Disko wollte ins Guinness-Buch und kam in den Polizeibericht270 Beamte stürmten Techno-Club in Mitte / Ermittler stellen Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz fest
Im "Sky-Club" sollte gestern ein Rekord gebrochen werden. Mehrere DJs wollten in dem Techno-Club so lange Platten auflegen, bis sie ins Guinness-Buch kommen. Seit Donnerstag hatten schon ununterbrochen die Lautsprecherboxen gewummert. Zum Weltrekord im Dauerplattenauflegen fehlten den übernächtigten Schallplattenunterhaltern nur noch zehn Stunden. Da kam die Polizei mit 294 Beamten. Sie waren auf der Suche nach Drogenhändlern.
An die Tür des Clubs, der sich in einem S-Bahn-Bogen nahe dem Alexanderplatz befindet, klopfte kurz nach acht Uhr morgens ein Mann. Als der Einlasser öffnete, stürmten ein vermummtes Spezialeinsatzkommando und mehrere Polizeihundertschaften den Club.
Nachdem der Einlasser überrannt war, sicherten Beamte die Toilettenbecken, damit dort niemand Drogen herunterspült. Polizisten mit Hunden verstellten die Notausgänge. "Die Polizisten hatten gezogene Waffen und schmissen unsere Typen auf den Boden", erinnert sich die 20-jährige Dajana. Marcus, 21 Jahre alt, sagt: "Ich hatte eigentlich nur ein Bierchen trinken und mal hallo sagen wollen, als hinter mir ein vermummter Mann mit Stahlhelm war. Ich musste mich auf den Boden legen und hatte dessen Knie im Genick." DJ M-Schneider (23), der Platten auflegte, schimpft über die Polizisten: "Die waren total agro. Die haben mir die Kabel aus den Boxen gerissen." Während er noch über Steuerverschwendung schimpft, werden die rund 154 Gäste des Clubs in die Kategorien Grün (harmlos), Gelb (verdächtig) und Rot (ziemlich verdächtig) eingeteilt. Woran die Polizisten das auf die Schnelle wissen? "Man erkennt seine Schweinchen am Gang", sagt ein Beamter.
Die überrumpelten Clubbesucher müssen drinnen warten und werden einzeln herausgeführt zum Durchsuchen und Überprüfen der Personalien. Die Harmlosen dürfen in den Ledersesseln bleiben, die Verdächtigen müssen auf der Tanzfläche stehen. Einer, den die Polizisten für ziemlich verdächtig halten, muss die ganze Zeit hinter der Garderobe mit seinen Händen an der Wand lehnen - bewacht von einem vermummten SEK-Mann.
Im "Sky-Club" an der Dircksenstraße gibt es Trance, Techno, House und HipHop zu hören. In der Szene hat er einen guten Ruf - gute Musik, gute Leute, heißt es. Nach Ansicht der Polizei sollte es der Vollständigkeit halber auch guter Stoff heißen. Deshalb haben Zivilbeamte den Club schon seit längerem beobachtet. "Wir haben diesen Einsatz ein Jahr lang vorbereitet", sagt ein Polizeisprecher. "Der Club ist ein Treffpunkt der Hooligan- und Türsteherszene." Die Ermittler stellten fest: Wenn überall in der Stadt die Bars schließen, dann kommen die Türsteher hierher zum "Chillout". Dann sollen hier auch Ecstasy und Anabolika die Besitzer wechseln. "Wir hatten vorab Infos, dass sich sogar die DJs am Betäubungsmittel-Handel beteiligen würden", sagt ein Beamter. Ob sich der Verdacht erhärtet hat, war gestern nicht zu erfahren. Schon am vergangenen Wochenende hatte es eine Drogenrazzia in einer Wilmersdorfer Diskothek gegeben. Die Polizei fand nichts und vermutet, dass die Dealer gewarnt waren. Dieses Mal wurden elf Diskogäste festgenommen. 52 Besucher bekamen eine Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz, was schon bei einer Ecstasy-Pille der Fall ist. Ob sich die langen Ermittlungen gelohnt haben und Dealer geschnappt wurden, teilte die Polizei nicht mit.
Quelle: http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/berlin/227862.html
http://www.Sky-club-berlin.de