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Thema: Warum der Irak-Krieg jetzt beginnen muss
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
Was wären die vermutlich zu zahlenden Kosten eines Rückzugs der amerikanischen Streitkräfte am Golf? Mit dem Abbau der Drohkulisse würde als erstes die Bereitschaft des Iraks nachlassen, sich weiterhin den Kontrollen durch die UN-Inspekteure zu unterziehen. Bevor der letzte amerikanische Soldat aus der Golf-Region abgezogen wäre, hätten die Inspekteure den Irak längst verlassen müssen. Das wäre ein vielleicht nicht zu hoher Preis für die Wahrung des Friedens, hatten sich doch in den Jahren vor der Erhöhung des politischen Drucks auch keine Inspekteure im Irak aufgehalten. Zwangsläufig aber würde mit dem amerikanischen Rückzug auch das Renommee Saddam Husseins bei den frustrierten und gedemütigten Massen der arabischen Welt ins Unermeßliche steigen. Der irakische Diktator wäre mit einem Schlag der Sieger über den amerikanischen Imperialismus. Gestützt auf dieses Renommee, würde er seine expansive Hegemonialpolitik, mit der er 1991 in Kuweit gescheitert war, wiederaufnehmen, und dann würde ihm widerstandslos in die Hände fallen, was ihm zuvor mit Gewaltmitteln nicht gelungen war. Die Bedrohung Israels würde dadurch auf mittlere Sicht dramatisch ansteigen, und man wird davon ausgehen können, daß Israel darauf mit Präventivschlägen reagieren würde. Spätestens dann wären auch die Vereinigten Staaten wieder im Spiel - und der dann zu gewärtigende Krieg im Vorderen Orient würde den aktuell drohenen Krieg an Intensität und Folgen weit übertreffen. (Politik-Prof.Dr.Münkler, FAZ von heute)
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
liri dass sich diese frage überhaupt in den raum stellen läßt, verdankt sie auch nur der intervention amerikas im kuwait-konflikt damals.. ich will nicht soweit gehen, zu sagen, andernfalls wäre schlicht niemand mehr hier, der solche fragen stellen könnte, aber europa wäre sonst heute, über 10 jahre später, sicher nicht ungeschoren davongekommen. wenn George Bush senior damals nicht vor Bagdad halt gemacht hätte, hätten wir heute nicht diese ebenfalls prekäre lage.
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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PigFace
500
Usernummer # 4299
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verfasst
Also man sollte die Dinge IMO doch etwas genauer betrachten wenn man die jetzige Lage am Golf beurteilt. Fakt ist es gab niemals ein dezidiertes Bündnis zwischen USA und Irak oder USA und Iran. Wie in vielen anderen Ländern die für die USA "von Interesse" sind wurde auch in den Golfstaaten über Jahrzehnte hinweg eine Politik betrieben die USA-freundliche Tendenzen (im Idealfall: Regierungen) unterstützt und USA-feindliche bekämpft haben. Das Verhältnis von USA und Irak/Iran wurde in den Zeiten des kalten Krieges in erster Linie vom damals üblichen Blockdenken bestimmt. Jeder Block (Ost oder West) versuchte in der Region Einfluß zu nehmen, meist dadurch daß Regierungen die den eigenen Block unterstützen gefördert wurden (u.a. auch durch Waffen). Im Falle von Irak/Iran wurde vor der Revolution der Mullahs in Teheran der Iran bzw. dessen USA-freundlicher König, der Schah, vom Westen unterstützt, während der Irak von der Sowjetunion und deren Verbündeten unterstützt wurden. Nachdem Khomeini 1979 den Schah gestürzt hatte und der Westen zum ersten Mal mit dem Phänomen des islamistischen Fundamentalismus konfrontiert war (tatsächlich strebte der Iran damals ja eine Islamisierung der arabischen Welt an), änderte sich die Lage schlagartig. Plötzlich war der Iran "der Feind", und man benutzte folglich den Irak als Gegengewicht. Dort war fast zeitgleich Saddam Hussein an die Macht gekommen, der nun mit Unterstützung des Westens den Iran überfiel. Der Ausgang dieses Konflikts ist bekannt, was als Blitzkrieg gedacht war endete in einem jahrelangen Gemetzel mit Hunderttausenden von Opfern (es gibt übrigens bis heute keinen diesen Konflikt beendenden Friedensvertrag, nur