Fatkid
oderaufbrot
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verfasst
emmanuel de la paix – terre brûlée (Broque 146)
Terre Brûlée ist nicht nur der französische Begriff für verbrannte Erde, eine Kriegsstrategie, bei der während des Rückzugs vor dem Feind nichts zurückgelassen wird, sondern auch der Zustand, in den die Menschheit unseren Planeten zu treiben scheint. Und es ist kein Zufall, dass es nun auch der Titel von Emmanuel de la Paix‘ Nachfolgealbum zu seinem hervorragenden Debüt „Rescue Pack“ ist. Die neun neuen Stücke bewegen sich erneut in der Radiohead-esken Schnittmenge von Shoegaze, Post-Rock und cineastischem Ambient. Diesmal lässt die Dramatik jedoch mehr Raum für die atmosphärischen Untertöne und nicht zuletzt die leise und subtile Dringlichkeit von Emmanuels Musik. In diesem Sinne erinnert „Terre Brûlée“ an brillante Acts wie Bohren & the Club of Gore oder Godspeed You! Black Emperor, die sich zu den offensichtlichen und vom Vorgängeralbum bekannten Verweisen auf isländische Post-Rock-Dramatik gesellen. Wenn man von Island spricht, sollte man hervorheben, dass das Album von Birgir Jon Birgirsson hervorragend abgemischt und gemastert wurde, der dies nicht nur bereits für Emmanuele’s Debütalbum getan hat, sondern auch für die wahrscheinlich besten isländischen Acts des letzten Jahrzehnts. Die entschleunigte Tiefe von Terre Brûlée manifestiert sich perfekt in Tracks wie „Earth Pulse“ oder „Miserychords“, in denen Klavier, verzerrte Gitarren und knurspelnde Electronica zu einer eindringlichen Wall of Sound verschmelzen, die sich langsam, aber stetig zu bewegen scheint und weniger oberflächliche Pose, sondern mehr Substanz und Tiefe aufweist. Ergänzt wird der Gesamteindruck durch das Artwork, das eine apokalyptische Kreation aus Stahl, Papier und Leder in einer erstaunlichen Terre Brûlée-Farbe darstellt und von dem aufstrebenden Schweizer Künstler Matthew Gottardi geschaffen wurde. Mit seinem neuen Album erforscht Emmanuel seine charakteristischen Zutaten mehr in der Tiefe als in der Breite und kreiert dabei einen Sound, der sich mehr in Richtung Post-Ambient als Post-Rock bewegt und dadurch noch einmal an Reife gewinnt.
Zwei Beispiele: 1. heathen 2. murals
Rest ist hier zu hören: Broque.de
Aus: Bad Wiessee | Registriert: Nov 2002
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