Romuald Karmakar dokumentiert in 196 BPM (bpm: beats per minute) das Geschehen
an drei Nebenschauplätzen der Berliner Love Parade 2002. Die drei unkommentierten,
dialogfreien und jeweils in einer Einstellung gedrehten Teile des Films geben den
Originalton wieder, der hauptsächlich aus Musik und wenigen Gesprächs- und
Wortfetzen besteht. Anders als die üblichen Dokumentationen, in denen über
Besucherzahlen, Drogenmissbrauch, Verunreinigung der Stadt, Ruhestörung etc.
berichtet wird, versammelt Karmakars Film Impressionen der verschiedenen
musikalischen Stilrichtungen innerhalb des schwierig zu definierenden `Techno'-
Begriffs. Die Musik, die Tänzer, die Orte und ein DJ stehen im Vordergrund.
Der erste Teil (Intro) zeigt den Bereich vor der Eingangstür des Clubs `Linientreu'.
Ein junger Mann tanzt wie ein Gummiball, Menschen laufen vorüber, tanzen mit. Der
zweite Teil (Gabba) führt den Betrachter an den Breitscheid-Platz, wo in einem
umgeräumten Döner-Imbiss ein DJ-Pult aufgebaut ist. Der dritte Teil (Hell At Work)
beobachtet den in der Techno-Szene bekannten DJ Hell bei der Arbeit. ,,Vor allem
wegen der guten vibrations begann ich mit meiner kleinen DV-Kamera umherzugehen
und zu drehen - so habe ich vor fünfzehn Jahren angefangen. Wie ein Partisan, wie
im Untergrund."
www.fdk-berlin.de/forum2003/filme/196_bmp.html
"In der Arbeit des Filmemachers Romuald Karmakar manifestierte sich - jenseits
des 'Totmachers' und der folgenden Spielfilme - immer schon eine geradezu
ethnologische Neugier. Soldaten, Hundezüchter oder Söldner zeigte er bei ihren
Ritualen, ohne zu kommentieren oder sich gar zu distanzieren. In dieser Reihe
steht auch der Dokumentarfilm '196 bpm' im Forum. Karmakar zeigt drei
Schauplätze von der Peripherie der Love Parade 2002 in jeweils einer einzigen
Video-Einstellung: 180 Sekunden lang einen wirklich faszinierenden Tänzer vor
der Disco 'Linientreu'. Sieben Minuten lang die Raver vor einem Döner-Stand
auf dem Breitscheidplatz, wo harter Gabba-Techno mit etwa 196 Beats pro
Minute gespielt wird. Und schließlich eine knappe Stunde lang DJ Hell bei der
Arbeit im WMF. Das ist faszinierend, weil man einiges über die feinen Unterschiede
auf der Love Parade erkennen kann. Und der Laie erkennt, welche harte Arbeit
das DJ-Handwerk ist. Aber spätestens eine Viertelstunde vor Schluss hat man
die Idee verstanden. Uns frühzeitig Harthörige, die wir schon auf Konzerten und
in Clubs eingeschlafen sind, hält dann auch die dröhnlaute Musik nicht mehr
zwingend wach."
(Welt)
"Am samstag hatte Romuald Karmakars Love-Parade-dokumentation '196 bpm' im forum premiere. das video dauert eine stunde, davon ist eine einstellung eine 50-minuetige, ungeschnittene aufnahme der arbeit von DJ Hell an den plattentellern des WMF, eines clubs, den es mittlerweile an diesem ort nur mehr sporadisch als XMF gibt.
die ueberwaeltigende intensitaet von '196 bpm' war wie ein versprechen fuer das fest hinterher, bei dem DJ Hell auflegen sollte."
(FAZ)
[ 12-02-2003: Beitrag editiert von: Hyp Nom ]