Schleunigst Schröder anrufen
So sind die Zeitungen denn auch mehr bemüht, gute Ratschläge für eine Versöhnung zu erteilen, als Deutschland zu schelten. Das konservative "Wall Street Journal" griff gestern in die gleiche Metaphernkiste wie die Times. Schröder brauche seine Lederhosen erst einmal nicht für einen Besuch auf Bushs Ranch einzupacken, schrieb die Zeitung (unter Verkennung der Tatsache, dass ja eigentlich Stoiber Lederhosen trägt). Aber ansonsten gibt das Journal Entwarnung. "Höchstwahrscheinlich hat Schröder keinen permanenten Schaden am westlichen Bündnis angerichtet", schrieb es bereits am Dienstag, und: "Deutsche sind gegen den Krieg, aber nicht gegen Amerika".
Auch die US-Regierung habe gute Gründe, ihre Beziehung zu Deutschland zu verbessern, hieß es. Deutschland werde ab Januar einen Sitz im UN-Sicherheitsrat einnehmen; wenn das Land bei der Opposition zum Irakkrieg bleibe, sei das ein Risiko. Zudem werde der deutsche Botschafter bei den UN bald der Vorsitzende des Sanktionskommittees der Vereinten Nationen sein. Zudem gebe es zwei US-Basen in Deutschland, die für den Krieg benötigt werden. Die US-Regierung gehe davon aus, dass sie diese Basen auch dann nutzen könne, wenn sie ohne Mandat der Vereinten Nationen in den Krieg zöge.
Die "Washington Post" schrieb gestern, der wesentliche Punkt seien nicht atmosphärische Störungen, sondern inhaltliche Differenzen über den Irakkrieg. Schröder verhalte sich so wie Bush selbst: Seine Position verdeutlichen, versuchen, den anderen zu überzeugen, wenn das nicht geht, machen, was er für richtig hält. "Bush hat seine eigene Medizin zu schmecken bekommen", so Gastkommentator Ivo Daalder, der Dozent am Brookings-Institute ist. Bush zahle nun den Preis für seine unilaterale Politik. Bundeskanzler Gerhard Schröder müsse Bush klar machen, dass er gegen dessen Irakpolitik, nicht aber gegen Amerika eingestellt sei. Bush solle Schröder schleunigst anrufen und ihm zum Wahlsieg gratulieren, um die Atmosphäre zu verbessern.
Auch die "New York Times" hat die US-Regierung ermahnt: "Bush muss begreifen, warum es Deutschland unwohl ist beim Gedanken an diesen Krieg". Schröder habe bereits richtig reagiert, als er Justizministerin Hertha Däubler-Gmelin entlassen habe. Die Times erinnerte an die gemeinsamen Interessen - beispielsweise hätte Deutschland bislang geholfen, einen Handelskrieg um die Stahlzölle zwischen USA und EU zu vermeiden, der die USA bis zu vier Milliarden Dollar kosten kann. Und: "Bush muss verstehen: Wenn er die Welt gegen Saddam Hussein einigen will, dann braucht es bessere diplomatische Fähigkeiten."
Gestern nun schrieb der Schriftsteller Peter Schneider in der "New York Times": Wenn die US-Regierung entscheide, Krieg gegen Saddam Hussein zu führen, ohne die europäischen Alliierten zu informieren, dann sollten sie auf Widerspruch vorbereitet sein. Und: "Schröder hat eben von amerikanischen Wahlkampagnen gelernt, dass nur derjenige Kanzler wird, der alle Tricks beherrscht."
