|
Autor
|
Thema: Wenn Sekundenbruchteile über Leben und Tod entscheiden...
|
BassInvader
true spirit
Usernummer # 2814
|
verfasst
Es herrscht Krieg auf deutschlands Strassen!
Mir hat es schon gereicht, einmal nach Leipzig und zurück zu fahren. Wenn man sich überlegt, dass man auf so einer Reise immer mindestens eine gefährliche Situation übersteht, ist es eigentlich ein Wunder, dass man immer noch gesund ist ... Die Leute leben in so einer Videospiel-Mentalität, hab ich das Gefühl. Neu starten kann man aber leider nicht mehr ...
|
Aus: Dresden | Registriert: Jun 2001
| IP: [logged]
| |
|
|
Clemens Neufeld
Usernummer # 9801
|
verfasst
grüss euch
find es gut das hier dieses thema besprochen wird.
hab selbst schon mal dem tod ins gesicht gesehen und bin aber dank schutzengel quasi neu geboren worden.
auf der autobahn, wo sonst...
ist einfach eine gefahrenzone, weils immer leute geben wird, die wie potentielle totschläger unterwegs sind. das a und o ist sicherheitsabstand! anscheinend wissen nur die, die schon mal einen unfall miterleben mussten, dass hinter jeder kurve schon ein fahrzeug quer auf der fahrbahn stehen könnte.
meiner meinung sind geschwindigkeiten über sagen wir 160 kmh selbst bei besten verhältnissen und 3 spuren geradeaus nicht zu verantworten - da ist deutschland ja sonderfall (und wird das hoffentlich nicht mehr lange halten können).
mein unfall ist bald ein jahr her. 20uhr, schon dunkel, feuchtes wetter, kurvige autobahn über bergland richtung wien, rel. dichter verker, viele raser auf dem heimweg vom urlaub. ich recht gemütlich und defensiv gerade auf der 2. spur, als sich plötlich etwa 300m vor mir ein unfall ereignet, alle autos vor mir vollbremsung machen, mir bleibt auch nichts anderes, und dank schneller reaktion, genügend sicherheitsabstand und abs komme ich sicher zum stehen (allein eine vollbremnsung bei 130kmh ist ein erlebnis für sich). gerade mal zeit zum aufatmen ("uff das war knapp"), aber noch bevor ich in den rückspiegel schauen kann kommt es zu den heftigsten sekunden meines lebens: da fährt uns voll einer hinten seitlich rein, ein heftiger knall und unser auto wird nach vorne "gewirbelt", bis wir bei einem zweiten aufprall mit demselben auto, wir nun 180grad gedreht, zum stillstand kommen, motorhaube in motorhaube verkeilt. das andere auto beginnt zu brennen, meterhohe flammen aus dem kühler - es wird taghell in der dunkelheit und ich blicke direkt in 4 augen voller schreck. während unser wagen wegkatapultiert wurde und wir so den "naturkräften" ausgesetzt waren, schrie ich nur laut "scheeeeiiisseeeee", und es hätten meine letzten worte sein können...
-an diese sekunden muss ich noch heute jeden tag denken.
also wir stehen still, beine und arme noch dran und schon das bewusstsein, gerade dem tod (fürs erste!)entronnen zu sein, voller adrenalin - schreie zu meiner freundin "raus hier", bekam den gurt und die tür zum glück auf und rannte richtung fahrbahnrand eine steile grasböschung rauf, um aus der todeszone zu kommen. nach ein paar metern dreh ich mich erst um und höre meine freundin nach mir rufen - der gurt hat sich verklemmt und sie kam nicht raus! (inzw. brannte das andere auto noch immer, die 2 sind aber gleich rausgesprungen und haben einen feuerlöscher aus dem kofferraum geholt und das feuer löschen können (sowas gehört in JEDES auto!) ich sah dann, dass die beiden pkws zum grossen glück auf dem pannenstreifen zum stehen gekommen sind und nicht auf der fahrbahn, sonst wäre alles viel schlimmer ausgegangen, denn noch immer pfiffen auf der überholspur fahrzeuge um die kurve, bzw. es war ein einziges reifenquietschkonzert die nächsten minuten.
