Ich habe eben einen Bericht im Elevator-Katalog gelesen wo der Interviewer folgende Frage an DJ Rush stellt:
"In Ost-Deutschland ist deine Musik, gerade die extrem harte Major Rush-Schiene schon immer sehr beliebt und begehrt gewesen. Meinst du es liegt daran,dass es die Ostdeutschen viel schwerer hatten als die Wessis oder Amis - die Arbeitslosigkeit ist ja immernoch doppelt so hoch?"
Rush:"Um ehrlich zu sein, weiss ich über die ganze Arbeitslosigkeit dort nicht Bescheid. Ich glaube, es liegt nur daran, dass eine jüngere Generation heranwächst und sie das einfach mögen. Viele ältere Leute sagen 'Boah das ist zuviel für mich!' , aber es gibt im Osten so vieeeeeeeeeele Leute die darauf feiern! Ich glaube, dass ich einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen bin. Wenn ich nicht da im Osten gespielt hätte, wäre ich vielleicht frustriert, würde ich mir immernoch Gehör verschaffen müssen.
Darum bin ich denen soviel Respect schuldig, weil sie mich rausgebracht haben, weil sie mir dieses Gefühl gegeben haben: 'Wir unterstützen dich und es ist okay was du machst!' ..."
Da frage ich mich doch:
"Hat der Interviewer Wasser in den Beinen?
Kann mir vorstellen derr hat selbst inner Badewanne den Arsch offen!"
Türlich ist die Arbeitslosigkeit hier im Osten erschreckend hoch aber deswegen mutieren doch nicht gleich alle Arbeitslosen zum Rush-Fan und rennen in den Club um nach seiner Musik Frust abzulassen!
Wie kommt man denn auf so bekloppte Fragen??????
[ 31-01-2002: Beitrag editiert von: djplattenkratzer ]
die atmosphäre, die z.B. auf den brandenburger bunkerparties herrscht, hat für mich irgendwo so einen "no future"-aspekt, gestützt durch das ein oder andere hilfsmittel, wird bis in den nachmittag hinein exzessiv gefeiert, ohne rücksicht auf körperliche verluste, musikalisch regiert meist der terror - abgesehen vom ein oder anderen alibi-housezelt - und das alles scheint den leuten auch noch einen heidenspass zu machen. Interessant wäre die Antwort vom Rush gewesen, da er ja nach eigener Aussage in Ostdeutschland einen seiner grössten Fankreise hat, würde mich interessieren, ob er sich auch mit ihm auseinandersetzt.
wo mehr leid ist haben die leute halt auch
mehr bedarf, sich an härterer musik zu
erfreuen.
g.
Das ist doch in der (Punk-)Rockszene sowie in der HipHop-Szene nicht anders. Je geringer das soziale Standing desto höher der Härtegrad der konsumierten Musik. Natürlich kann man da nicht jeden über eine Kamm scheren, aber es ist zumindest eine Grundströmung.
Die Fragestellung sicher etwas merkwürdig, die dahinter stehende Idee, aber imho gar nicht so abwegig...
allerdings lassen sich klare tendenzen schon
erkennen, wenn man mal münchen, den pott,
den norden und vor allem den osten genau
betrachtet: historisch, demographisch und
eben nach den aktuellen sozialen aspekten
und das in einen zusammenhang mit "trends"
bringt. da gibts auf jeden fall links, sonst
wäre ja jede marktforschung sinn- und
zwecklos. -> und genau diese wissenschaft,
die zielgruppen- und marktforschung,
beschäftigt sich ja mit nichts anderem als
den gruppenspezifischen aspekten in
abhängigkeit von sozialem umfeld, geld,
kultur, demographie, geographie, historie,
politik etc.
der einzelne mensch ist aber immer ein
einzelner individueller mensch - aber eben
auch nur die summe seiner teile und z.t.
seines gesellschaftlichen umfelds...
g.
quote:
Ursprünglich geschrieben von Technofetischist:
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Arbeitslosigkeit auch sehr hoch. Und laut Partysan ist das die Gegend in Deutschland, wo am meisten und am stärksten gefeiert wird.
Muss also was dran sein an der Theorie von Gianni.
also ich komme ursprünglich aus m-v und wohn jetzt in dresden. und ich find in sachsen wird auf jeden fall sehr viel mehr gefeiert und vor allem zu viel härterer mugge als dort oben, obwohl die arbeitslosigkeit hier doch ein ganzes stück geringer ist. so richtig mag ich an die theorie nich glauben..
irgendwie sich innerhalb ein paar kilometern
umzukucken und zu vergleichen ist nicht
unbedingt besonders empirisch. und man muss
auch die gaussche normalverteilung in der
statistik beachten: nicht ein einzelnes
element aus der statistischen menge ist zu
betrachten sondern die masse - aus der
selbstverständlich ausnahmen hervortreten...
g.
[ 31-01-2002: Beitrag editiert von: suki ]
meine familie kommt aus dem südlichsten
süden italiens überhaupt.
dort leben die europaweit ärmsten menschen.
richtig.
