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Thread!!!
GigoloArt
Usernummer # 2088
 - verfasst
Wieder mal ein Thema, zu dem ich Informationen brauche, die aber nur schwer zu ergoogeln sind.

Es geht darum, dass ich für ein paar Monate ins asiatische Ausland gehen möchte, um dort humanitär zu arbeiten. D.h., dass ich ehrenamtlich dort arbeiten möchte, fernab von Freunden und wenn falls (überhaupt) möglich fernab von Zivilisation und westlichen (Konsum-) Werten.

Sicherlich könnte ich mir ein Ticket kaufen, dort rüberfliegen (vorzugsweise Thailand oder Vietnam) und "mal schauen" was draus wird und so vor Ort was suchen.

Das möchte ich aber vermeiden, da ich weder Geld für ein Ticket habe noch ich unkoordiniert dort rumlaufen möchte.

Nur wie stelle ich das an?

Ihr denkt sicherlich an Hilfsorganisationen (DRK, THW, etc) an die ich mich wenden soll. Zur Info: Es ist zu meiner Überraschung nicht so, dass Helfer händeringend genommen werden. Wenn jemand genommen wird, dann mit unmittelbarer Qualifikation, d.h. Mediziner, Ingenieure etc.
Ich bringe in dieser Richtung leider gar nichts mit, sondern möchte meinen Vorstellungen nach einfach als "einfacher" Helfer fungieren.

Daher: Habt ihr irgendeine Idee, an wen ich mich bei sowas wenden kann? Vielleicht habt ihr ja schon ähnliches in der Vergangenheit gemacht oder seid momentan direkt vor Ort (Asien) und könnt über die Situation berichten?
 
Moderator
Usernummer # 176
 - verfasst
http://www.teachabroad.com/Thailand.cfm

http://www.pro-international.de/ltv.htm
 
Miss_Detroit
Usernummer # 224
 - verfasst
ähm, ich hab grad kürzlich hier in der weltwoche nen relativ kritischen text dazu gelesen, leider ist im internet nur nur übers abo dranzukommen, ich versuch den mal zu organisieren... (wird etwa dienstag, da ich montag nach rush frei habe [zwinker] )

(sorry, möcht dir natürlich nicht die freude verderben, aber ich fand den text schon ganz interessant)
 
GigoloArt
Usernummer # 2088
 - verfasst
Miss: Danke für Deine Mühe - kann mir vorstellen, um was es gehen wird: Katastrophentourismus .. Oder?
 
Greebo
Usernummer # 1492
 - verfasst
ich glaube nicht. habe selbst in einer reginalen Zeitung einen kritischen Artikel zu "Gutmenschentum" gelesen und was für schlechte Aktionen dabei heraus kommen.
Ging konkret um Sri lanka nach der Flutwelle und
wieviele freiwillige Helfer die keiner Organisation angehören dort hilfe leisten wollen.
Während DRK und Co Hilfe zur Selbsthilfe bieten,
verschenken diese unorganisierten Helfer medikamente oder nahrungsmittel ohne den Menschen dort wirkliche Alternativen bieten und so die Leute, mal krass ausgedrückt, zu Bettlern erziehen.
Ich hoffe die Miss findet den Artikel, dann kannst du dir mal ein Bild davon machen.

Also nichts mit Katastrophentourismus sondern eher Hilfstourismus.
 
GreenSpirit
Usernummer # 919
 - verfasst
wie willst du denn den menschen helfen, wenn du keine entsprechende qualifikation, keine landes- und sprachenkenntnis hast?
menschliche arbeitskräfte für "einfache" tätigkeiten haben die auch dort bis zum abwinken...
 
Chefkoch
Usernummer # 1336
 - verfasst
nett gemeint gigolo art, aber finde dich am besten mit dem gedanken ab, das du dort (momentan) eher schlecht als recht helfen kannst. wie richtig gesagt, werden vorallem fachkräfte gesucht. allein deine körperkraft zu verfügung zu stellen reicht nicht bzw gibt es in der hinsicht genug potential.

nun ist es ja auch nicht so, das die hilfsorganisationen nicht genau wüssten, was dort benötigt wird. deren aktionen zugrunde liegen gut ausgearbeitete pläne für solche einsätze, die leute haben bis zu mehreren jahren erfahrung und können auf ordentliche infrastruktur im hintergrund (lies: europa) zurückgreifen.
 
GigoloArt
Usernummer # 2088
 - verfasst
Ok, kann schon nachvollziehen was ihr meint. Müsste dann vielleicht in die Richtung "english teaching" gehen oder so. Oder nebendran in mein Heimatland (Vietnam) gehen...

Danke dennoch für Eure posts..

Und über den Artikel würd ich mich auf jeden Fall freuen ... thx in advance..
 
Billy
Usernummer # 6741
 - verfasst
Hi there,

wie du sicher noch weißt habe ich mein Zivi mit ASF gemacht. Leider sind die nicht in Asien tätig. Aber ich habe erst gestern gehört das sich der WELTFRIEDENSDIENST auch dort engagiert. Vielleicht ist das was für dich.