Die "New Republik", eine konservative Zeitschrift, kritisiert gar Bush als den allein Schuldigen an dem Zerwürfnis. Bush habe leichtfertig überall Streit angefangen - Kyoto-Protokoll, Pakt gegen biologische Waffen, Internationaler Strafgerichtshof, Stahltarife - und damit Europa verprellt. Diese kleinlichen Zänkereien insbesondere mit Deutschland gefährdeten nun die Koalition gegen den Irak. Auf diese aber sei die USA angewiesen, und zwar nicht wegen der Waffenhilfe - das könne man auch alleine - sondern weil sonst Amerika wieder einmal als Koloss dastünde, der den Planeten regieren will. "Wenn der Krieg als alleinige Unternehmung der USA gesehen würde, wird das langfristig noch größere Feindseligkeit gegen uns provozieren", so die "New Republic". Und, schlimmer noch: "Wenn Europa den Krieg nicht unterstützt, wird es auch nicht bereit sein, für den Wiederaufbau des Irak oder die Friedenstruppe zu bezahlen, und dann bleiben die USA auf einem gewaltigen Schuldenberg sitzen."
Nun die Hand ausstrecken
Die "Los Angeles Times" erinnert Bush daran, dass ein Viertel aller Amerikaner deutschstämmig sei, und Deutschland eines der größten Abnehmerländer für US-Produkte. Hunderttausende Deutsche hätten sich nach den Anschlägen vom 11. September am Brandenburger Tor versammelt und ihre Solidarität mit Amerika gezeigt. Zudem betreibe Deutschland 30 Ermittlungen, um den Terroranschlag aufklären zu helfen. Der Rauswurf von Däubler-Gmelin sei Entschuldigung genug, Bush solle nun die Hand ausstrecken. Und Maureen Dowd fragt in ihrer Kolumne für die "New York Times": "Wollen wir die Deutschen wirklich dafür bestrafen, dass sie Pazifisten sind?"
...woher sind die Artikel?
Fall der Artikel aber in dieser Form irgendwo abgedruckt ist, wäre ich aber auch über einen Link dankbar.
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: camion ]
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: TEKK ]
Selbst wenn Crazy Hertas Intention vielleicht gar nicht mal so abwegig sein mag, war die Formulierung schon äußerst unglücklich. Es war doch absehbar, dass solche Statements in einer sowieso schon sehr aufgeheizten Situation entsprechende Konsequenzen nach sich ziehen.
Viel wichtiger ist meines erachtens, das der großteil der Bevölkerung gegen die Irak-Politik von George W. Bush ist, und somit eher mit den Deutschen einer Meinung ist...
Edit:
"Nun, ich glaube, wenn du sagst, du machst etwas und machst es nicht, das ist Glaubwürdigkeit"
Aha....
"Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass die Vergangenheit vorbei ist"
Absolut sicher?
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: BenHancer ]
quote:
Ursprünglich geschrieben von Hyp Nom:
grossteil gegen bush? 60% sind fuer eine militaerische intervention, hiess es noch kuerzlich in einer umfrage.
Diese Information stammt von der konservativen "US-Today", zu vergleichen mit der hiesigen "Bild", und spiegelt somit keinesfalls die komplette öffentliche Meinung wieder.
und abgesehen davon: hallo? darf man als autonomer staat denn nicht mehr seine eigene meinung formulieren ? wird man da gleich mit absoluter ignoranz bestraft? oder etwa gleich in die achse des bösen mitaufgenommen (zitat bush nach dem 11.9 "wer nicht mit uns ist, ist gegen uns". peinlich dass bush immer noch nicht gratuliert hat. damit deklassiert er sich und seine regierung bzw. regime.
die deutschen täten besser daran die amis mal links liegen zu lassen und sich stärker an den europäischen mächten zu orientieren, nämlich frankreich und grossbritanien. wenn schröder etwas vorzuwerfen ist, dann dies, dass er seine äusserungen "auf dem deutsche wege", anstatt auf den europäischen gemacht hat. es muss eine gemeinsame aussepolitik, zumindest von deutschland und frankreich, den schwergewichten der eu, her!
