Ende erledigt sind. Dieser Prozess dauert acht Minuten und wenn man den begriffen hat, dann ist man jemand anderes.
DJ Hell: Nur acht Minuten? Das hat sich nach viel mehr angehört.
Kaiser: Ja, wenn man über Musik redet, wird es immer länger.
DJ Hell, verstehen Sie Herrn Kaiser?
DJ Hell: Wilde Musik verstehe ich schon - wenn es um Brüche in der Musik geht, um Themen, die gespielt, verlassen und wieder aufgegriffen werden. Ich glaube, dass das nicht so weit weg ist von meinen elektronischen Arrangements. Ich bin natürlich weniger beeinflusst von klassischer Musik, aber Beethoven mag ich. Stanley Kubrick hat mich mit "Clockwork Orange" dorthin geführt.
Kaiser: Na immerhin.
DJ Hell: Ich war als Junge komischerweise schon von Roxy Music und Brian Eno beeindruckt. Die habe ich schon als Sechsjähriger gehört und war völlig begeistert.
Kennen Sie Roxy Music, Herr Kaiser?
Kaiser: Ganz wenig, ich hatten eine völlig andere Sozialisation. Mein Vater war Arzt und wir machten dauernd Kammermusik. Als ich sechs Jahre alt war, war mein Vater einmal furchtbar stolz auf mich: Am Abend hatten wir wieder gespielt und am nächsten Tag schnürte mir das Dienstmädchen die Schuhe zu und ich kleiner Bengel sang Brahms' Klarinettenquintett. Das fand der Papa wunderbar. Er sagte: "Jochchen, sing's doch weiter." So ging das bei mir los mit der Musik.
Wie war das bei Ihnen zu Hause, DJ Hell?
DJ Hell: Ich habe immer viel Radio gehört, teilweise sogar die Schule geschwänzt, um Sendungen nicht zu verpassen. Das Interesse an elektronischer Musik kam früh. Es gab ja schon in den siebziger Jahren Bands wie Emerson, Lake & Palmer oder eben Roxy Music. Die waren ja zum Großteil elektronisch.
Kaiser: Glenn Gould hat sich auch sehr eingesetzt für elektronische Klänge.
DJ Hell: Und es gab die Italiener, die schon in den dreißiger und vierziger Jahren mit selbst gebauten elektronischen Geräten experimentiert haben. Von denen gibt es Aufnahmen, die ich später versucht habe, in meine Musik einfließen zu lassen. Natürlich hatte Kraftwerk großen Einfluss auf meine Musik.
Kaiser: Diese Synthesizer-Sachen haben viele moderne Komponisten der so genannten E-Musik eine Zeitlang auch gemacht - aber man wird der Sache schnell überdrüssig. Man merkt, dass es schöner ist, wenn Glenn Gould selber spielt, als dass er sagt, der Synthesizer könne es besser. Aber das kann auch die Ansicht eines alten Herren sein...
DJ Hell, was ist das größte Missverständnis, das alte Herren über elektronische Musik haben?
DJ Hell: Ach, das passt nicht in ein ganzes Buch. Überhaupt gibt es mittlerweile so viele Definitionen für elektronische Musik - und Techno als Oberbegriff. Techno wurde schon Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre komplett falsch kommuniziert. Diese Musik kam aus den Szenen in Detroit, Chicago und England, und bis sie bei uns war, wurde sie total weichgespült und falsch interpretiert. Mittlerweile sieht man ja, was für ein Brei hier angeboten wird. Man kann gar keine genaue Beschreibung mehr davon geben.
Kaiser: Sie müssen auch nicht alles definieren können. Musik ist nicht zum Verstehen da. Wenn Sie die Fähigkeit haben, sie zu hören und zu mögen, wenn Sie also über Ihr Herz, Ihre Seele kommunizieren, dann genügt das schon. Sie müssen doch verdammt noch mal nichts von Schönheit verstehen, wenn Sie sich in ein hübsches Mädchen verlieben.
DJ Hell: Das stimmt. Bei Musik geht es um Gefühle und Emotionen. Im Studio muss man sich überlegen: Was will man damit erreichen? Viele Sachen werden bloß geschrieben, um Titel zu verkaufen, denn bei uns ist Musik wie Mathematik - weil alles nach Formeln geht und zu berechnen ist.
Waren Sie gut in Mathe?
DJ Hell: Nee.
Kaiser: Ich habe nie begriffen, warum Mathematik und Musik so eng zusammenhängen sollen. Man sagt das ja auch von Bach-Fugen, aber...
DJ Hell: ... doch, wenn ich Musik am Computer entstehen lasse, kann ich das sehen - und fast schon fühlen. Wenn man weiß, wie man Musik im Computer zusammensetzt und arrangiert, dann hat man plötzlich eine ganz andere Herangehensweise. Man hört Sachen auch ganz anders.
Macht es Ihnen Sorge, dass Musik planbar ist und aus dem Computer kommt, Herr Kaiser?
Kaiser: Ja, das macht mir persönlich schon Sorge.
DJ Hell: Aber die Frage ist doch immer, wie es sich am Ende anhört...
Kaiser: Wissen Sie, es gibt diesen grauenhaften Begriff der Zielgruppe. Ich mag ihn schon deshalb nicht, weil er aus dem Militärischen kommt und besagt, dass man mit Kimme und Korn auf jemanden zielt. Bei Brahms-Stücken würde ich niemals sagen, dass sie auf diese oder jene Gruppe zielen.