Ansonsten schreib/ruf das Bundenamt für Zivildienst an und lass die eine Liste mit Organisation schicken, die den Zivildienst etc. in anderen Ländern anbieten. Viel wird dann für dich uninteressant sein, aber du wirst dadurch Organisationen finden, die genau das anbieten, was du suchst. (so bin ich damals auch auf ASF gestoßen.

cya billy
 
Dero
Usernummer # 5389
 - verfasst
[klick] Ärzte ohne Grenzen

Nicht unbedingt Asien, aber zumindest wird ein breites Spektrum an Berufen "gesucht".
 
Miss_Detroit
Usernummer # 224
 - verfasst
hier der text


Muttertag in Kalkutta
Von Else Buschheuer

Sogar aus Sibirien kommen sie angeflogen, um einmal so zu sein wie, ja: Mutter Teresa. Für einen Tag oder ein paar Monate stürzen sich orthodoxe Gutmenschen in das ganz grosse Elend. Und vergessen dabei nie, die eigene Seele zu streicheln. Die Schriftstellerin Else Buschheuer schloss sich der Heilarmee an.

Kalkutta ist hässlich. Jeder sagt das. Kalkutta ist die Stadt der schrecklichen Nächte (Kipling), ein Ort, den man vergessen soll und aus den Reiseführern streichen (Grass), ein Moloch, der sich aufteilt in sterbende Bettler und Nonnen, die die Sterbenden huckepack schleppen (sinngemäss Mutter Teresa). Deswegen will ich nach Kalkutta: um zu helfen.

Die verschrumpelte Nonne, die herkam, um den «Ärmsten der Armen» zu dienen, hat es mir angetan. Genau wie Stephan Kowalski, ein polnischer Priester, der in Dominique Lapierres Roman «City of Joy» in einem Slum in Kalkutta freiwillig das Los der Armen teilt.

Ich glaube an Charity. Ich glaube an die Effizienz grosser Hilfsorganisationen. Nun will ich es machen wie Nike: «Just do it!» Ich gebe meine Wohnung in Manhattan auf, miete meine Habe in ein «storage» ein und fliege auf eigene Kosten um die halbe Welt. Ich steige in einem der Billighotels in der Sudder Street ab, stelle den Wecker auf fünf und lege den Kopf erwartungsvoll auf ein stockiges Kissen.


Mutter Teresas erste Liebe

Am anderen Morgen, halb sechs, nachtwandele ich den Haji Mohammad Moshin Square hinunter, besoffen von Fisch, Abgasen, Sandelholz, gepresstem Zuckerrohr, Chai, am Strassenrand gekochtem Dhal, käsigen Ledersandalen, von Fliegen übersäten Tierleichen und gut vermischtem nachtwarmem Müll, Richtung Mutterhaus. Auf dem Fussweg kann man nicht laufen. Spucken, urinieren, Zähne putzen, kochen, essen, wohnen, schlafen – alles wird dort erledigt. Auf der Strasse kann man auch nicht laufen. Rikschas, Fahrräder, Taxis, Coolies nähern sich krakeelend aus allen Himmelsrichtungen. Ich taumele durch Gruppen von Spaniern, Koreanern und Japanern mit harter Währung in verschwitzten Brustbeuteln und guten Absichten im Herzen. Wir sind im Auftrag des Herrn unterwegs.

Raschelnd zieht das Heer der Nonnen ein in die Morgenmesse, mit gestärkten blütenweissen Saris und gesenkten Köpfen. Nonne sein! Armut geloben! Entbehrungen tragen! Konvertieren! Missionieren! Egal wen, egal von wo nach wo, solche Gelüste kommen da auf. Von Nonne Karina aus Mexiko, die ein blechernes Marienmedaillon küsst und mir überreicht, lasse ich mich einteilen für Nirmal Hriday, das Sterbehaus am Kaligat, Mutter Teresas «erste Liebe».

Beim Springreiten im Linienbus, der von aussen an einen Rattenversuch erinnert und mich drinnen mit dem zum Ganzkörperkontakt neigenden männlichen Inder vertraut macht, federn mich meine guten Absichten. Wie ich es nicht abwarten kann, den Ärmsten der Armen zu dienen, so wie Mutter Teresa, so wie Stephan Kowalski! Ich betrete Nirmal Hriday, das «Home for the dying destitute» am Kaligat, in einem verlassenen Flügel des grossen Kali-Tempels, in dem täglich mehrere Ziegen geköpft werden und in dem, wie mir Agara, eine deutsche Osho-Anhängerin, zuwispert, «voll die Shakti-Energie» ist. Tatsächlich birgt die Gegend religiösen Zündstoff. (Mutter) Teresa hat damals (Mutter) Kali, der Göttin der Liebe und des Todes, ein Stück Revier abgetrotzt. Neben dem Wallfahrtsort für orthodoxe Hindus etablierte sich ein Wallfahrtsort für orthodoxe Gutmenschen. Als Erstes fällt mein Blick auf ein Foto, auf dem die greise Teresa und der greise Papst Händchen halten: Adam und Eva ohne Sündenfall.

Meine neue Arbeitsstelle sieht ganz so aus, wie ich mir das vorgestellt habe: gichtige, hohläugige Menschen auf Pritschen, geschorene Köpfe auf krankenhausgrünen Kissen, glitschige Steinbecken, nach Desinfektionsmittel und Exkrementen stinkende Abflussrinnen.