zum GLÜCK ist auf der beifahrerseite nicht gleich der gurt aufgegangen und die tür liess sich ohnehin nicht mehr öffnen - denn sonst wäre meine freundin wohl, als ich "raus hier" rief, auf ihrer seite raus auf die fahrbahn gerannt und überfahren worden. so konnte ich ihr über die fahrerseite raushelfen und sie auf auf die böschung und in sicherheit bringen. da erst sah ich, dass ihre nase beim 2. aufprall zertrümmert wurde (es sah aber so schlimm aus, riesige beule am kopf, alles voller blut, habe befürchtet, dass vielleicht ihr schädel gebrochen ist und sie mir jetzt in meinen armen wegstirbrt).
...unmöglich die ganze szenerie zu schildern...
wir waren jedenfalls in einem unglaublichen zustand, voller adrenalin, gerade dem tod vom schippchen gesprungen - spätestens als ein arzt bestätigte, dass keine lebensgefahr besteht, hat uns das so unglaublich glücklich gemacht, dieses glück im unglück, einfach überlebt zu haben, dass wir nur noch gelacht haben die meiste zeit.
seither, und hoffentlich für immer, lebe ich mit diesem dankbaren gefühl, einmal mit voller wucht vor augen geführt bekommen zu haben, was es heisst, zu leben.
|
Aus: Wien | Registriert: Jun 2003
| IP: [logged]
| |
|
|
ClubCreature
Usernummer # 4014
|
verfasst
@Clemens: boah, Wahnsinn, is ja ne krasse Story. Da habt ihr echt Glück gehabt. Die Story zeigt echt, das man sich über jede Sekunde, die man lebt freuen sollte, denn zum Leben gibt es nur eine Alternative und das ist der Tod.
Leben sollte echt nicht zur Gewohnheit werden, wenn ich so Geschichten les, spür ich eine echte Dankbarkeit, das mir so was krasses noch nie passiert ist und hoffentlich nie passiert.
An eurer Stelle würd ich diesen Tag als zweiten Geburtstag feiern. *gg
|
Aus: Rheinmetropole KÖLN | Registriert: Oct 2001
| IP: [logged]
| |
|
|
diebeidenohnenamen
Usernummer # 6584
|
verfasst
das ist mal echt heftig, ich kann mir glaub ich genau vorstellen, was du im bezug auf deine freundin gefühlt haben musst, weil ich eine ähnliche situation erlebte. erst den tod vor augen und dann sieht mann noch seine liebsten schwer verletzt, das habe ich leider auch erlebenmüssen.
mein bisher schlimmster tag im leben war der 9 september 1995, ich glaube es war ein freitag.
meine mutter und ich, waren grad auf einer landstrasse unterwegs nach hause. wir kamen gerade von der baustelle von unserem neuen haus, meine mutter, im 8. monat schwanger, sass am steuer und war schon seit 5 uhr auf, um die arbeiter mit essen und trinken versorgen zu können. wir beide waren nicht angeschnallt, sie wegen ihrer schwangerschaft und ich aus purem leichtsinn(oder glück?). ich hatte mich grad nach vorne gebeugt und las die bediennungsanleitung meiner neuen sound karte, als ich kurz einen blick aus dem seitenfenster warf. was ich da sah war nichts ungewöhnliches, wir waren auf der anderen strassenseite. ich dachte meine mutter überholt einen traktor, die hier andauernd fahren. dann schaute ich nach vorne, wir waren mittlerweile ganz auf der anderen strassenseite und vor uns war kein ´traktor, den man überholen hätte müssen. eine scharfe rechtskurve kam auf uns zugeflogen. viele sagen nach einem unfall, dass alles so schnell gegangen wäre, das kann ich nicht behaupten. wie in zeitlupe überquerten wir die strasse und steuerten auf den mit bäumen gesäumnten strassenrand zu. wie in zeitlupe sah ich einen baum auf uns zurasen und ich schrie nur noch, mama was machst du? ab da wurde es dunkel. ich sah nichts mehr aber ich war nicht ohnmächtig, weil ich alles gehört habe. knirschen von stahl, was gegeneinaderreibt. ich spürte keinen schmerz, aber die