Dennoch hat klassische Musik eher ein älteres Publikum.
Kaiser: Keine Frage. Und DJ Hell hat recht, wenn er sagt, dass die Jungen zu ihm kommen und vielleicht sagen: "Der Kaiser mit seiner Klassik hängt mir zum Halse raus."
DJ Hell: Aber die besten Auftritte sind die, wo jung und alt zusammen feiern. Wenn alle Altersgruppen auf einer Party sind, dann weiß ich, dass es eine besondere Nacht wird. Das ist selten so und ich finde es schade, dass zu mir wenig ältere Leute kommen.
Kaiser: Die sitzen dann bei mir in der Vorlesung über klassische Sinfonien oder Kammermusiken.
DJ Hell: Dann sollten wir mal zusammen Veranstaltungen machen. Sie halten eine Vorlesung und ich lege danach bei Ihnen auf.
Kaiser: Gerne.
Versuchen Sie eine Prognose, DJ Hell: Welche Verweildauer hat elektronische Musik?
DJ Hell: Wenn ich das wüsste... Die Zeiten haben sich ja radikal geändert - wenn man so sieht, was jeden Tag veröffentlicht wird und was man überhaupt noch mitbekommt.
Kaiser: Sind Sie eigentlich sicher, dass man nicht einer optischen Täuschung unterliegt, wenn man meint, es passiere so wahnsinnig viel Neues und so schnell? Ich denke, dass sich in erster Linie die Parolen ändern. Dass, was als neu ausgegeben wird. Die maßgebenden Meisterwerke entstehen aber immer noch sehr langsam. Günter Grass oder der Maler Francis Bacon produzieren langsamer als Mozart.
Wäre Mozart heute ein Popstar?
Kaiser: Ich habe etwas gegen jede Art von Aktualisierung. Der große Unterschied zwischen der von DJ Hell betriebenen und der von mir verteidigten Kunst besteht darin, dass ein klassisches Kunstwerk umso bedeutender ist, je mehr es in seiner Sprache die Geschichte aufnimmt. In Wagners "Parsifal" steckt sehr viel Bach, sehr viel Beethoven. Und wenn Bach seine h-moll-Messe schreibt, dann steckt da Musikgeschichte bis ins vierte Jahrhundert drin. Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch.
DJ Hell: Ich versuche immer zu erklären, dass man Sachen wachsen lassen muss und lieber zurückhält, wenn sie noch nicht so weit sind. Leider machen viele junge Musiker den Fehler und sagen: Okay, wenn der eine Produzent jetzt nicht will, dann gehe ich zu einem anderen oder ich mache es selber. Dann werden Sachen veröffentlicht, die nicht fertig, nicht zu Ende gedacht sind.
Kaiser: Jetzt sprechen Sie ironischerweise meinen Text!
Sind Sie deshalb ein besserer DJ als viele andere?
DJ Hell: Das würde ich nie behaupten. Ich bin ein harter Arbeiter, genau wie bei Fußballspielern steckt immer harte Arbeit dahinter, es gibt da wenig Geheimnisse. Talent gehört natürlich auch dazu.
Kaiser: Sind Sie eigentlich ein Star?
DJ Hell: Ich würde mich nie als Star bezeichnen. Ich weiß, was ich kann, und ich weiß, was ich nicht kann. Ich habe gelernt, dass man die richtigen Leute zur richtigen Zeit zusammenbringen und dann von jedem das Beste nehmen muss. Es ist meine Aufgabe, Dinge zusammenzufügen und etwas Neues entstehen zu lassen. Und da habe ich zu entscheiden: Was ist gut, neu, innovativ, was ist ein Original und was ist eine Kopie von einer Kopie von einer Kopie?
Bei Ihren Vorträgen, Herr Kaiser, liegt das Publikum Ihnen zu Füßen. Können Sie nachvollziehen, warum das so ist?
Kaiser: Es gibt viele Leute, die relativ intelligent reden können, einen dabei aber zu Tode langweilen. Ich glaube - schlagen Sie mich dafür nicht! - dass das Halten eines Vortrags eine erotische Sache ist. Sie müssen den Gegenstand, den Sie behandeln, in irgendeiner Form lieben und Sie müssen ihr Publikum so weit verstehen, dass Sie merken: Ah, es wird zu schwierig. Jetzt mache ich mal einen Scherz. Und wenn ich merke, dass ich die Leute mit meinen Scherzen nerve, dann erkläre ich ihnen eine Hammerklaviersonate, bis sie graue Haare bekommen!
Empfinden Sie einen gewissen Reiz, am Ende überlegen zu sein?
Kaiser: Das war bei Theatermachern eine Zeitlang üblich. Wenn das Publikum dem Stück nicht folgen konnte, verbeugten sie sich am Ende ganz hämisch und dachten: Jetzt haben wir's euch Spießern gezeigt. Das finde ich verächtlich.
DJ Hell: Es gibt auch DJs, die es regelrecht darauf anlegen, einen Laden leer zu spielen. Das ist meiner Meinung nach nicht nur unbefriedigend, sondern auch egoistisch. Es kann nicht Sinn der Sache sein, wenn man vor Leuten auftritt.
Die ersten Regeln für Kritiker?