Die diensthabende Nonne, Pei Lin aus Singapur, ist ein kleiner Feldwebel: raue Schale, guter Kern. Es geht eng zu. In der Hochsaison kämpfen sich die Nonnen durch bis zu zweihundert Praktikanten, bei nur neunzig Patienten. In der Regenzeit wird die von Hand ausgewrungene Wäsche schon mal über den Köpfen der Patientinnen aufgehängt. Im Moment sind wir etwa sechzig Praktikanten, manche davon, vor allem Japaner, kommen nur für einen Tag, manche bleiben Wochen oder Monate, ganz wenige sind schon seit Jahren hier – kein einziger Inder darunter.

Ich bin für die Morgenschicht bei den Frauen eingeteilt, sechsmal die Woche von acht bis zwölf Uhr. Sie beginnt mit einem gemeinsamen Mini-Gottesdienst (Herunterleiern von englischsprachigen Erweckungsliedern und -gebeten). Dann folgt das Austeilen des Frühstücks (Toast, Banane, hartes Ei, Klops aus süssem Reismehl) und das Füttern einzelner Patienten. Anschliessend wird – man hockt auf dem Boden vor Schüsseln mit kaltem Wasser – das Blechgeschirr abgewaschen. Dann werden die Patientinnen in den Waschraum geschleppt. Wer das nicht übers Herz bringt, kann mit Händen und Füssen (so muss es bei den Amish zugehen) im Nebenraum die Wäsche waschen. Zwischen zehn und elf werden die Medikamente ausgegeben (ein von kichernden Novizinnen absolviertes Ratespiel: Ist zum Beispiel Paracetamol nicht mehr vorhanden, gibt es halt was anderes mit P), die Patientinnen werden massiert (sofern der Praktikant in eigenes Öl investiert hat) und auf den Topf gesetzt. Nachher wird Mittagessen ausgeteilt (Reis mit irgendwas) und das Blechgeschirr abgewaschen. Wir tragen Schürzen von zweifelhafter Sauberkeit, Gummihandschuhe (nur ein Paar pro Schicht, wie uns ein Pappschild belehrt). Vorsichtige tragen auch Mundschutz (wenn vorhanden).


I-love-Jesus-Socken bleiben schmutzig

Andi aus Bayern, der seit fünfzehn Jahren hier arbeitet und demnächst dafür eine Auszeichnung vom Papst bekommt, hat mir auf meiner ersten Indienreise mit leuchtenden Augen von Mutter Teresa erzählt. Wie sie mit blossen Händen Wäsche wusch, Maden aus Wunden zog, Sterbende herschleppte.

Und jetzt bin ich hier! Ich helfe! Ich tue was! Tief befriedigt verlasse ich mittags das Haus. Obwohl ich Bilder wie diese nur aus dem Fernsehen kenne, obwohl ich nie zuvor eine nackte Oma durch die Gegend geschleppt, nie von riesigen Fleischwunden weggefressene Waden und Kopfschwarten, im Feuer geschmolzene Häute gesehen habe, kann ich es ertragen. Ich bin eine geschickte Zureicherin beim Verbandswechsel. Ich habe Talent zum Füttern und Waschen. Und ich ekle mich nicht vor Wundmaden, Nekrosen, dampfendem Durchfall. Ich packe mit an. Es ist wie ein Rausch.

Nachmittags dann der erste Dämpfer. In der Zeitung ein Foto von Dominique Lapierre, dem Schriftsteller, der so herzerweichend über ekelhafte Slums, grindige Leprakranke und aufopfernde Priester schrieb. Lapierre mit Panamahut und Bügelfaltenhose. Wie ein Antiquitätenhändler sieht er aus, wie ein Weinbergbesitzer, der den ganzen Tag französischen Weichkäse mampft. Dieses feiste, selbstgefällige Krötengesicht! Der Typ hat mich reingelegt, denke ich.

Tags drauf trabe ich wieder zur Messe. Ein dicker katholischer Inder tötet mich mit Blicken, als ich nicht schnell genug auf den Knien bin. Der ebenfalls katholische Wäsche-Wallah wird sich später weigern, meine I-love-Jesus-Socken zu waschen («You cannot wear the Good Lord on your feet, Madam!»).

Dann wieder Kaligat: Eine der Frauen sitzt tremolierend auf einem Plastikstuhl, ein Spuckefaden läuft aus ihrem Mund bis zum Boden. Warum macht keiner was?, denke ich. Warum habe ich nichts Anständiges gelernt, Krankenschwester, Altenpflege, Medizin? Bin ich Praktikantin, oder bin ich Darstellerin einer Praktikantin? Warum werden den Hindu-Frauen die langen Haare abrasiert, die doch ihr Schmuck und Stolz sind? Warum zieht man ihnen Engelshemdchen an, so dass die sonst stets Bedeckten halbnackt, hilflos den Blicken von Praktikanten und Besuchern ausgesetzt sind? Warum werden keine Waschmaschinen gekauft? Warum gibt es keine Mundhygiene?

Auf alle Fragen höre ich Antworten, die mich vorübergehend beruhigen. Die Haare werden angeblich abrasiert, weil sie verdreckt sind und verlaust; weil die Kopfhaut oft von Krätze befallen ist, offene Wunden hat, nässt und eitert. Unterwäsche oder Zahnbürsten seien die Patientinnen nicht gewohnt. Waschmaschinen wollte Mutter Teresa nie. Immerhin hätten die Frauen ein Bett, etwas zu essen, Zuwendung.