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: stijlleben ]
@ benhancer
"Ich denke, wir sind uns einig darüber, dass die Vergangenheit vorbei ist".. finde ich rhetorisch ueberhaupt nicht laecherlich, wenn man damit z.b. einleitend klarstellen will, dass man nicht nachtragend ist, oder dass neue voraussetzungen fuer etwas herrschen..
viel besser ist doch: "Es ist wichtig für uns, dass wir unserem Land erklären, dass das Leben wichtig ist. Es ist nicht nur das Leben von Babys, sondern das Leben von Kindern, die, wissen Sie, in den dunklen Höhlen des Internets hausen"
@ stijl
genau.. endlich mal wieder einer auf Stoiber-linie .)
der wahlkampf ist vorbei... so bitter es für dich auch sein mag...
aber es stimmt schon, das war ein punkt an dem ich stoiber auch recht gegeben habe. allerdings habe ich doch immer bezweifelt ob er denn wirklich eine eigene meinung in dieser frage hatte, denn mir schien es so, dass nachdem er grosszügig schröder kritisierte, einige tage später mit einer leicht abgeschwächten bzw. im wortlaut ähnlichen meinung nachzog (wahlkapmf, schon klar. allerdings braucht er sich auch nicht darüber echauffieren, dass es sein gegner macht, wenn ihm selbst nicht eichts einfällt wie er seine themen positionieren soll). aussenpolitisch seit dem weissen elefanten für mich nicht wirklich ernstzunehmen.
aber ich glaube das wird jetz langsam ziemlich offtopic...
@benhancer
"Nun, ich glaube, wenn du sagst, du machst etwas und machst es nicht, das ist Glaubwürdigkeit"
ist mein fave...
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: stijlleben ]
Ansonsten kann man den Amerikaner nur gratulieren, daß die Zahl der Kriegsgegner wächst.
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: rave-dave ]
quote:
Ursprünglich geschrieben von stijlleben:
@benhancer"Nun, ich glaube, wenn du sagst, du machst etwas und machst es nicht, das ist Glaubwürdigkeit"
ist mein fave...
Jipp, das ist ein klasse Spruch von Bush - Respekt für seine rhetorischen Fähigkeiten. *g*
"Gesunde Kinder brauchen keine Krankenversicherung"
das sagt doch schon alles über den kerl...
aber das beste kommt tatsächlich erst zum schluss:
"Das Tolle an Amerika ist, dass jeder wählen gehen sollte"
[ 26-09-2002: Beitrag editiert von: Werbetoazter ]
den link finde ich nicht mehr...bin eigentlich nur durch die Gedruckte Version darauf gestosen!
[ 27-09-2002: Beitrag editiert von: LexyLex ]
anstoss meines kommentars gibts HIER
auch sehr lustig:
In den Diskussionsforen der "New York Times" zeigt sich, wie groß das Interesse am Thema Deutschland ist. In einer Online-Debatte über die Spannungen zwischen Bush und Schröder gab es am ersten Tag über 4.000 Einträge. Ein Teilnehmer kritisierte, dass die USA sich zwar mit Diktatoren in Pakistan und Saudi-Arabien verstehe, das demokratische Deutschland aber für seine freie Entscheidung gegen einen Irak-Krieg kritisiere. Andere Beiträge waren weniger freundlich und beschwerten sich über "die deutschen Heulsusen" auf die man "sich nicht verlassen kann". Dies führte - gemäß der Bush-Doktrin "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns" - am Ende dazu, dass selbst Europa auf die Terrorliste kommen soll: "Auch die EU wird bald zerstört werden, und ratet mal von wem ..."
den rest gibts HIER
es ist wohl nur noch eine frage der zeit bis deutschland als neues mitglied in die berüchtigte achse des bösen willkommen geheissen wird.
[ 02-10-2002: Beitrag editiert von: stijlleben ]
(Bin ja eigentlich auch für Demokratie)
[ 02-10-2002: Beitrag editiert von: rave-dave ]
VORSICHT! Sarkasmus!