Kaiser: Wenn Sie sich auf ein schweres neues Stück einlassen, wenn es eine Beckett-Uraufführung gibt oder eine wichtige Wagner-Oper in einer Neuinszenierung, dann müssen Sie sich vorbereiten und richtig ausgeschlafen sein. Ich sage immer zu jungen Kritikern: "Bitte keine Nachfeiern im Theater oder Konzerthaus."
DJ Hell: Keine After-Hour - so nennen wir das heute!
Kaiser: Ja, da bist du mit den Leuten zusammen, säufst eine ganze Menge, redest viel. Am Ende kennst du die eigene Meinung nicht mehr, sondern denkst, dass du von den Anderen das Beste übernehmen kannst, sinkst um halb drei ins Bett und wachst um sieben Uhr ziemlich finster wieder auf. So viel Kaffee kann es gar nicht geben, wie man dann braucht! An meinen Rat hält sich aber kaum jemand, weil es eben Spaß macht, das Trinken und das Fachsimpeln. Grundsätzlich gilt für jeden Kritiker, was mir ein amerikanischer Produzent mal sagte: "He has to be honest." Ehrlich, aufrichtig also.
Zum Schluss möchten wir Sie bitten, Ihr Gegenüber mit einem Musikstück aus Ihrem Metier zu beschreiben.
DJ Hell: Mein erstes Stück hieß "My Definition Of House Music". Dabei habe ich sehr viel mit klassischen Cello-Streichern gearbeitet, was damals ungewöhnlich war. Das würde ich gerne Herrn Kaiser widmen.
Kaiser: Ich würde Sie mit einer mittleren Strawinsky-Sonate in Verbindung bringen. Die Sonate "Pour le piano" ist ganz pfiffig und auf ihre Weise bescheiden. Und Sie sind ja ausgesprochen zurückhaltend, intelligent, Sie kennen die Welt. Ich denke, das passt.
DJ Hell: Das werde ich mir besorgen.
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Detroit-303
Usernummer # 8780
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Für mich sind das keineswegs zwei Welten, die da aufeinander prallen. Seit ich Techno höre ist die einzige Musik, die mich fast gleichermaßen fesseln kann, klassische Musik. Nicht jede, z. B. eher Bach als Mozart, aber Klassik ist definitiv ganz große Musik. Das Problem ist m. E., genau wie übrigens im Technobereich, daß die meisten Leute nicht zuhören können.
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LisaS.
Usernummer # 12623
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Oder das sie lieber selbst reden wollen Also ich für meinen Teil finde Claude Debussy einen genialen Musiker, seine Stücke fesseln und rocken gleichzeitig...wie ein gutes DJ Set.
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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Zitat: Kaiser: Ich habe etwas gegen jede Art von Aktualisierung. Der große Unterschied zwischen der von DJ Hell betriebenen und der von mir verteidigten Kunst besteht darin, dass ein klassisches Kunstwerk umso bedeutender ist, je mehr es in seiner Sprache die Geschichte aufnimmt. In Wagners "Parsifal" steckt sehr viel Bach, sehr viel Beethoven. Und wenn Bach seine h-moll-Messe schreibt, dann steckt da Musikgeschichte bis ins vierte Jahrhundert drin. Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch.
DAS finde ich übrigens extremst arrogant, aber für kulturimperialistisch geprägte musikkritiker nur allzu typisch. es interessiert mich nicht, ob in bach 4 jahrhunderte musikgeschichte mehr stecken als in der neuen platte von adam beyer. ersterer ist für mich einfach nicht relevant, weil es mich weder intellektuell noch emotional vermag anzuregen.
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Detroit-303
Usernummer # 8780
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: Zitat: Kaiser: Ich habe etwas gegen jede Art von Aktualisierung. Der große Unterschied zwischen der von DJ Hell betriebenen und der von mir verteidigten Kunst besteht darin, dass ein klassisches Kunstwerk umso bedeutender ist, je mehr es in seiner Sprache die Geschichte aufnimmt. In Wagners "Parsifal" steckt sehr viel Bach, sehr viel Beethoven. Und wenn Bach seine h-moll-Messe schreibt, dann steckt da Musikgeschichte bis ins vierte Jahrhundert drin. Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch.
DAS finde ich übrigens extremst arrogant, aber für kulturimperialistisch geprägte musikkritiker nur allzu typisch. es interessiert mich nicht, ob in bach 4 jahrhunderte musikgeschichte mehr stecken als in der neuen platte von adam beyer. ersterer ist für mich einfach nicht relevant, weil es mich weder intellektuell noch emotional vermag anzuregen.
Ich stimme Kaiser 100% zu. Auf den Technobereich übertragen sind es dann nicht vier Jahrhunderte, sondern nur etwa 20 Jahre, aber die Grundaussage unterstütze ich vollkommen.
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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seit wann muss ich mich denn auf den genuß einer technoplatte vorbereiten? ich höre sie im club oder plattenladen, und entweder sie rockt, oder sie sucked
darüber entscheidet keine vorbildung, kein dritter mit pseudosubjektiven maßstäben und auch kein alexis waltz oder herr kaiser, sondern einzig und allein die heterogene crowd aus individualisten.
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darks
Usernummer # 739
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@LOM: klar entscheidet da eine vorbildung und zwar deine :-) ... und in der aussage geht es ja eigentlich um die produzenten. je mehr vorbildung sie haben, desto eher wird ein interessantes resultat rauskommen.
und der aktuelle trend, alles und jedes auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu reduzieren ist wirklich zu verurteilen. einheitliches dummheitsgemansche, nein danke.