einen Waffenstillstand). Mir scheint vor diesem historischen Hintergrund klar zu sein daß- in der Region jahrzehntelang der Konkurrenzkampf der damaligen Supermächte auf dem Rücken des iranischen wie des irakischen Volkes ausgetragen worden ist - es zu keinem Zeitpunkt darum ging "dem Volk" (auf welcher Seite auch immer) Freiheit und Demokratie zu bringen - keine der Mächte die dort Einfluß genommen haben / Einfluß nehmen für sich in Anspruch nehmen können dies in moralisch einwandfreier (oder auch nur akzeptabler) Weise getan zu haben / tun - sich an der grundlegenden Interessenslage der heute primär einflußnehmenden Supermacht USA bis heute nichts geändert hat, ebensowenig an den Mitteln wie diese Interessen durchgesetzt werden sollen Was die ganze Entwicklung in der Region exemplarisch ganz deutlich zeigt ist daß man die Geister die man einmal aus der Flasche gelassen hat nun offensichtlich nur schwer wieder los wird. Ich glaube allerdings auch kaum daß das die amerikanische Regierung interessiert, denn sonst wäre sie mit der vermeintlichen Lösung "Krieg" die in der Vergangenheit schon nicht funktioniert hat nicht so schnell bei der Hand. Statt dessen betreibt sie weiter ihre Politik des indirekten Imperialismus - und ein solches Land nimmt für sich in Anspruch der Führer der freien Welt zu sein? Sorry aber da kann ich nur sagen "F*ck you!"
Aus: Somewhere in the skeleton | Registriert: Nov 2001
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
@ pig wie du selbst sagst, "keine der Mächte, die dort Einfluß genommen haben, können für sich in Anspruch nehmen, dies in moralisch einwandfreier (oder auch nur akzeptabler) Weise getan zu haben" also f*ck you für alle, wenn schon. und diese sicht greift eben auch zu kurz. um nochmal den folgenden artikel zu zitieren:Europas Pazifismus ist eine Lebenslüge Ohne US-Militärmacht wäre die europäische Versöhnungspolitik unmöglich. Denn der Nationalstaat schützt seine Bürger nicht mehr. Es ist viel von dem Weltreich USA die Rede, dessen Unilateralismus und Arroganz angeprangert wird. Verkannt wird dabei allerdings, dass mit dem Ende des Ost-West-Gegensatzes ein Machtvakuum entstanden ist. Wer sollte dies auffüllen? Die Vereinten Nationen? Damit sie diesen Zweck einer Quasi-Weltmacht erfüllen können, müssten nicht nur sie, sondern auch die tragenden und bevollmächtigenden Nationen umgebaut werden. Die Europäische Union? Die Europäer sind mit dem Thema beschäftigt, das sie am meisten interessiert: mit sich selbst; sie sind aber weder in der Lage noch erpicht darauf, neben ihrer ökonomischen auch eine verantwortliche weltpolitische Rolle zu spielen - jedenfalls bislang nicht. Sollte das Machtvakuum etwa von Russland oder CHina ausgefüllt werden? Solange die reichen und mächtigen Nationen sich nur mit sich selbst beschäftigen, wachsen die aktuellen globalen Risiken - auch für sie selbst. Ohne die militärische Hegemonie der USA wäre die Romanze der europäischen Versöhnungspolitik schnell ausgeträumt. Ein zentraler Grund für die Hypermacht der USA kann zurückverfolgt werden auf das Selbstverständnis und die inneren Beschränkungen der europäischen Politik, nämlich den kollektiven Verzicht auf militärische Macht. Erst wenn dieser Mangel anerkannt und behoben wird, wird die Europäische Union sich selbst befähigen, eine Außenpolitik zu entwickeln, die ihren Namen verdient. (längere version http://technoforum.dyndns.org/cgi-bin/ultimatebb.cgi?ubb=get_topic&f=21&t=004013&p=4 im unteren teil der seite)
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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PigFace
500
Usernummer # 4299
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verfasst
quote: Ursprünglich geschrieben von Hyp Nom: also f*ck you für alle, wenn schon. und diese sicht greift eben auch zu kurz. um nochmal den folgenden artikel zu zitieren:[b]Europas Pazifismus ist eine Lebenslüge Ohne US-Militärmacht wäre die europäische Versöhnungspolitik unmöglich. Denn der Nationalstaat schützt seine Bürger nicht mehr. Es ist viel von dem Weltreich USA die Rede, dessen Unilateralismus und Arroganz angeprangert wird. Verkannt wird dabei allerdings, dass mit dem Ende des Ost-West-Gegensatzes ein Machtvakuum entstanden ist. Wer sollte dies auffüllen?...[/B]
