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Wir waren echt zittrig. Autechre sitzen schon seit einiger Zeit mit immer größer werdener Freude zwischen allen Stühlen und generieren ihre Sounds aus einem gesunden Desinteresse gegenüber den Erwartungen ihrer Fans. Da heißt es dann, das sei doch alles nur noch ein Witz, beliebig mitgeschnittene Schnippsel ihrer Maschinen, während Sean und Rob mal eben einen Tee machen oder die Soulseek-Downloads checken. "Draft 7.30" ist ganz anders. Und doch ganz nah dran an ihrer jüngsten Vergangenheit. Kein elektronischer Coffeetable-Klassiker wie "Incunabula" oder "Amber", keine Ozeane voller quasi Poptracks, aber dennoch groß wie ich weiß nicht was. Einfach perfekt. Es scheint, als hätten die beiden Programmierer, die von sich behaupten, schon eine ganze Zeit wieder alles straight durchzukomponieren, nur einen kleinen Schalter umgelegt, der bei der Produktion von "Confield" etwas im Wust der Patches einfach vergessen wurde. "Draft 7.30" fordert, läuft nicht wie Milch mit Honig einfach ins Ohr, ist nicht sanft, dafür aber umso beeindruckender. Denn da, wo sich die stolperndern Grooves aufbäumen, Platz fordern, droppen Sean und Rob die alte Magie, die sie zu dem gemacht hat, was sie heute sind, auch, wenn sie das eigentlich nicht hören wollen. Tracks wie "Surripere" beweisen das. Mit dieser alten Darkness im Rücken, die die Zeit einfach stillstehen lässt, stehen die beiden nun vor der glitzerndern Kulisse und lassen laufen. Und sind wieder allen um Jahre voraus. Und werden es immer sein. Wie meinte Sean neulich? "Ist doch eh alles Acid". Recht hat er. Ein Meilenstein in Granit.
(De-Bug, Platte des Monats)
etwas offtopic, aber wo kann man günstig cds bestellen ohne versandkosten, gibts das?
genug der schleichwerbung, zum thema:
war enttäuscht von dem, was ich gehört habe. gut, die möglichkeit, dass mein hirn für sowas noch nicht bereit ist, will ich nicht ganz ausschließen, aber mir ging es zum größten teil echt auf die nerven.
wie immer positiv zu erwähnen, sind die beats, die sie zustandegebracht haben. immer eine klasse für sich, so auch dieses mal. ich kann nur nicht verstehen, warum sie auf einmal krampfhaft versuchen, nach boards of canada klingen zu wollen und mit irgendwelchen flächen rumhantieren, die in meinen ohren so gar nicht zu ihnen und ihrer entwicklung bei den letzten alben passen wollen.
"draft 7.30" wird sicher seine liebhaber finden, keine frage - vielleicht ändere ich auch meine meinung, wenn ich das mal live erlebt habe oder meine lange leitung das ganze verarbeitet hat (also in ca. zwei jahren *g*). muss jeder selbst wissen - mein fall ist es leider nicht.
[ 07-04-2003: Beitrag editiert von: stype ]
naja, ist halt doof mich dazu zu äussern, da ich das neue ja nicht kenne. mir gings nur damals als boards hochgespult worden so, dass ich mir dachte "müssen denn die jungs auf old-skool autechre machen?".
ist also relativ zu sehen. vor allem das erste ae album war ja sehr flächen und melodiebetont... also vielleicht muss man das als back to the roots bzw. best of the past and the future sehen...
[ 07-04-2003: Beitrag editiert von: stijlleben ]
Nach Interviews und Reviews zufolge soll das Album zugänglicher sein als die letzten Alben von ihnen, aber ich glaub was bei Draft 7.30 geschieht ist wirklich unheimlich:
Erstes Hören: Klingt alles vertraut, hier und da ein toller Beat, gute Arrangements erinnert sehr an LP5.
Zweites Hören: Klingt alles fremd, ich möchte weiterspulen aber irgendwie fesselt es mich doch.
Drittes Hören: Klingt noch fremder, ich weiss nicht mehr wie weiterspulen geht, bin fast gelähmt und konzentrier mich auf das "nicht Konzentrieren".
Viertes Hören: ???
das heisst? : Autechre haben kaum Confield Impulse dafür eine Menge LP5 Impulse in das neue Album einfliessen lassen, aber alles klingt so kontrollierter, so unberechenbar. Bislang gab es bei jedem Album von den beiden Briten Tracks oder Momente die mir ein Lächeln entlockten, weil es so schön am ganzen Körper kribbelte, diesen Moment hab ich bislang bei Draft 7.30 nicht gehabt, aber ich glaub man muss sich erst reinhören um diesen Moment zu finden, denn der ist zweifelsfrei da. Wem Confield zu sperrig war, sollte auch von Draft 7.30 die Finger lassen, denn dieses Album wird an Sperrigkeit unterschätzt. Trotz überwiegend dunkler Atmosphäre sollte man das Album sowohl zu hellstem Sonnenschein als auch zu spätester Stunde laut anhören.