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Dexter
Usernummer # 6704
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Die Parallelen sind sogar viel enger als beispielsweise zu Popgeschichten, ein DJ Set baut sich auch über einen langen Zeitpunkt auf, hat höhen und Tiefen, Spannung, Knalleffekte... etc. und was soll ich von einem DJ halten der von Geschichte nichts weiß, der Chicago oder Detroit nicht kennt und nur nach dem Zufallsprinzip würfelt, es gehört auf jeden Fall eine musikalische Vorbildung dazu.
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pradapunk
Usernummer # 11552
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: ...sondern einzig und allein die heterogene crowd aus individualisten.
und kurze Zeit später findet man gewiße Platten kollektivistisch vereint in der Grabbelkiste für 50 cent, während man bei anderen bereit ist, horrende Summen auszugeben und sich danach die Hacken wund zu laufen...könnte vielleicht doch etwas dran sein, daß "Qualität" irgendeine Grundlage braucht?!
"Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch."
WORD! Gilt universell für alles von TV über Essen bis Techno halt....
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: darks: @LOM: klar entscheidet da eine vorbildung und zwar deine :-) ... und in der aussage geht es ja eigentlich um die produzenten. je mehr vorbildung sie haben, desto eher wird ein interessantes resultat rauskommen.
und der aktuelle trend, alles und jedes auf den kleinsten gemeinsamen nenner zu reduzieren ist wirklich zu verurteilen. einheitliches dummheitsgemansche, nein danke.
klar, kleinster gemeinsamer nenner macht wenig sinn. kleinstes gemeinsames vielfaches aber auch nicht.
und meine vorbildung? welche vorbildung brauche ich denn, um einen track gut/tanzbar zu finden?
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: pradapunk: Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: ...sondern einzig und allein die heterogene crowd aus individualisten.
und kurze Zeit später findet man gewiße Platten kollektivistisch vereint in der Grabbelkiste für 50 cent, während man bei anderen bereit ist, horrende Summen auszugeben und sich danach die Hacken wund zu laufen...könnte vielleicht doch etwas dran sein, daß "Qualität" irgendeine Grundlage braucht?!
naja, das gilt aber wirklich nur für den zeitraum 1988-1998. für welche platte, die vor 3,4 jahren rauskam muss man denn heutzutage horrende summen ausgeben wenn sie nicht limitiert war? natürlich gibt es relativ gut objektivierbare kriterien wie soundqualität, und natürlich kommen gewisse tunes offensichtlich durchschnittlich besser beim publikum an als andere... ...das hat aber nichts mit irgendwelchen kläglichen versuchen zu tun, qualität zu objektivieren, die letztlich doch zu nichts anderem als zur elitenbildung dienen. man fühlt sich halt besser, wenn man den "sophisticated stuff" hört und nicht wie die masse "geht's noch" oder "rocker" - geht mir da ja selbst manchmal nicht anders.
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Hyp Nom
Usernummer # 1941
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"welche vorbildung brauche ich denn, um einen track gut/tanzbar zu finden?"
alles, was du bisher gehört hast, beeinflusst natürlich dein empfinden der musik, die du in zukunft hörst.. ich hatte ja im anderen thread im partyforum das beispiel gebracht mit der musik, die man früher als experimentell empfand und die heute usus ist.
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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verfasst
gut, das ist nicht von der Hand zu weisen, dass ich davon beeinflusst bin, aber mit "bildung" hat das doch nicht viel zu tun, also mit groove lesen z.b.
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david gomez
Usernummer # 7761
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@life_on_mars
ich glaube nicht, dass mit bildung das lesen diverser techno/elektronika-mags gemeint ist, sondern die summe der erfahrung, die man mit langjährigem erlebens (richtig zuhören, analysieren, auseinandersetzen) von musik sammelt.
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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also hyp nom meint das vielleicht... dieser musikkritiker aber wohl ganz sicher nicht
egal, das ist jetzt metadisputativ...
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James_Holden
Usernummer # 1937
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gar nicht. er lamentiert lediglich diese fast-food-mentalität. schließlich betont er doch auch wie wichtig es ist musik zu fühlen. dass es dabei in erster linie um emotionen geht.
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Shao
Usernummer # 1508
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Detroit-303: Für mich sind das keineswegs zwei Welten, die da aufeinander prallen. Seit ich Techno höre ist die einzige Musik, die mich fast gleichermaßen fesseln kann, klassische Musik. Nicht jede, z. B. eher Bach als Mozart, aber Klassik ist definitiv ganz große Musik. Das Problem ist m. E., genau wie übrigens im Technobereich, daß die meisten Leute nicht zuhören können.
Ich liebe Klassik ebenfalls, obwohl mir die 'eigentliche klassik' gar nicht mal am besten gefällt sondern durchaus eher Barock(Bach) oder Romantik... ja WAGNER... ist wunderbar, Tristan und Isolde ist ein Stück mit so unglaublicher Tiefe, den man stets versucht auf den Grund zukommen aber immer wieder merkt dass der Grund den man einem gewissen Punkt erwartet stets tiefer Sitzt. Es gibt keine andere Komposition die ich gleichermaßen liebe. Es hat was von Unendlichkeit, Unbegrenztheit, Aufbruch und Konventionsbrechen. Es ist gleichermaßen auch sehr deutsch und das gegenteil von all dem was Deutschland repräsentiert. Und noch dazu sehr von meinem Lieblingsphilosophen Schopenhauer beeinflusst.