Es scheint drei Hauptmotive für den freiwilligen Einsatz zu geben: Flucht, Abenteuerlust, Seelenrettung. Die meisten Praktikanten sind Christen. Aber steht Christentum (Nächstenliebe praktizieren, um in den Himmel zu kommen) nicht im Gegensatz zu Altruismus (Aufopferung Einzelner, um den Fortbestand anderer zu sichern, zum Beispiel bei Ameisen oder Schimpansen)? Bereits am nächsten Tag fängt die Morgenmesse an, mich zu ärgern. Dieses geheimbündlerische Aufstehen, Hinsetzen, Hinknien, Hinsetzen, Aufstehen. Der Gastpriester, ein Ami, sagt in seiner Predigt ungefähr dreissigmal «United States of America». Nachher legt er allen einen Keks auf die Zunge – nur mir nicht.


Schlägereien unter Gelähmten

Noch sehen die Frauen auf den Pritschen im Sterbehaus am Kaligat gleich aus: dunkelhäutig, kahl geschoren, runtergekommen, kehlige Laute ausstossend, die nicht immer freundlich klingen. Sie rufen uns «Auntie» (Tantchen), wir nennen sie «Didi» (ältere Schwester). Das war’s dann aber auch mit der Konversation. Diese unüberwindbare Sprachbarriere! Diese Kargheit der Mittel! Dieses nur flüchtig organisierte Chaos!

Dann schnappe ich erste Bengali-Phrasen auf (Ami tomake bhalobashi – Ich liebe dich, Tschup kara! – Schnauze!). Ich erfrage Namen und Lebensgeschichten. Das ist es doch, was ich wollte: den Abstand überwinden, die Hand ausstrecken, der abstrakten Masse «Ärmste der Armen» ein Gesicht geben, einen Namen, eine Geschichte.

Aktari, Bett 52. Dünn und schlapp, mit Igelschnitt und Sinéad-O’Connor-Kopf. Sie hockt neben ihrer Pritsche, lächelt nie, schaut nur mit grossen Augen. Manchmal legt sie ihre dünnen Arme um meinen Hals und flüstert mir mit heissen Lippen eine bengalische Tirade ins Ohr. Nachts zettelt sie Schlägereien mit anderen ebenfalls halb gelähmten Patientinnen an. Morgens hat sie Kratzer, Hämatome, einmal eine Platzwunde an der Stirn.

Da wird Aktari in einen Salwar-Suit und Badelatschen gesteckt. Ihre Füsse, die Schritt um Schritt weit nach vorne patschen, während ich ihr gesamtes Körpergewicht stütze, kennen keine Schuhe. Die Badelatschen fallen immer wieder ab. Aktari wird von einem Praktikanten abgeholt – sie kommt in ein anderes Haus der «Missionaries of Charity», nach Dumdum im Norden Kalkuttas.

Oder Kunti, die Patientin aus Bett 51. Schön soll sie gewesen sein, als sie herkam. Dann vertrocknete sie bei lebendigem Leib. Tuberkulose im Endstadium, ein grimassierender Schädel auf grünem Kissen. Blutiger Auswurf. Schmerzen. Offener knochiger Rücken, rhabarberstangendünne Arme und Beine. Andrea, Praktikantin aus Ohio, die ihre Knochenhände hielt, sagt, sie habe geweint, als sie starb. Ihr Bett wird von «Baby» bezogen, ein Kind noch, ohne Schamhaare, schrecklich mager. Baby hat Leberkrebs und grosse Schmerzen. Einmal wirft sie mir wie in Zeitlupe eine Kusshand zu. Einmal ist sie untröstlich. Ich bitte eine Novizin um Übersetzung. Baby vermisst ihren Hund. Als ich am nächsten Tag Babys Bett leer finde, weiss keiner, wo sie ist. Neue Praktikanten, neue Novizinnen (sie durchlaufen turnusmässig alle Häuser). Schliesslich finde ich eine indische Hilfsarbeiterin, die behauptet, Baby sei nach Hause entlassen worden. Nach Hause? Soviel ich weiss, werden «family cases» gar nicht hier aufgenommen. Der Zweifel nagt an mir. Babys Bett wird sofort neu belegt.

Nilima, eine rundliche vierzigjährige Frau, besteht darauf, mein blechernes Marienmedaillon zu küssen und sich zu bekreuzigen, ehe ich sie massiere. Tut sie katholisch? Denkt sie, ich sei katholisch? Ist sie hier bekehrt worden? Nilima hatte einen Schlaganfall und ist halbseitig gelähmt. Viermal schon haben die Nonnen versucht, sie zurückzubringen zu ihrem Mann. Aber der hat bereits eine neue Frau.

Ursula umarmt Praktikanten gern. Wir haben die Anweisung, Mundschutz zu tragen und uns nicht küssen zu lassen, da sich eben erst eine Praktikantin mit Tuberkulose angesteckt hat. Ursula, die ich auf siebzig schätze, hat ihre dicke schwarze Plastikbrille, von der beide Bügel abgebrochen sind, mit einem Strick um den Kopf gebunden. Der Strick rutscht immer in ihre Augen, die Brille sitzt schief. Klagend hält sie jedem ihr geschwollenes blaues Knie entgegen. Sohn und Mann haben sie gemeinschaftlich mit dem Stock verprügelt. Sehnlichst wünscht sich Ursula zu ihren Peinigern zurück.