Ich wohne in Chicago, und ich muss sagen ich kenne nur einen menschen der befuerworte das, dass der Iraq angegriffen werden soll. alle anderen ... ich muss zugeben das da viele Juden dabei sind, klassische demorkaten, aber trotzdem kommt es mir nicht in den Sinn zu glauben das die Bevoelkerung hinter Bush steht. vielleicht in den rural areas wo der fuchs begraben ist aber nicht in aufgeklaerten staedten udn gegenden.
der Stab hinter bush ist fuer mich einfach nur lachhaft. Chenez der einen der groessten Waffenfirmen(name vergessen) besitzt,hat noch vor jahren(6) waffen an den Iraq verkauft
rumsfeld der in den 70-80er irgendwann mal von einem Posten zuruecktretten mussten, weil er ihn mit illegalen Waffenverkaeufen erwischt wurde moechte ich garnicht erwaehen.
smile smile crazy herta
klasse zusammenstellung der Artikel die Lexy geschrieben hat - einige habe ich auch gelesen vu billy
hatte ohnehin vielmehr den eindruck dass die bush-regierung geradezu auf so etwas gewartet hat um die unliebsamen deutschen in die schranken zu weisen.
ist aber natürlich reine spekulation meinerseits...
was die waffenlieferungen der amis an der irak in den 80er jahren angeht (inkl. bauteile und chemie für produktionsanlagen von b und c waffen) angeht, habe ich neulich bei spiegel online etwas gelesen... (leider nicht mehr auffindbar)... naja, was soll man dazu denn noch sagen !?
für die deutsche wirtschaft geht der ganze spaß ja maßgeblich nach hinten los, aktien werden verkauft aus sorge, dass die boykott-aufrufe gegen deutsche produkte wirkung zeigen. aber unser mutiger kanzler hat sicher die folgen bedacht und wird mit milliardendarlehen gegenhalten ,)
die 4 genannten zeugen sind mitglieder der redaktion des "schwäbischen tageblattes". glaube kaum dass diese von der meinung der chefredaktion abrücken würden. wie die gewrkschaftler die bei dieser sitzung dabei waren das wahrgenommen habe, würde spätestens in einem prozess klar werden.
deswegen ist das für mich eben nicht definitiv geklärt. abgesheen von der interpretationsvielfalt der aussage (sollte sie so gefallen sein).
was das wirtschaftsboykott angeht. soll man sich den mund verbieten lassen bzw. von seiner begründeten überzeugung abrücken sobald wirtschaftlich argumente auftauchen?
finde ich moralisch bedenklich deine argumentation.
vielmehr ist für mich der aufruf zum boykott empörend und erinnert mich an... na rate mal? aber ich will ja jetz nicht gleich in einem topf mit der aussenministerin geworfen werden...
[ 03-10-2002: Beitrag editiert von: stijlleben ]
soweit ich weiss schon, gestern abend auf CNN, also bei euch nachts, haben sich Demokraten(ein Sentor aus Conneticoit weiss nicht wie man das schreibt) wirklich das erstemal fuer Bushs plan ausgesprochen - bin noch nicht dazu die Times zulesen - dazu mehr wenn ich genaueres weisse SUntimes hat das heute nur getitelt und ..... mal sehen
quote:
Ursprünglich geschrieben von Liricia:
das coole ist ja, dass die amis immer ihre gerade aktuellen feinde, in der vergangenheit gern mal hochgerüstet haben.
Absolut richtig. Die Amis legen sich ihre Freundschaften bzw. Feindschaften immer so zu recht, wie sie sie brauchen. Pakistan's Präsident wurde vor über einem Jahr noch ein Diktator genannt, mittlerweile bekommt er Waffen und Millionen und wurde lobend als demokratisch gewählter Präsident bezeichnet.
Ganz schön arm das und mir ist es echt pubsschnuppe wie die Amis über die deutsche Haltung im Irak-Konflikt denken.
also
wenn ein Angriff erwartet wird dann kostest das die USA im monat 9-13millarden dollar. dieses Geld soll von den angesparten oder besser gesparten Geld der Clinton area herkommen und man nimmt eventuell Kredite auf.
Zu einem Drafting kommt es wahrscheinlich nicht - hoffft man zumindest nicht - die Reserve sollte langen
Der Congress(wie der Bundesrat 101Stimmen) und das house of Reprastenive(Bundestag 652Stimmen)stehen ziemlich hinter Bush, aber eine abstimmung wird in beiden Gremien naechste Woche in Washingtion erwartet.
ich glaub das wars neue meldung folgen bei gelegenheit
cu