Wenn ich diese Oper geschrieben hätte wäre ich höchstwahrscheinlich an Selbstlob gestorben.
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ndark
Usernummer # 3037
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wer behauptet, dass techno (bzw. der teil davon, der auf der tanzfläche funktioniert) mit klassischer musik zu vergleichen ist, außer dass beide nicht radiopop sind und grob auf spannungsbögen basieren, hat keine ahnung von e-musik oder eine rosarote brille auf. betrachtet man allein die völlig andere rezeptionsumgebung, müsste der himmelweite unterschied doch schon auffallen. naja, vielleicht sinds die nachwirkungen von peace love unity ...
ich sehe techno da schon eher als pop in vereinfachter art: strophe, refrain und evtl. bridge sind auf einen längeren aufmerksamkeitszeitraum verteilt, der rhythmus ist meistens weniger komplex, dafür dominanter. dadurch ist mehr platz für kleine veränderungen im gestus.
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Hyp Nom
Usernummer # 1941
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@ life "..ob in bach 4 jahrhunderte musikgeschichte mehr stecken als in der neuen platte von adam beyer. ersterer ist für mich einfach nicht relevant, weil es mich weder intellektuell noch emotional vermag anzuregen."
wenn das für dich für alle klassische musik inkl. filmmusik wie Vangelis' Blade Runner gilt.. dann gratuliere - du bist der roboter
bin auch kein grosser freund von prätentiösen bombast-opern, wo das einzelne instrument nur noch in der masse zählt und fanfaren heroische schlachtszenen aus historienfilmen visualisieren.. (wobei ich mich mit Wagner noch nie so richtig beschäftigt habe.. muß nachgeholt werden).
aber es ist klar, dass klassische musik universelle werte ausformuliert hat, die sich bislang nicht weiterdenken liessen.
techno steht die universelle bewährungsprobe noch bevor, welche platte von heute in 500 jahren - bei hundertfacher menge vorhandener musik - noch bestand haben wird.
hatte mir mal eine mix-CD für den ultimativen universalflow aus hunderten jahren menschheitsgeschichte gemacht.. vielleicht anhaltspunkt für den ein oder anderen, der sich anfixen lassen mag
00:00 Chopin - Berceuse 04:46 Schumann - Warum 07:50 Chopin - Farewell Waltz 13:42 Liszt - Liebestraum No.3 18:04 Saint-Saens - Aquarium 20:00 Chopin - Fantasie Impromptu 25:08 Rachmaninov - Prelude in C sharp minor, op.3 29:23 Ravel - Piece en Forme de Habanera 31:54 Dvorak - Humoresque Op.107 No.7 33:48 Bach - Air 38:42 Haydn - Symphonie No.26 d-moll Lamentatione - Adagio (Chorale) 44:19 Mendelssohn - Andante von Piano Concert No.1 50:21 Mussorgsky - The old Castle 54:50 Tschaikowski - Melancholie Serenade 64:52 Debussy - The Moonshine 68:46 Beethoven - Pathetique Sonate c Moll - Adagio Cantabile 74:16 Beethoven - Mondscheinsonate c# Moll - Adagio Sostenuto
@ ndark was du da als techno beschreibst, trifft bis auf den dominanten rhythmus auch auf klassische minimal music zu.. Steve Reich, Philip Glass, etc.
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James_Holden
Usernummer # 1937
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Hyp Nom: hatte mir mal eine mix-CD für den ultimativen universalflow aus hunderten jahren menschheitsgeschichte gemacht.. vielleicht anhaltspunkt für den ein oder anderen, der sich anfixen lassen mag
00:00 Chopin - Berceuse 04:46 Schumann - Warum 07:50 Chopin - Farewell Waltz 13:42 Liszt - Liebestraum No.3 18:04 Saint-Saens - Aquarium 20:00 Chopin - Fantasie Impromptu 25:08 Rachmaninov - Prelude in C sharp minor, op.3 29:23 Ravel - Piece en Forme de Habanera 31:54 Dvorak - Humoresque Op.107 No.7 33:48 Bach - Air 38:42 Haydn - Symphonie No.26 d-moll Lamentatione - Adagio (Chorale) 44:19 Mendelssohn - Andante von Piano Concert No.1 50:21 Mussorgsky - The old Castle 54:50 Tschaikowski - Melancholie Serenade 64:52 Debussy - The Moonshine 68:46 Beethoven - Pathetique Sonate c Moll - Adagio Cantabile 74:16 Beethoven - Mondscheinsonate c# Moll - Adagio Sostenuto
das wär doch mal was für die netsets! _ich_ zumind hätte reges interesse!
d.h.: sofern das mit den rechten usw. kosher ist.
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Elias@Rafael
Usernummer # 5404
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diese Unterscheidungen sind doch wieder etwas willkürlich. Es gab zu jeder Zeit eher simple Gebrauchs-Musik und komplexe Kompositionen (und dabei wiederum mal weniger kopflastig und mal mehr), ob die nun zeitgeschichtlich unter Klassik, Pop oder Techno laufen, spielt keine Rolle. Jede Generation an Musikern greift eben einfach nur auf die vorhandenen (technologischen) Möglichkeiten zurück.
