Meinungen zu dem >Film!!!!!!!!!!!
die szene wo einer von den beiden typen die handlung zurückspult hat mich damals vollkommen aus dem konzept gebracht.
vor allem klavierspielerin ist auch extrem. im wahrsten sinne des wortes, aber absolut genial.... seit dem film frage ich mich ob mein filmstudium noch ein sinn hat. etwas "besseres" ist nicht zu schaffen.
Funny Games: Das Scheitern des soziologischen Kinos
Gegen diesen Film ist nichts, wirklich nichts, vorzubringen. Eine makellose Regie, die die beharrende Intensität des Theater mit der räumlichen Extensität der Kinos verbindet. Außerordentliche Schauspieler, Susanne Lothar, Ulrich Mühe, mit außerordentlichen Leistungen. Nichts, wirklich nichts, spricht gegen diesen Film. Außer: Er funktioniert nicht.
Anna und Georg und ihr Kind und ihr Hund fahren in das Landhaus, kultivierte Noblesse, leis gelangweilt. Händel im Auto, das Boot im Schlepp, Sommergäste. Georg bringt das Boot zu Wasser, Anna putzt Gemüse. Ein etwas weichlicher junger Mann klopft höflich ans Haus, kurze schwarze Hose, weiße Handschuhe, ob er ein paar Eier haben könnte. Der Tolpatsch zerbricht sie, das Handy fällt ins Wasser. Am nächsten Morgen wird Anna ins Wasser fallen. Der andere junge Mann wird beiläufig "Ciao, Bella" sagen und dann werden sie alle tot sein: Vater, Mutter, Kind und Hund. Und davor werden sie andere lustige Sätze gesagt haben. Georg zum Beispiel: "Zieh dich aus, mein Schatz", da haben sie einen Kissenbezug über den Kopf seines Kindes gezogen. Anna zum Beispiel: "Lieber Gott, mach mich fromm, daß ich in den Himmel komm", da haben sie ein Messer in ihren Mann gesteckt. Und davor haben sie allerlei Spiele gespielt. Das Wo-ist-der-tote- Hund-Spiel - da hat Georg schon ein gebrochenes Bein -, das Kätzchen- im-Sack-Spiel - da zieht Anna sich gerade aus -, das Die-liebe-Gattin- Spiel, da darf Anna sich wünschen, wer zuerst stirbt.
Funny Games.
Michael Haneke, der Österreicher mit der wütenden Küß-die-Hand- Brutalität, die nirgendwo so wie dort als kulturelle Rebellion gedeiht, ist mit diesem Film in der Situation des Physikers, der noch nicht ganz davon überzeugt ist, daß das perpetuum mobile unerfindbar ist. Denn so wie dieser die Grundlagen der Natur zu suspendieren hätte, so jener die der Kunst. Das Bewußtsein, es sei die schrecklichste Fiktion doch immer noch: eine Fiktion. Aber Michael Haneke hat diese Trennung bis auf ihr unaufhebbares Wesen reduziert: Er hat uns gezeigt, wie weit unsere Genuß- und Leidensfähigkeit schon entwickelt ist. Und wie merkwürdig schwimmend eins ins andere gleitet.
Michael Haneke will seinen Zuschauer mit der voyeuristischen Lust an der Gewalt konfrontieren, und er tut das mit kaum gesehener Brutalität, einer ungekannten psychologischen Aggression. Die Bilder - und die exzellente Tonspur -, sind die Pornographie der Gewalt: Entkleidet jeglichen Motivs. Peter und Paul, die Sadisten, kommen aus dem Nichts. Ihre Namen mögen nicht zufällig gewählt sein: Ohne Petrus und Paulus gäbe es keine christliche Kirche. Und ohne Peter und Paul - und unsere Lust an ihnen -, gäbe es nicht diese mediale Gewalt. Es gibt keine Gründe mehr, die erklären: Haneke verweigert dem Horror seinen Vorwand, das macht ihn so kalt. Und wenn Peter und Paul uns auch zuzwinkern, wenn sie uns auch, die Handlung brechend, zu den Komplizen machen - "Auf wenn würden Sie setzen?"-, die wir sind, so hat die Gewalt hier doch nicht jene spielerische Konvention, die sie sonst erträglich macht: Sie selbst ist das Spiel. Das Quälen des Menschen unter Laborbedingungen.
Film als soziologisches Experiment: Haneke will den Zuschauer mit der Frage konfrontieren, warum er das Kino nicht verlassen hat. Ein Experiment, das so wenig funktionieren kann, wie die unmittelbare Ansprache an den Zuschauer die Ebene des Filmes nicht zu verlassen mag. Es kann nicht gleichzeitig etwas suggestive Kunst sein und der rationale Diskurs darüber, ein Kunstwerk trägt seine Meta-Ebene nicht in sich. Die in den Exzeß gesteigerten Bilder laufen ihrem pädagogischen Impuls davon. Wir verlassen den Film nicht, weil er gut gemacht ist. Auf eine quälende, mitunter in extreme Spannungszustände treibende Weise. Auf eine Weise, die wir als dumpfen Widerstand im Körper fühlen.