Mein 'F*ck you' bezog sich wie du weiter oben nachlesen kannst auf den Anspruch der Amerikaner die Führer der freien Welt zu sein, nicht auf das was in der Golfregion an Einflußnahme gelaufen ist. Was mich vehement stört ist nicht so sehr daß die USA ihre Position als Supermacht zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen nutzen (obwohl auch das kritikwürdig ist), sondern das pharisäerhafte Vorschieben von angeblich lauteren Absichten, obwohl es tatsächlich nur um die Durchsetzung eben dieser Interessen geht. Da ist mir jeder kleine oder große Diktator der offen sagt was seine Absichten sind in der Hinsicht angenehmer. Zum Thema weltpolitisches Machtvakuum: Sollten wir vor dem Hintergrund unserer eigenen (Menschheits-) Geschichte nicht endlich fähig sein dem Streben nach Macht und deren Durchsetzung mit Gewalt abzuschwören? Ich denke ja und halte das auch nicht für zu utopisch um als langfristiges Ziel verfolgt zu werden - und dann erübrigt sich das Ausfüllen eines wie auch immer gearteten Machtvakuums.
Aus: Somewhere in the skeleton | Registriert: Nov 2001
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
es geht um defensive wahrung von werten, wozu auch vorausschauende einflußnahme gehören kann, solange die welt nicht vor missbrauch von machtpositionen geweiht ist. und selbst, wenn sie davor geweiht wäre, kann es zu diplomatisch unlösbaren konflikten kommen, z.b. wenn es für völker beim ringen um land mit wasservorkommen ums pure überleben geht.
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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Psychotronic
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Usernummer # 1000
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verfasst
Das das politsche Regim dort unten Weg muß, ist uns allen schon lange klar, denke ich. Aber das hätte schon vor Jahren passieren sollen.Das einzige was mich an der ganzen Aktion richtig stört ist die Kriegsstrategie die die USA planen. Die wollen mal wieder mit schwerem Flächenbombardement das Land platt machen. Flugzeuge und Bomben einzusetzen bringt immer zu hohe Schäden unter der Bevölkerung mit sich und die hat schon genug gelitten. Wenn die schon sowas lostreten, dann sollten sie es auch richtig tun: Sprich, kleine Spezialtruppen einsetzen die die politische Führung in Bagdad schnell, gezielt und umgehend ausschalten(töten, gefangen nehmen, etc.) Wenn dies geschehen ist, könnten sie ohne große Schwierigkeiten in das Land einmarschieren. Dann sollten sie das Volk durch Hilfslieferungen und Wiederaufbau des Landes in eine bessere soziale Position einsetzen und gleichzeitig das eine Demokratie installieren. Versteht mich nicht falsch, Tote wird es in einem Krieg immer geben, man kann mit einer entsprechend angepassten Kriegsstrategie hohe Verluste in der Bevölkerung minimieren und ich sehe momentan nicht das die USA sich wirklich dafür interessieren. Deshalb bin ich gegen die Kriegsstrategie der USA. Eine derartige Strategie hätten sie schon im letzten Golfkrieg fahren sollen.
Aus: hessen | Registriert: Sep 2000
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Yzyz
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Usernummer # 7774
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verfasst
@ psychotronic: nicht vergessen, dass halliburton und co. am wiederaufbau gut verdienen!!
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Hyp Nom
Morgen Wurde
Usernummer # 1941
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verfasst
aus akutem anlass.. *bump*
Aus: Kiel | Registriert: Feb 2001
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oskar
phonout
Usernummer # 7383
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verfasst
wird auch Zeit...
Aus: der Stadt, die es nicht gibt | Registriert: Oct 2002
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