Wichtig erscheint mir doch, dass Musik, die über bisher vorhandene Formate hinausgeht, auch einer entsprechenden Konzentration bedarf, bevor sie ihren Zweck erfüllen kann. Und das kann sowohl der pure Gebrauch sein, den man tatsächlich nach einer Phase der Eingewöhnung (die man für hauptsächlich instrumental und relativ abstrakte Musik nunmal braucht) oder auch die zum Teil intellektuelle Lust an Innovationen, wofür dann auch eine Vorbildung im klassichen Sinne nötig sein kann.
Das ist wie mit Kinofilmen, manches wirkt trotz nicht zu leugnendem Innovationsfaktor nur als reine Unterhaltung (Spielberg, Matrix...), andere Filme wirken nur, wenn man über Zusammenhänge und Referenzen Bescheid weiß (gilt auch und gerade bei Komödien - je mehr Vorbildung desto feinsinniger der Humor). Richtig gute Filme können eventuell auch mit beidem aufwarten. Genauso wie 'klassische' Musik (genau wie auch komplexe elektronische Musik) an Emotion und Verstand gleichzeitig appelieren kann. Wenn man das kopflastige aber negiert und als elitär abtut, und stattdessen eine bildungsabwertende Gleichmacherei auf den kleinsten gemeinsamen Nenner propagiert, dann scheinen mir doch eher traumatische Erlebnisse aus Kindheit und Jugend im Spiel zu sein.
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dauerwellen
Usernummer # 4984
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: Zitat: Kaiser: Ich habe etwas gegen jede Art von Aktualisierung. Der große Unterschied zwischen der von DJ Hell betriebenen und der von mir verteidigten Kunst besteht darin, dass ein klassisches Kunstwerk umso bedeutender ist, je mehr es in seiner Sprache die Geschichte aufnimmt. In Wagners "Parsifal" steckt sehr viel Bach, sehr viel Beethoven. Und wenn Bach seine h-moll-Messe schreibt, dann steckt da Musikgeschichte bis ins vierte Jahrhundert drin. Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch.
DAS finde ich übrigens extremst arrogant, aber für kulturimperialistisch geprägte musikkritiker nur allzu typisch. es interessiert mich nicht, ob in bach 4 jahrhunderte musikgeschichte mehr stecken als in der neuen platte von adam beyer. ersterer ist für mich einfach nicht relevant, weil es mich weder intellektuell noch emotional vermag anzuregen.
Wow, was für ein Vergleich. Was ich so bemerkenswert finde ist die unendlich grosse Selbstüberschätzung in Sachen Musik die immer wieder hochkommt. Was hier immer wieder vom Stapel gelassen wird ist schon echt peinlich. Aussagen wie diese oder welche die behaupten seit Geburt das Non plus Ultra zu hören und jegliche musikalische Bildung bzw. Weiterentwickelung nicht mitmachen zu müssen, sind scheinbar ein Aushängeschild für viele Technoleute?! Ein Vergleich eines Tooltimeproduzenten mit Bach?! Du kannst alles vergleichen nur macht es keinen Sinn. PS Kulturimperialistische Kulturkritiker...du warst wohl zu oft in Kuba:-)
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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verfasst
wie du schon so treffend festgestellt hast, kann man alles miteinander vergleichen, in der musik sowieso. aber offensichtlich hast du a.b.'s neue platte NICHT gehört, wenn du mit der tooltechno-keule kommst.
wo du bei mir die selbstüberschätzung siehst, legst du auch nicht wirklich dar.
aussagen wie meine sollten ein aushängeschild für selbstbewusste leute sein, die elektronische musik gut finden, und sie sich nicht von pseudoobjektiven, und nebenbei im feld des technoiden meist ahnungslosen, musikkritikern vermiesen lassen möchten.
ich war übrigens noch nie in oder auf cuba, aber eine selbstgerechte deutungshoheit von kunstkritikern erkenne ich einfach nicht an. und das nicht etwa, weil es mir an kenntnissen der klassischen musik mangeln würde, ich habe da durchaus die oft gebetsmühlenartig eingeforderte vorbildung.
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dauerwellen
Usernummer # 4984
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: wie du schon so treffend festgestellt hast, kann man alles miteinander vergleichen, in der musik sowieso. aber offensichtlich hast du a.b.'s neue platte NICHT gehört, wenn du mit der tooltechno-keule kommst.
wo du bei mir die selbstüberschätzung siehst, legst du auch nicht wirklich dar.
aussagen wie meine sollten ein aushängeschild für selbstbewusste leute sein, die elektronische musik gut finden, und sie sich nicht von pseudoobjektiven, und nebenbei im feld des technoiden meist ahnungslosen, musikkritikern vermiesen lassen möchten.
ich war übrigens noch nie in oder auf cuba, aber eine selbstgerechte deutungshoheit von kunstkritikern erkenne ich einfach nicht an. und das nicht etwa, weil es mir an kenntnissen der klassischen musik mangeln würde, ich habe da durchaus die oft gebetsmühlenartig eingeforderte vorbildung.
aha AB hat eine anderstylige Platte rausgebracht und ist somit in einer anderen Riege etabliert. Stimmt, er ist das Aushängeschild für Intelligente Musik???!!!
Selbstüberschätzung in Bezug auf: mit banalen Aussagen an die breite Masse zutreten, um zu behaupten Hintergründe der Musik sind irrelevant, genauso wie bei einer AB Platte. Du hast teilweise sogar Recht. Bei Technomusik mit einzig und alleiniger Zielsetzung nämlich als Tanzmusik zu funktionieren ist es sogar so. Aber es gibt eben auch andere Musik. Jetzt stell dir vor, da ist der Abgehfaktor Nebensache, will heissen muss man vielleicht sogar erstmal 100mal hören um zu verstehen oder begeistert zu sein.