Und wir bleiben, weil großes Kino "bigger than life" sein kann - aber niemals wirklicher. "Sie dürfen den Unterhaltungswert nicht vergessen", sagt einer der Sadisten, und das ist die reine Wahrheit. So hat dieser Film womöglich bewirkt, was er nicht wollte: Die Grenze wiederum verschoben. Nach vorn.
Österreich 1997 - 103 Min. - Regie: Michael Haneke - Darsteller: Susanne Lothar, Ulrich Mühe, Arno Frisch
www.filmberichte.de
Aber ist definitiv gut gespielt und inszeniert. einer dieser Filme wo man hinterher erstmal ne halbe Stunde still ist....
cheers,
silicon
WORD!
Sehr geiler Streifen!
Aber um nicht bloß als Miesmacher dazustehen,
biete ich Vorschläge für andere atmosphärisch
extrem dichte Filme - sei's der Totmacher von
Karmakar, The Sweet Hereafter von Egoyan, oder
auch -und gerade- Felicia's Journey, ebenfalls
von Egoyan.
Die Gewalt fand ich im Totmacher vor allem
deshalb noch viel gemeiner, weil sie nur im
Dialog stattfindet; und im 'süßen Jenseits'
ist die Szene, in der Stevens in einer Art
Rückschau seine Tochter in's Krankenhaus
fährt eine der beklemmendsten Szenen, die je
im Kino waren.
Klar habe ich eine sehr spezielle Verbindung
zum Sweet Hereafter, und klar - es ist nicht
mit Funny Games vergleichbar - aber TSH
führe ich an, um den mit dem Hinwurf ihres
Studiums Spielenden zu sagen - es gibt noch
ganz andere Messlatten als Funny Games.
Hat eigentlich jemand Hanekes neueren
gesehen? La Pianiste?
Soll 'Funny Games' meets 'Intimacy' sein, das
hätte ja mal Potential..
(wobei Reviews das Teil ja mal dick
verreissen.)
quote:
Ursprünglich geschrieben von dafunk:
einer dieser Filme wo man hinterher erstmal ne halbe Stunde still ist....
wie bei "Fight Club" *g*
guckt mal mein posting weiter oben...
für mich einer der eindringlichsten filme die ich je gesehen habe. die österreicher habens halt mit den menschlichen abgründen (siehe auch ulrich seidl), und ihm moment sehe ich für die beiden auch keine konkurrenz...
zu den film kann ich nur sagen, dass er gut gemacht ist (funny games). hab den damals ohne zu wissen, um was es da überhaupt geht gesehen.
aber hier das was ich im nachhinein für meine gefühle verantwortlich mache:
es geht eben um (den) menschen, den werdegang einer frau , illustriert einmal im beruf, bzw. ihrer (von der mutter aufgezwungenen?) berufung (wobei ihre junge schülerin wohl für ihre jugend steht, deswegen wohl auch die abscheu vor ihr), den sie eben einerseits liebt, und der sie als einziges emotional zu berühren scheint, andererseits aber auch unter druck setzt, bzw. unterdrückt, weil sie im den zwang hat sich als die beste ihres fachs zu beweisen.
dann ist die (absoult genial umgesetzte) obsessive hassliebe zur mutter, die sie 40 jahre lang dominiert, kontrolliert und in ihrem sinne geformt hat. allein die szenen ihres gemeinsamen lebens in der wohnung wäre schon einen film wert gewesen. die barbarei der nähe, quasi.
der einzige weg mit ihrem leben klarzukommen (die unterdrückung durch die mutter, die "hohe" kunst, ihre einsamkeit) ist eben sich sexuellen abartigkeiten hinzugeben. dass diese natürlich ins verhängnis führen, ist von anfang an vorprogrammiert. denn weder hat der junge student die erfahrung, noch die menschliche tiefe damit umzugehen. er lässt sich von ihr dazu verleiten, seine leidenschaft in ihrem sinne auszuleben (wozu auch jeder mensch fähig ist, sex und gewalt liegen meiner meinung nach nur ein steinwurf entfernt), und kann weder seine gefühle für sie, noch seinen respekt vor der anfangs angebeteten frau bewahren.
zum schluss steht sie vor der völligen auflösung ihres seins, alles scheint egal zu sein...
eine tragödie ohne auflösung, wie das leben selbst hat dieser film keine erklärung, eine moral oder ein abschliessendes ende. es geht weiter, aber niemand weiss wie... und warum.
[ 26-11-2002: Beitrag editiert von: Menalty ]
ist der Film Funny Games ähnlich oder ist das ein ganz anderer?