geräusche werde ich niemals vergessen. ich fühlte, wie unser auto einen abhang hinunterrutschte und dann schliesslich zum stehen kam.ein lautes hupen war, woran ich mich dann wieder erinnern kann. unsere hupe hatte sich wohl irgendwie festgeklemmt. ich sah wieder. mein erster "gedanke" war wohl mehr nur ein instinkt, wo ist meine mutter? ich sass nämlich noch mehr oder weniger auf dem beifahrer sitz, aber meine mutter war nicht mehr im auto. ich kletterte durch die frontscheibe ins freie, wobei ich mir noch den nacken an den überresten von unserer windschutzscheibe aufschltitzte. das merkte ich aber gar nicht, genausowenig wie dass mein linker schenkel von einem plastikteil der armatur aufgeschnitten worden war. meine gendanken drehten sich nur um meine mutter. schliesslich sah ich sie dann, sie lag auf dem rücken und blutete an der schläfe. niemals werde ich das vergessen, wie meine mutter am boden lag und im schock zu gott betete. es war mehr ein röcheln, aber ein zwei wörter konnte man verstehen. ich versuchte sie anzusprechen, aber sie realisierte mich nicht wirklich. sie sagte immer nur, dass sie keine luft kriegt. es war ein entsetztliches gefühl, mitten im wald zu stehen, alleine, keiner der dir helfen kann. immer noch total unter schock kletterte ich zurck zu strasse um autos anzuhalten, das war aber zum glück nicht mehr nötig, da mehrere autos schon oben angehalten hatten. ich ging dann wieder runter zu meiner mutter. sie war inzwischen schon blau im gesicht und sagte nichts mehr. endlich dann irgendwann kam hilfe, ein mann kam zu mir und fragte mich was passiert sei, reichlich dumme frage dachte ich, das sieht man doch. er kannte sich aber aus in erster hilfe und half meiner mutter. nicht allzulange darauf, kamen dann auch die rettungssanitäter.
alle waren, sehr bestürzt als sie noch sahen, dass sie hochschwanger war. meine mutter wurde mit einer bahre in den rettungswagen gebracht. meine wunden wurden auch schnell verbunden. ihr hat man irgendwie sauerstoff mit nem tropf ins blut injiziert. einen lungenriss hat sie, sagten die retter. ich stand den weg im krankenhaus und redete gut auf sie ein. dort wurden wir getrennt und ich betete,dassich sie nochmal lebendig wiedersehe. ich musste auch meinen vater anrufen und ihm erzählen was vorgefallen war. endlich als er da war, konnte ich mich langsam wieder beruhigen...
meine mutter lag noch eine woche auf der intensivstation, hatte sich einige knoche gebrochen und die lunge war durch eine rippe durchstossen. ich hatte einige schnittwunden und prellungen. meiner kleinen schwester ist wie durch ein wunder nichts passiert, sie ist jetzt acht jahre und hat auch keinen geistigen schaden davongetragen. das erste was meine mutter dann fragte, als sie im krankenhaus zu sich kam, war ob es mir gut ginge und ob sie noch andere leute verletzt hätte. sie war am steuer eingeschlafen.
unser auto war nur noch schrott. das dach war an der stelle´, wo mein kopf gewesen wäre wenn ich mich angeschnallt hätte, total eingedrückt.
damals wars es wohl mein glück, dass ich mich nicht angeschnallt hatte, aber meine mutter ist durch die frontscheibe rausgeflogen. sie hätte genausogut sich noch schlimmer verletzen können und daher schnalle ich mich seit dem tag immer an.
das also war mein schlimmster tag in meinem leben, meine ma wurde zum glück schnell wieder gesund und ich werde dem mann, der uns geholfen hat immer dankbar sein. leider haben wir ihn nie wiedergesehen, auch auf eine zeitungsannonce hat er nichts von sich hören lassen.
|
Aus: Köln | Registriert: Jul 2002
| IP: [logged]
| |
|
|
|
Druckversion