Deine AB Scheibe höre ich zwei bis dreimal und das wars.
Verstehst du das?
Merke: Selbewusste (ich verstehe den Zusammenhang nicht) Leute lassen sich niemals nur auf eine Musikrichtung ein.
Open your Mind
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Life_on_Mars
Usernummer # 11347
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verfasst
nur kurz: Zitat: Ursprünglich geschrieben von: dauerwellen: Merke: Selbewusste (ich verstehe den Zusammenhang nicht) Leute lassen sich niemals nur auf eine Musikrichtung ein.
ich höre musik verschiedenster stilrichtungen. von 70s disco über punkrock und oldschool acidhouse bis hin zu ambient und prog-rock. den schuh ziehe ich mir nicht an, mich nur auf "techno" einzulassen. klassik höre ich auch, aber am wenigsten.
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Hyp Nom
Usernummer # 1941
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verfasst
Zitat: das wär doch mal was für die netsets! _ich_ zumind hätte reges interesse!
jetzt da http://technoforum.dyndns.org/public_html/ubb/ultimatebb.php?ubb=get_topic;f=28;t=000748
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Dexter
Usernummer # 6704
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: ndark: wer behauptet, dass techno (bzw. der teil davon, der auf der tanzfläche funktioniert) mit klassischer musik zu vergleichen ist, außer dass beide nicht radiopop sind und grob auf spannungsbögen basieren, hat keine ahnung von e-musik oder eine rosarote brille auf. betrachtet man allein die völlig andere rezeptionsumgebung, müsste der himmelweite unterschied doch schon auffallen. naja, vielleicht sinds die nachwirkungen von peace love unity ...
ich sehe techno da schon eher als pop in vereinfachter art: strophe, refrain und evtl. bridge sind auf einen längeren aufmerksamkeitszeitraum verteilt, der rhythmus ist meistens weniger komplex, dafür dominanter. dadurch ist mehr platz für kleine veränderungen im gestus.
Wobei die eigentlichen Technoplatten immer so konstruiert sind Teil eines Ganzen zu werden, also vermixt zu werden. Und das ist der krasse Unterschied zu Pop- und Rockmusik, da ich bei einer "Technoplatte" meist nicht von einem Song sprechen kann, sondern eher von einem Instrument bzw. Werkzeug. Mit diesem kann ein gekonnter DJ den, dem klassischen Konzert ähnlichen, Aufbau erzeugen. Dass die Komplexität bei klassischer Musik eine ganz andere Dimension erreicht oder die Rezeptionsumgebung eine andere ist, darüber brauchen wir glaube ich nicht zu reden. Und deine pauschale Verurteilung einer Ansicht, möcht ich jetzt mal nich überbewerten.
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Sputnikkr
Usernummer # 3738
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verfasst
Sorry, aber in dem Zusammenhang kann ich mir einfach nicht ein Zitat aus einem dieser anderen Foren, die das www noch so zu bieten hat, verkneifen.
Wie schreibt doch da User (Name geändert) MArkus P. so geistreich:
"klassik ist das einfachste was es gibt musikalisch betrachtet.. wenn du in der schule mal ein stück auseinander genommen hättest würdest du wissen dass man auch ohne gehör und ohne verstand etwas komponieren kann, weil das ganze system einfachsten mathematischen formeln folgt. (...) man kann in 20 minuten ein programm schreiben welches dir zig tausend klassische stücke pro sekunde berechnet.. und die werden sogar geil klingen. nur halt nicht inovativ"
Wie gesagt, man möge meine Albernheit entschuldigen...
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TonE
Usernummer # 7579
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verfasst
Danke für den interessanten Link.
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Sputnikkr: Sorry, aber in dem Zusammenhang kann ich mir einfach nicht ein Zitat aus einem dieser anderen Foren, die das www noch so zu bieten hat, verkneifen.
"(...) man kann in 20 minuten ein programm schreiben welches dir zig tausend klassische stücke pro sekunde berechnet.. und die werden sogar geil klingen. nur halt nicht inovativ"
In 20 Minuten zwar nicht, und wie geil sie klingen werden wird jeder selber urteilen müssen, aber irgendwann wird man auch "beschränkt originelle" und "amtlich klingende" klassische Musik (Noten + Spielart inkl., zum Beispiel Klavierkonzerte) programmieren können. Beziehungsweise gibt es heute schon Ansätze dazu. Je mehr man analysiert, versteht und nachmodelliert, umso "besser" (also näher am amtlichen Sound) werden die Resultate werden. (Was oft mehr Mathematik als Musik ist.) Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang wäre, wie gut oder schlecht man Gefühle nachmodellieren kann?
Zitat: ...könnte vielleicht doch etwas dran sein, daß "Qualität" irgendeine Grundlage braucht?!
Um Qualität quantitativ zu messen braucht man immer einen Bezugspunkt, oder eine Standarddefinition für Qualität. Da Musik Geschmackssache ist, gibt es nicht eine Qualität sondern viele Qualitäten. d.h. die Definitionen für die jeweiligen Qualitäten sind unterschiedlich. Was jetzt einen guten Kulturkritiker oder Musikkritiker ausmacht, kann ich leider nicht beantworten. Aber irgendjemand, z.B. ein Prof., der dieses Fach amtlich lehrt, könnte dies bestimmt.
