NEIN, das soll jetzt kein Thread sein, der nur danach fragt, was an analogen Synthies besser sein soll als an digitalen.
WAS ICH WEISS: Ich weiß, daß analoge Synthies einen wärmeren, fetteren Klang haben als digitale. Das hört man einfach, wenn man sich damit befaßt und damit rumspielt. Und mir persönlich gefällt analoger Sound deshalb oftmals besser.
WAS ICH NICHT WEISS: Warum ist analog = fett/warm? Rein theoretisch wird doch bei beiden Synthies eine Schwingung erzeugt, die dann etwas moduliert wird. So unterschiedlich kann die Klangerzeugung letztendlich doch gar nicht sein. Aber es ist so. Auch, wenn man mit EQ's viel Bass reinhauen will, um den warmen Effekt zu unterstreichen: Analoge Synthies klingen einfach wärmer.
Kann mir jemand erklären, was denn jetzt der ausschlaggebende Punkt ist, der dafür sorgt, daß sich analog und digital vom Klang her so sehr unterscheiden?
(Übrigens spiel ich Gitarre über einen Transistorverstärker, wünsche mir aber sehnlichst einen Röhrenverstärker. Warum? Auch, weil der einfach einen geileren, wärmeren, fetteren, grummeligeren Klang hat. Mir geht es jetzt zwar eigentlich mehr um die Frage OBEN, aber sollte jemand zufällig wissen, warum die Röhre besser röhrt, kann er das hier gerne auch mal erwähnen...)
Thanx
ZeHa
(ähnliches wird ja auch von Klassikaufnahmen auf CD´s behauptet, insbesondere im Vergleich zu analogen Aufzeichnungen.)
[ 22-11-2001: Beitrag editiert von: Imre ]
Und die D/A-Wandler sind immer noch nicht so gut entwickelt, daß man einen besseren Klang hinkriegen würde?
Also ich hab' hier schon mal geschrieben, ich bin Neuling in der reinen Studiotechnik, hab' aber glaub ich ein recht gesundes Halbwissen in der allgemeinen Elektronik, und Röhrengeräte (Verstärker, HF-Geräte) hab' ich auch schon selbst gebaut. Aber grad'deswegen sag ich, die Frage ist SCHWEINEKOMPLIZIERT.
Erster Grund für den Röhrensound:
Röhren haben ein anderes Verhalten als Transistoren bei Übersteuerung und Hochaussteuerung. Eine kräftige Aussteuerung führt dazu, dass die Spannungsspitzen sozusagen sanft runtergedrückt werden, was man zunächst nicht als unangenehm sondern eben eher als "Verzerrung ins Warme" wahrnimmt. Transistorschaltungen schneiden Spannungspitzen viel brutaler ab und verzerren dann unangenehm.
Zweiter Grund:
Kein Verstärker hat eine vollkommen gerade Durchlasskurve. Das heisst, eine Frequenz von z. B. 100 Hz wird nicht ganz
genauso verstärkt wie eine Frequenz von
1000 Hz. Diese Durchlasskurve sieht bei Röhren etwas anders als bei Transistoren aus. - Ausserdem werden Röhren bei hoher Aussteuerung "langsamer", d. h. hohe Frequenzen werden weniger gut verstärkt.
Dritter Grund (meine persönliche Meinung) Röhrenschaltungen sind ganz anders als Transistorschaltungen, d. h. mit viel höheren Spannungen etc., daher anderen Bauelementen usw; dies wirkt sich vermutlich auch "irgendwie" auf den Frequenzgang aus.
4. bis 1000. Grund: Darüber streiten sich die Experten; weiss keiner so genau.
Es gab mal in ner Musikzeitschrift vor nem Jahr oder so einen Klasse Artikel über die Röhrentechnik (ich weiss nicht, obs Keys war). Vielleicht weiss das einer (bis ichs rausgekramt hab aus meinem Chaos, dauert bestimmt vier Wochen ...)
[ 22-11-2001: Beitrag editiert von: D-D-D ]
Auf jeden Fall thanx für die Infos! Wußte doch, daß es hier Leute gibt, die wissen, von was sie reden
Der Hauptunterschied liegt darin, das ein analoger OSC auf einem Schwingkreis (Frequenzgenerierender Schaltungstyp) basiert, der nicht so präzise Frequenzen und Wellenformen erzeugt wie digitale Generatoren. Diese leichten Abweichungen vom Sollwert ergeben minimale Variationen, die einen etwas "lebendigeren" Klangeindruck erzeugen. Das gleiche gilt für die Filter, wenn mehrere OSCs in einem analogen Gerät sind (z.B. bei Juno/Jupiter, aber NICHT bei TB303 weil monophon), denn dann hat jeder OSC seinen eigenen phys. Filter, die zwar gemeinsam über die Regler beeinflusst werden, aber i.d.R. nie 100%ig identisch klingen.
Als nächstes gibt es bei analoger Klangsynthese nicht die Rasterungen der digitalen Auflösung, d.h. mit einem Oszilloskop gemessene Kurven sind beim Analogen tatsächlich Kurven, beim Digitalen feine Treppchen.
Ausserdem können analoge OSCs Frequenzen weit ausserhalb des menschlichen Hörvermögens produzieren, der Jupiter beispielsweise bis über 30kHz.
Auch die Steuerung über MIDI ist nicht wirklich gut.
Nimm einen alten Jupiter, stell einen hohen Pitchwheelrange ein und beweg das Rad mal sehr schnell hin und her. Resultat: der Sound verzieht sauber und flüssig die Tonhöhe.
Probier das gleiche mit einem virtuell analogen oder irgendeinem anderen digitalen Synth. Resultat: Der Sound springt in der Tonhöhe und wird etwas zerstört.
Kurz zur Röhre:
Eine übersteuerte Röhre erzeugt viele harmonische Obertöne, das macht Röhrenamps so "rockig". Eine Röhre lässt sich im Grenzbereich darüberhinaus auch viel feiner dosieren.
Ein übersteuerter Transistoramp schneidet aber die Amplituden hart ab und erzeugt dabei keine "harmonischen", sondern eben nur Krachen.
greetz.. D.A.G.O.
Tatsache ist, dass jeder digital generierte Klang nunmal einen DA Wandler passieren muss, sprich das errechnete akustisch gerendert werden muss. Das geht hat nur über die Quantisierung der verwendeten Wandler, was im Vergleich zum direkten analogsound einfach ein akustisches Holzbein ist. (auch bei mittlerweile immerhin 24bit und 96khz, bei guten Wandlern).