Die lästige Ehefrau angezündet

Kajul, eine finstere gebrechliche Frau, kann eine einzige Praktikantin ganztags beschäftigen. Sie ruft ständig, klagt, hat Wünsche. Mal soll der Ventilator aus. Mal will sie auf den Topf, dann hat sie Durst. Dann ist die Windel voll. Neben ihrer Pritsche ist ein Spucknapf mit weissgelblichem Schleim. Erst nach Wochen erfahren wir eher beiläufig – die australische Krankenschwester, die Kajul täglich Injektionen gibt, inbegriffen – dass Kajul HIV-positiv ist.

Sumita, die Tamilin, die niemand versteht, hat ihr halblanges dickes schwarzes Pferdehaar behalten, weil sie tobte und sich wehrte, als man es ihr abrasieren wollte. Sie ist von übelriechenden Brandwunden bedeckt, ihr Unterkiefer ist wie eingeschmolzen und zu einer monströsen Unterlippe geworden, Hals und Schulter sind rohes Fleisch. Dieser «Küchenunfall» zeugt vom immer noch populären Versuch, die zur Last gewordene Ehefrau loszuwerden: Sie wird kurzerhand gefesselt und angezündet.

Eine ältere Frau, die sich immer freistrampelt und mit gespreizten Beinen daliegt, so dass ihr Geschlechtsteil entblösst ist, hat sich die Lippen blutig gebissen und um sich geschlagen. Ihre Handgelenke werden mit Stofffetzen an der Pritsche festgebunden. Sie will keinen Trost. Sie tritt um sich und schreit. Bis in die Nacht verfolgt mich der blutende, weinende Mund der Frau, ihr Wimmern. Am nächsten Tag glotzt sie teilnahmslos vor sich hin.

Fünf Entlassungen erlebe ich in den nächsten Wochen. Aber wohin humpeln und kriechen und rutschen die Frauen mit ihren kahlgeschorenen Köpfen, halb gelähmt, ohne Familie, ohne Zuhause, ohne Ausbildung, ohne einen Pfennig Geld? «Wir brauchen die Betten», sagt die stets lächelnde Chefnonne Georgina. «Wenn sie dann wieder krank auf der Strasse gefunden werden, kommen sie zurück.»

Ein Teufelskreis, kein Entkommen möglich, ganz im Sinne des Erfinders. Was würde aus den Nonnen, wenn es keine Ärmsten der Armen mehr gäbe? Ist Wohltätigkeit nicht kurzsichtig in einer Kulisse, die darauf angelegt ist, dass der Bettler mal hübsch der Bittende bleibt? Teresa hat mich auch reingelegt, denke ich.

Ich habe es aufgegeben, Neuerungsvorschläge zu machen, zum Beispiel Namensschilder statt Nummern über dem Bett oder eine Patientenkartei mit Fotos, so dass fatale Verwechslungen nicht länger auf der Tagesordnung stehen. Diese Idee hätten schon viele gehabt, ist die lapidare Antwort. Macht allein das sie schon wertlos? Es gibt keine Änderungen, fertig. Der Praktikant fügt sich oder geht. Wann immer ich meine Skrupel mit anderen teilen will, verstummen sie.

Immer öfter dreht sich mir der Magen um, zum Beispiel, wenn Gummihandschuhe «recycled» werden. Also kaufe ich eine eigene Schürze, die ich täglich im Hotel wasche und trockne. Ich kaufe abgepackte Gummihandschuhe. Ich kaufe ein Taschenmesser und mache es mir zur Angewohnheit, Handschuhe und Mundschutz nach Benutzung zu zerschneiden. Ich kaufe Öl, mit dem ich die Patientinnen massiere. Ich wasche und desinfiziere meine Hände ständig. Aber mehr geht nicht. Oft sind nicht genügend Handtücher, Laken, Decken, Windeln da. Waschlappen gibt es nur vier für über vierzig Frauen. Man darf nicht zimperlich sein im Kaligat.

«Teresa, wo sind deine Millionen?», fragte einst der Stern. Ich frag mich das langsam auch, zumal täglich dicke Amis dicke Spendenschecks abgeben. Wo fliessen die Spenden hin? Ich fühle abwechselnd Wut und Ohnmacht und werde schliesslich körperlich krank. «Naja, Kaligat ist ja auch Hardcore», sagt ein Praktikant.


Würde? Was ist das?

Vielleicht woandershin? Die Stadt ist immerhin voller Teresa-Häuser. Ich besuche die Leprakolonie im Stadtteil Titagarh. Mit Bruder Prem Anand, dem Chef dort, lerne ich einen Mönch kennen, der sich nicht nur Tag und Nacht für die Heilung der ihm anvertrauten Kranken einsetzt, sondern ihnen auch eine Wohnung gibt und eine Arbeit, und mit der Wohnung und der Arbeit Würde.

Prem Anand, ein Bauernsohn aus Kerala, der mir stolz erzählt, dass er zu den wenigen gehörte, die Mutter Teresas Leiche in den Sarg betten durften, trifft nichtsdestotrotz mutige Einzelentscheidungen. Erst kürzlich hat er einer beinamputierten kreislaufschwachen Leprakranken kurz nach der Niederkunft zu einer Sterilisation verholfen. Auf Praktikantenrummel verzichtet der kluge Mann. «Wir kommen alleine zurecht.»

