Was bewegt die Jugend?Was Sie immer schon über die Jugend von heute wissen wollten, beantwortet derzeit die 14. Shell-Jugendstudie. Erstaunliches ist da zu lesen von einer Gruppe unserer Gesellschaft, der noch vor ein paar Jahren eine ausgeprägte Protest- und Verweigerungshaltung attestiert wurde. Ganz im Gegenteil stehen nun Fleiß, Eigenständigkeit und soziales Engagement weit oben in der Werteordnung und verdrängten somit ökologische und politische Orientierungen. Die junge Bevölkerung zwischen zwölf und 25 Jahren will, so sagt es die Studie, nicht mehr in Opposition zur Gesellschaft stehen, sondern strebt nach Sicherheit und ökonomischem Erfolg und entwickelt ein Gespür für Macht und Einfluß, das dem ihrer Eltern in nichts nachsteht.
Konsum und Kultur
Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche versuchen, diesen Mentalitätswandel nachzuvollziehen und mit zeitgemäßen Angeboten zu begleiten. Vor allem die Konsumgüterindustrie hat die Jugend schon seit langem als Zielgruppe ihrer Werbebotschaften entdeckt. Dabei geht es um viel Geld. Folgt man den Ergebnissen führender Marktforschungsinstitute, verfügen Jungen und Mädchen zwischen sechs und 19 Jahren in Deutschland über eine Kaufkraft von annähernd 17 Milliarden Euro und zeigen häufig bereits ein „erwachsenes“ Konsumverhalten. Während man sich um die Kreativität der Werbestrategen und Produktentwickler keine Sorgen machen muß, geben andere Phänomene der Jugendkultur Anlaß zum Nachdenken. Noch immer diagnostizieren Forscher unter den Heranwachsenden ein enormes Gewaltpotential und bescheinigen einzelnen Jugendgruppen eine gefährliche Offenheit für rechtsradikales Gedankengut. Offenbar scheinen immer mehr Jugendliche aufgrund eines fehlenden emotionalen Zuspruchs im Elternhaus oder unattraktiver Freizeitangebote in ihren Wohnorten den Weg zu Anerkennung und sozialer Bindung vermehrt über Gewaltausübung und die Bildung rechter Cliquen zu finden.
Rückblick und Ausblick
Daß es bei diesen rechten Cliquen weniger um konkrete politische Überzeugungen als vielmehr um eine Suche nach einer übergreifenden Leitidee geht, zeigt der Vergleich mit den Jugendbewegungen des 20. Jahrhunderts. Sie alle umgaben sich mit den verschiedensten Mythen. Bei den Wandervögeln der Mythos vom einfachen Leben in der Natur, der Mythos des Rock´n Roll bei den Halbstarken und bei den Punks der Mythos des Häßlichen. Doch was wird eine Studie im Jahr 2050 über das Selbst- und Weltverständnis der heutigen Jugend sagen? Vielleicht werden Begriffe wie Pragmatismus, Angepaßtheit oder Sicherheitsbestreben fallen. Vielleicht stellt man auch eine fortgeschrittene Entpolitisierung fest. Bestimmt aber wird man die heute herrschende Meinung korrigieren: Die Jugend war besser als ihr Ruf.
Ronny Porsch, F.A.Z.-Archiv
Internetlinks und Buchbesprechungen zum Thema finden Sie in unserem Serviceteil Echt kraß: Internetlinks und Lesetips
source
http://www.faz.net/IN/INtemplates/faznet/default.asp?tpl=faz/dossier_overview.asp&rub={DBAB1B9C-EE8B-45FF-A8D1-62CCE7BCA66D}
sollte man direkt auf die HP der faz gehen, findet ihr noch interessante weiterfuehrende Artikel zu diesem Thema.
cya billy