Das Cover war mal wieder interessant und kleine Überraschung: Diesmal gibt es bis zu 6 (oder 8 wenn man die einfarbigen dazuzählt) verschiedene Cover und man kann sie je nach Lust und Laune wechseln. Von der Idee her wie die Xpress on Cover von Nokia, aber mal ehrlich, klang denn je ein Nokia Handy so innovativ?
Hab noch nicht alles gehört aber Track Nummer 3 hab ich schonmal ins Herz geschlossen, sehr geil.
der dritte ist tatsächlich krass... da sieht man wie weit die jungs sind in feingliedrigen rhythmus strukturen..
ausserdem hör ich da saxophone...
toll. da wird einem echt nicht mal die kleinste nische überlassen...
freu mich schon auf den cd-kauf.
[ 12-04-2003: Beitrag editiert von: stijlleben ]
da ich hinsichtlich dieser musik(en) nicht mehr ganz auf dem stand der dinge zu sein scheine, was kannst du da empfehlen?
skam 20
cactus island 001 (7")
a.i. lp 004 (leisure)
a.i. 003 (claro intelecto)
toytronic 15a + 15b
thrill beat construction 005 (machiste remixed by isan, skanfrom, pandem & herrmann + kleine)
machiste's italian stallion (tbc 004)
etc...
Nur eins fehlt mir bei dem Album .... die schön verstrickten Flächen und Melodien die mir immer eine Gänsehaut bereiten. Draft ist zwar ein atemberaubendes Hörerlebnis, kann jedoch Albem wie LP5 oder Tri Repetae nicht übertrumpfen !
[ 13-04-2003: Beitrag editiert von: Kitbuilder ]
mich liess confields auch eher kalt, und anfangs wusste ich auch noch nicht so recht, was ich von diesem album halten sollte, aber inzwischen haut mich das teil vom stuhl, sehr, sehr filigrane kompositionen.
Finde bei Draft 7.30 negativ das kaum mit Stimme experementiert wurde oder noch hörbar was drin ist (wenn ich mich recht entsinne ist ganz kurz bei einem Track eine zu hören), fand EP 7 in der Beziehung innovativer. Hätten auch ruhiger etwas von Boards of Canada abgucken können, aber nachwievor ist dieses Album das Event 2003, egal was kommt.
by the way:
nächste gleichermassen gute Events wären:
neues Album für 2003 von Radiohead, Plaid, Björk und AIR
Kann sein das ich für solch Musik kein Gehör habe, aber mir persönlich ist diese Art von Musik einfach ein Stück weit zu schräg. Kommt einfach nicht an mich, ich kann damit nichts anfangen.
@tiefschlaf:
Bei AIR wäre ich mir seiner Sache nicht mehr so sicher. Das letzte Album "20.000...." war für mich doch eine herbe Enttäuschung, da es sich als ziemlich einfallslos gestalltet hat, war zumindest mein Eindruck. Den soundtrack, der jetzt kommt, oder schon rausgekommen ist, habe ich noch nicht gehört.
wieso denn? 10 Thousand Hz Legend war doch ein klasse Konzeptalbum, das wiedermal bewies was AIR in der Lage ist Klang einzuhauchen. Das neue AIR Album hab ich auch leider noch nicht gehört/gekauft, kurz bloss eine Preview von allen Songs, klingen ziemlich nach Moonsafari, was natürlich dir dann doch eher zusagen dürfte, als das 10.000... was ja nicht schlimm ist. :-)
Naja, ich hätte mir da wir noch beim Thema Autechre sind, eher ein Confield Nachfolger gewünscht, Draft 7.30 klingt für mich wie ein inoffizielles Best Of Album. Aber gut!
autechre sind jedenfalls weiter der monolith in der brandung, der komplexität in stoischer gelassenheit reflektiert.. der sich an die ungreifbarkeit eines das bewußtsein übersteigenden ganzen adaptiert, ohne sich davon übermannen zu lassen.. und sich ihm damit auf die widerstandsloseste art entzieht. diesen zustand als lösung aufzeigend bietet autechre dem hörer in seinem menschlichen dasein zutiefstes verständnis..
zur einordnung: das schroff kratzig tragische von z.b. Tri Repetae und Chiastic Slide ist einer selbstverständlichkeit gewichen, die auch das hypergenerische von Gantz Graf und Confield nicht mehr nötig hat.