Mit jedem absolvierten Dienst im Sterbehaus am Kaligat wächst mein Bedürfnis nach Luxus: shoppen, gut wohnen, gut essen, fernsehen. Als es in meinem billigen Hotelzimmer an zehn Stellen durchregnet, zuletzt auch ins Bett, als alles klamm ist, die Wäsche, die Bücher, das Klopapier, ziehe ich um in ein teures Hotel mit Panoramablick über den neuen Markt. Dem Sterben zusehen und dann zurück ins vollklimatisierte Hotel, heiss duschen, ein Glas Rotwein und «Bram Stoker’s Dracula» in der Glotze – das ist zynisch. Gehen wir in die Dritte Welt, um uns mal so richtig reich fühlen zu können?

«Erschrick nicht, heute ist Putztag!», sagt Andrea, die Praktikantin aus Ohio. Geputzt werden die plastikbezogenen Matratzen – aber wohin so lange mit den Patientinnen? Wie Würmer kringeln sich die Frauen auf dem Steinfussboden, vierzig von ihnen oder mehr, vertiert, halb nackt, sich beschmutzend, mit geschorenen Köpfen. «Es ist egal, was wir tun, solange wir es mit Liebe tun», hat Mutter Teresa gesagt.

Doch von Liebe kann hier keine Rede sein. Wenn ich meinen Fotoapparat dabei hätte (fotografieren ist nur mit Sondergenehmigung erlaubt), würde ich diesen Anblick festhalten, um das Foto Amnesty International zu schicken, und ich würde jeden niederschlagen, der mich daran hindert. Aus dem Leiberhaufen erhebt sich ein Arm. Es ist Nilima, die mein blechernes Marienmedaillon küssen will. Sie ruft mich: «Auntie! Auntie!» Ich fange an zu heulen.

«Meistens komme ich nicht, wenn Putztag ist», wird mir später eine Praktikantin anvertrauen. Kopf in den Sand. Schnauze halten. Augen zu und durch. Wer will schon den Glorienschein einer Heiligen zerstören?

Ich zerre Dmitri, den sibirischen Praktikanten, der hier seit vier Monaten arbeitet, gen Frauenschlafsaal. Er sieht mich verständnislos an. Ich brülle: «Es sind Menschen! Sie haben ein Recht auf Würde!» Dmitri hat keinen Schimmer, wovon ich da rede. Seit Urzeiten wird das so gemacht am Putztag. Er schuftet in der Doppelschicht, mehr als acht Stunden täglich, wie ein Pferd. Bilder wie diese sind für ihn Normalität – und ich bin hysterisch. «Die sind das gewohnt», sagt eine Novizin, die gerade ihr Betgeschäft verrichtet hat. «Es gibt keine andere Möglichkeit, die Matratzen zu schrubben», erklärt Nonne Pei Lin, die eilends herbeigerufen worden ist. Im Zorn verlasse ich den Kuschelzoo des Grauens.


Im Rausch der eigenen Grossherzigkeit

Ich lese zwei kritische Teresa-Bücher, eines von Sally Warner, einer australischen Krankenschwester, die mehrere Praktika in den Missionaries of Charity absolvierte («Mother Teresa – the Genius of Calcutta»), eines von Aroup Chatterjee, einem in Kalkutta geborenen und aufgewachsenen Mediziner, der inzwischen in London lebt («The Final Verdict»). Beide haben sich mit ihren Publikationen keine Freunde gemacht. Sally prangert die Ernährung und Betreuung sowie die fehlende Beschäftigung vor allem in Teresas Kinderheimen an, Chatterjee weist mit flammendem Zorn nach, wie gross die Diskrepanz ist zwischen Mutter Teresas Ansehen in der Welt und dem, was sie wirklich für seine Stadt getan hat.

Ich treffe Sally, von der in Praktikantenkreisen gemunkelt wird, sie sei psychisch gestört und habe mehrfach versucht, aus einem von Mutter Teresas Heimen ein Kind zu stehlen, und erlebe die 47-jährige Frau durchaus bei geistiger Gesundheit, überzeugend, desillusioniert, mit ungetrübtem Urteilsvermögen. Ich treffe Chatterjee, der eine regelrechte Teresa-Obsession zu haben scheint. Er macht sich lustig über weisse Praktikanten, die herkommen im Rausch der eigenen Grossherzigkeit und obendrein dafür Dankbarkeit von den Indern erwarten.

Der Mann hat Recht. Bei Licht besehen, sind meine guten Absichten nichts als pathetisch.