Da könnte man sich fragen, "Wie wichtig ist für mich die Meinung eines (bestimmten)Musikkritikers?" Da verweise ich gern auf einen Songtextabschnitt von den "Massiven Tönen": "Ich scheiß auf jede Meinung!"
Wieso eine andere Referenz hernehmen, wenn man auch selber die Referenz sein kann? (Wäre meiner Meinung nach nur für die Faulen, Oberflächlichen und Unwissenden eine Erleichterung.)
Empfehlen kann ich noch folgenden Text: http://pnelsoncomposer.com/writings/manifesto.html (Da gibt es auch noch ein paar nette Musiktools/-programme.)
Schliesslich noch eine Botschaft an ndark und seine Crew: Die Musik in der WG-Party letzten Samstag war cool und hatte nichts mit diesem Forum zu tun.
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Hyp Nom
Usernummer # 1941
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verfasst
"irgendwann wird man auch "beschränkt originelle" und "amtlich klingende" klassische Musik (Noten + Spielart inkl., zum Beispiel Klavierkonzerte) programmieren können"
das ist ein ganz alter hut.. genau wie mancher guter musiker aus dem stegreif eine beliebige melodie im stil eines der "großen" interpretieren kann.
CyberMozart - This program will keep generating new pieces in the style of Mozart as long as you can keep pressing the Compose button. http://yav.com/yav/CyberMoz.html 1997
Tonica – whc Das dritte Programm im Bunde beschäftigt sich mit Harmonisation. Aus einer vorgegebenen Melodie lässt sich per Mausklick ein 4stg. Satz im Stil von Bach oder Reger zaubern, der recht gut klingt und einigen Vergleichen standhält. www.lehrer-online.de 2002
der bekannteste und einer der ältesten vertreter ist wohl "Band in a Box" Band-in-a-Box is an intelligent automatic accompaniment program for Windows, letting you create backing tracks for praticing as well as composing entire pieces, complete with audio tracks, DirectX/VST plug-in support, and notation functions. The Soloist and the Melodist are two major "intelligent" features; the Soloist generates professional quality solos over any chord progression, the Melodist can create songs from scratch with Chords, Melodies, Intros, Solos, and even a Title! http://news.harmony-central.com/Newp/2005/Band-in-a-Box-2006.html http://www.pgmusic.com/bandbox.htm
und musikkritiken werden nicht unter der prämisse geschrieben, dass der leser damit konform geht, sondern sie sind eines von diversen angeboten, auf neue musik aufmerksam zu werden. das kann auch eine kritik leisten, die schlecht ausfällt... indem man herausliest, ob das, was der kritiker kritisiert, einem dennoch zusagen könnte. die alternative wäre, dass generell keine meinungen mehr geäußert werden.
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ndark
Usernummer # 3037
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: TonE: Schliesslich noch eine Botschaft an ndark und seine Crew: Die Musik in der WG-Party letzten Samstag war cool und hatte nichts mit diesem Forum zu tun.
verdammt, ertappt. jetzt ist meine ganze argumentationsgrundlage zerstört. *g* diesem forum entgeht aber auch nichts. da kann man noch so undercover auf noch so obskuren privatparties auflegen.
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Masonry
Usernummer # 3041
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Life_on_Mars: Zitat: Kaiser: Ich habe etwas gegen jede Art von Aktualisierung. Der große Unterschied zwischen der von DJ Hell betriebenen und der von mir verteidigten Kunst besteht darin, dass ein klassisches Kunstwerk umso bedeutender ist, je mehr es in seiner Sprache die Geschichte aufnimmt. In Wagners "Parsifal" steckt sehr viel Bach, sehr viel Beethoven. Und wenn Bach seine h-moll-Messe schreibt, dann steckt da Musikgeschichte bis ins vierte Jahrhundert drin. Diese idiotische Vorstellung, es müsse alles den Anschauungen von möglichst Ahnungslosen und Leuten, die sich nicht vorbereiten wollen, angenähert werden, halte ich für barbarisch.
DAS finde ich übrigens extremst arrogant, aber für kulturimperialistisch geprägte musikkritiker nur allzu typisch. es interessiert mich nicht, ob in bach 4 jahrhunderte musikgeschichte mehr stecken als in der neuen platte von adam beyer. ersterer ist für mich einfach nicht relevant, weil es mich weder intellektuell noch emotional vermag anzuregen.
Zu den 4 Jahrhunderten: Ich find, das nicht nur arrogant sondern ignorant. Kaiser ignoriert naemlich imho, dass Bach (oder welcher Klassik-Komponist auch immer)nur Jahrrhunderte musikalisch aufnehmen kann, die hinter ihm liegen, aber nicht die Jahrhunderte die nach Bach kamen. Und dazu ist Techno durchaus in der Lage, und nicht nur Techno. Liest sich wahrscheinlich sarkastisch, was ich schreibe, but who cares. Ausserdem ist MEINER ANSICHT NACH in Techno nicht nur europaeischer Einfluss (vornehmlich Melodie) , sondern durch die Betonung auf den Rythmus, was ich als eher afrikanisch betrachte, eben auch Einfluss von einer ganz anderen Kultur. Man ey, der Kaiser regt mich auf und das vor Weihnachten.
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