Ich erkunde Kalkutta, einst «Stadt der Paläste» und «Paris des Ostens» genannt. Kalkutta, diese chaotische, leicht anarchistische Stadt mit der «marxistischen» Regierung, deren Symbol, Hammer und Sichel, mich an den DDR-Terminus «Freundschaft mit der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Bruderstaaten» erinnert. Ich durchstreife Kalkuttas Flora: den Botanischen Garten mit dem 200-jährigen Banyanbaum, den Horticultural Garden mit seinem nur von Urwaldgeräuschen gestörten Frieden, den Millenniumpark, in dem abends Liebespaare Händchen halten, den nachtblauen Maidan, in dem gerade Sri Sri Ravi Shankar ein Konzert gibt und geschmückte Inder aus tausend Kehlen mitsingen. Ich überquere den Hugli-Fluss, einmal zu Fuss, über die Brücke, zurück mit der Fähre. Ich erkunde den Kalitempel neben meinem ehemaligen Arbeitsplatz, starre in das schwarze, dreiäugig züngelnde Kali-Gesicht (wer zuerst wegguckt) und spüre sie, die Shakti. Ich fahre nach Belur zum Vivekananda-Tempel und nach Dakshineshwar zum Kalitempel Ramakrishnas.


Patrick Swayze was here

Ich erlebe eine lebendige und unmittelbare Stadt, mit Chaos, Staub und Stau. Ich spreche auf der Strasse Bengalis an, die Chatterjees und Banerjees und Mukerjees, die Senguptas und Dasguptas und Guptas, die Rays und Roys von Kalkutta. Sie sind kontaktfreudige, direkte und schlagfertige Menschen, die sich zuweilen als Zyniker, Kommunisten, Atheisten, bezeichnen. Die gebildeten, vor allem die junge Generation, sprechen hervorragend Englisch und sind sowohl politisch als auch kulturell auf der Höhe. Sie haben ein leidenschaftliches Verhältnis zu Durga und Kali, deren Ikonengesichter das Stadtbild beherrschen. Sie sind unbändig stolz auf Rabindranath Tagore, Satyajit Ray, auf Hemant Kumar, Aurobindo, Ramakrishna und Vivekananda. Wir diskutieren Hautfarben, Kasten, Politik, Sexualität.

Ich frage, höre zu, bin beschämt. Sie sind sauer auf uns Westler mit unserem Hang zu Slums, Leprakranken, Mutter Teresa und die wirklichkeitsferne Billigtouristenkulisse der Sudder Street. Es gab Proteststürme, als Hollywood an Originalschauplätzen «City of Joy» verfilmte, mit Patrick Swayze in der Hauptrolle. Ich mache einen Bogen um die Praktikanten aus der Sudder Street. Ich nehme mein blechernes Marienmedaillon ab. Ich schmeisse «City of Joy» weg. Ich lasse mich von meinen neuen bengalischen Freunden in lokale Restaurants führen oder mit nach Hause nehmen, wo sie mir Mit-den-Fingern-Fisch-Essen zeigen, mir bengalische Süssigkeiten zum Kosten geben, mich in einen Sari wickeln.

Inzwischen weiss ich, wie viele andere Hilfsorganisationen es in Kalkutta gibt. Ich besuche die All Bengal Women’s Union, die seit den dreissiger Jahren jungen gestrandeten Frauen eine Wohnung, eine Ausbildung, eine Arbeit gibt. Ich mache eine Kliniktour mit Calcutta Rescue, einer von einem Ex-Teresa-Praktikanten geleiteten englischen Organisation, die nur Langzeitpraktikanten beschäftigt, die Slumschulen unterhält und Krankenhäuser und wo Spenden kurze, durchsichtige Wege nehmen. Hier werden die Patienten aufgeklärt über Ernährung, Hygiene, Verhütung. Nur wer am Unterricht teilnimmt, erhält einen Token. Nur, wer einen Token hat darf eine Tüte mit Lebensmitteln entgegennehmen.

Über Bruder Prem Anand lerne ich Martin Kämpchen kennen, einen deutschen Philosophen, der seit über zwanzig Jahren in Santiniketan lebt, wo er Bücher schreibt, wo er Tagore übersetzt. Von seinen Einnahmen und mit Hilfe eines in Deutschland gegründeten «Freundeskreises» unterstützt er die beiden Santal-Dörfer Bishnubati und Ghosaldanga (Santals – ein ethnischer Stamm). Im Santiniketan-Express treffe ich Babli Sen, eine Mittelstandsfrau aus Kalkutta. Ein Sänger, der sich auf dem Harmonium begleitet, trägt Tagore-Lieder vor. Babli singt mit geschlossenen Augen mit, als Bengalin weiss sie jedes Wort.

Nachher gibt sie dem Sänger 1000 Rupien. Ich frage sie, warum so viel. «Ich kenne Tamar seit dreissig Jahren», sagt sie. «Solange ich mit diesem Zug zwischen Santiniketan und Kalkutta hin und her fahre. Er ist nicht mehr der gesündeste, und sein Heimatdorf ist gestern vom Monsunregen überflutet worden.» Konkrete Hilfe, die auf der Kenntnis der Situation beruht, das ist Bablis Weg, Mitgefühl zu zeigen.


Altruismus ist der grösste Egoismus

Ist das die Lösung? Verantwortung übernehmen für einzelne Lebensläufe? Sanftes pädagogisches Einwirken ohne Missionierung? Die Vorbildwirkung Einzelner? Funktioniert Hilfe nur, wenn man die lahmarschigen undurchsichtigen Apparaturen der grossen Hilfsorganisationen umgeht?

Ich glaube nicht mehr an Charity. Ich habe einen regelrechten Ekel entwickelt, Barmherzigkeit betreffend. «Wenn wir einem Bettler die Reisschüssel füllen», sagt Swami Shuddhananda, Gründer der Lokenath Divine Mission, «steht er fünfzig Jahre später wieder da, mit fünfzig Kindern.» Die Extreme fallen in eins: Altruismus ist der grösste Egoismus.

Am letzten Tag, als ich zum Victoria Memorial Museum fahre, regnet es. Im Park des Geländes sehe ich Tausende von nassen runden Steinen, in allen Farben, in allen Formen. Ich laufe barfuss über die Steine. Ich hocke unter meinem Regenschirm, hebe Steine auf, lege sie wieder hin. Ich habe das erste Naturerlebnis meines Lebens. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes «stoned». Erst jetzt, nach zwei Monaten, bin ich angekommen. Kalkutta ist gar nicht hässlich. Und ich bin nicht hier, um zu helfen. Ich bin hier, um zu lernen.

Else Buschheuer, 39, Journalistin, TV-Moderatorin und Schriftstellerin, hat über ihre Erlebnisse in Indien ein Tagebuch veröffentlicht: «calcutta – eilenburg – chinatown». BoD. 308 S., € 16.50. Erhältlich bei www.amazon.de
 
GigoloArt
Usernummer # 2088
 - verfasst
Zitat:
Ursprünglich geschrieben von: Else Buschheuer:
Dem Sterben zusehen und dann zurück ins vollklimatisierte Hotel, heiss duschen, ein Glas Rotwein und «Bram Stoker’s Dracula» in der Glotze – das ist zynisch. Gehen wir in die Dritte Welt, um uns mal so richtig reich fühlen zu können?

(...)

Ich glaube nicht mehr an Charity. Ich habe einen regelrechten Ekel entwickelt, Barmherzigkeit betreffend.

Danke miss_detroit für den Artikel.

Der erste Teil des Zitats ist zutreffend und spitz formuliert. Und doch bin ich der Meinung, dass sie ihre Meinung nicht auf andere schliessen kann.
Zusammengefasst möchte Buschheuer zum ihre Hilfslosigkeit zum Ausdruck bringen und am Schluss des Artikels gewinnt der Leser den Eindruck, dass sie den ganzen humanitären Einsatz in Frage stellt.

Das nun in der Welt Charity Einsätze nicht immer effizient - sei es durch logistischen oder aber auch kriminellen Hintergründen - gestaltet werden, ist allseits bekannt. Nur, sollen wir jetzt damit aufhören? Was ist denn IHRE Lösung?

Es ist dennoch gut, dass du den Artikel gepostet hast. Obwohl er mich nicht davon abbringen wird (soll ich wegen Buschheuer's Erkenntnis jetzt stattdessen zu Hause bleiben?), zeigt er mir die Grenzen die ich in einem derartigen Projekt erreichen kann. Für mich (!) steht einfach nur fest, dass es grundsätzlich besser ist eine Erfahrung vor Ort mitzunehmen als zu Hause in Deutschland rumzusitzen.
 
Miss_Detroit
Usernummer # 224
 - verfasst
ich fand vorallem folgendes krass:

"In der Hochsaison kämpfen sich die Nonnen durch bis zu zweihundert Praktikanten, bei nur neunzig Patienten."
 
Snig-a-Dig
Usernummer # 1521
 - verfasst
uups...gar nicht gewußt, dass du wieder sowas planst?

diese sache mit "dem elend vorort (in der dritten welt) helfen" ist ja schön und gut, aber die wenigsten kommen auf die idee, dass sie auch hier etwas machen können. schon mal überlegt irgendwo an der gulasch kanone zu stehen und obdachlosen essen zu verteilen oder gestrandeten seelen ein obdach zu organisieren (stichwort heilsarmee/bahnhofsmission)?

soll zwar nur ein denkanstoß sein, aber generell finde ich es auf jeden fall sinnvoller dort hilfe zur selbsthilfe zu leisten ergo fachkräfte zu entsenden. die hier erwähnten "stellenanzeigen" spiegeln dies ja auch wieder.

ps: mir ist klar, dass bei dir zumindest was vietnam betrifft noch was anderes dahinter steckt.
 
Miss_Detroit
Usernummer # 224
 - verfasst
hmm, geht mich vielleicht zwar nichts an, aber aufgrund der bemerkung von snig-a-dig würde mich interessieren, was denn betreffend vietnam dahinter steckt? auf der suche nach den wurzeln, selbstfindungs-trip?

aber wenns zu persönlich ist, musst du mir natürlich nicht antworten.
 
GigoloArt
Usernummer # 2088
 - verfasst
Danke für deinen Post, Snig: Möchte schon nach Asien. Hat was mit meinen Wurzeln zu tun. Bin hier fast komplett in Deutschland aufgewachsen. Möchte damit nicht runterspielen, dass Elend und Hilfsbedürftigkeit in Deutschland nicht vorhanden sind.

Miss_Detroit: Natürlich darfst du fragen, bin Vietnamese und wie eben schon erwähnt, möchte ich daher nach Asien. Das ist der Grund..
 
Miss_Detroit
Usernummer # 224
 - verfasst
@ gigolo

ja, ja, das wusste ich bereits zuvor und habs auch verstanden [zwinker]
aber ich wollte eigentlich wissen, ob du da tiefergehende gedanken oder ideen dahinter hast, was du denkst was oder für wen das gut ist etc.
 




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