(zur orientierung: mal in den web.de
routenplaner "rossano" eingeben - und
dann "rossano CS" auswählen)
dort macht das aber auch kaum einem was aus -
wir haben die sonne, das meer, la dolce vita.
dort braucht man nicht soviel zum leben...
ich verbringe oft den sommer in meiner
kleinen ferienwohnung. man steht so gegen
9-10 uhr auf und geht erstmal ein bissel
an den strand. gegen 12 nach hause, essen
und tratschen. danach meist ein kleines
mittagsschläfchen. am nachmittag dann ein
wenig arbeiten oder wieder an den strand.
abends wieder essen und nach 22 uhr geht
man irgendwann aus und feiert techno ala
fargetta ;)
die menschen dort leben von oliven oder
anderen früchten, wenn man glück und ein
wenig land hat. sonst halt ziegen, esel
etc. alles drumherum ist natürlich auch
da: ein wenig dienstleistung, ein wenig
handel - aber nix in größenordnungen wie
hier oder im norden (torino etc). alles
ist viel kleiner, jeder hat weniger geld,
aber die menschen sind definitiv
zufriedener - vor allem als die rastlosen
industrialisierten menschen weiter im
norden....
richtig: im norden gibts die industrie: und
mit der kommen ja auch die gesamten probleme
der industrialisierten gesellschaft, zu denen
auch arbeitslosigkeit gehört - die gerade
in der bildung rechtsnationaler gruppierungen
eine grosse rolle spielt.
http://www.thedanceweb.com/ <- süditaliens
adresse no.1. - giosue ist wohl der aktivste
in sachen echte technomusik in italia del
sud..
g.
[ 31-01-2002: Beitrag editiert von: Gianni ]
Die These mehr Arbeitslosigkeit=mehr Party und härtere Musik läßt sich auch wenig beweisen. Im Sommer besteht die Hälfte der Einwohner hier aus Touristen und die kommen auf alle Fälle zum Feiern her (jedenfalls die Jung-Gebliebenen.
Der Sueden war immer schon schneller im Aufscnappen von Trends. Guck doch mal an wies laueft. Alles steigt erstmal in London und wandert dann gehn Norden. Wos von feierwuetigen und in meinen Augen (VERALLGEMEINERUNGS ALERT!!!) recht barbarischen menschen ins typische Nord Englische (Besoffener, Druffer, unzivilisierter) Konzept umgesetzt wird!!!
Hab lange im Sueden gewohnt und dabei wohl einige vorurteile angenommen. Das die da oben aber auf haertere Mucke abgehn kann ich nicht bestaetigen. Da werden nur mehr drogen genommen und Alc gesoffen um Sorgen zu verdraengen (THEORIE ALARM) und somit sind sie Krasser. Musikmaessig find ich aber die von Reporter aufgestellte These absolut hirnrissig! Denn Dann muesste es ja in der Dritten welt nur noch hart zu sache gehn und die hoeren alle Salsa und andere softe spielarten der Musik (Afrika Schranz) *g*
Soviel dazu.
Fazit: Liebe Veranstalter, bitte zeigt den Leuten, wen es neben Rush und Liebing noch gibt, nehmt den Leuten nix weg, gebt ihnen lieber etwas dazu.
schwindende lebensfreude, also frust, ist
eine domäne der "zivilisierten", also meist
industrialisierten welt. und auch nur dort
gibts die richtigen drogen, um sch...
ertragen zu können :))
@fonki: ja genau, die ecke ist das. gib mal
in nen routenplaner ein "rossano cs" oder
"cariati marina ca", da dazwischen liegt
pietrapaola cs, mit einer der größten
locations in europa (open air bei 10-15
tausend besuchern am abend aber halt wie
gesagt: gigi, fargetta, vega etc.)...
taranto is da nicht weit - doch gerade da
gibts mittlerweile einen recht aktiven
veranstalterkreis, die einen club und
mehrere andere events veranstalten...
das wars aber für rund 100km drumherum,
also im vergleich zu hier recht magerlich..
dafür ist das drumherum aber so relaxed und
entspannt, dass man glatt für mehrere
wochen den harten sound kaum vermisst ;)
-> und gute housemusik (also was für dich)
gibts an jeder ecke. allerdings oft sehr
durchwachsen von italotypischen sachen....
g.
[ 31-01-2002: Beitrag editiert von: Gianni ]
[ 01-02-2002: Beitrag editiert von: jason_ynx ]
wo die leute geboren sind ist eine sache,
(meine familie stammt ja auch aus dem
süden und ich mach kaum dance aber mehr
die toughere technoschiene),
aber sieh die die szene mal an (siehe
link weiter oben) : es gibt kaum techno,
wie er hier definiert wird im süden. dafür
aber umsomehr im norden, denn gerade die
leute, die du ansprichst, sind der mailänder
szene zuzuordnen - und massgebenden clubs
wie dem insomia etc.
klar kannst du sagen, dass "sogar" der
norden locker drauf ist (sicher mehr als
hier in deutschland) - aber kein
vergleich zum süden - das mentale gefälle
verhält sich da sehr offensichtlich
entgegengesetzt proportional den
wirtschaftlichen verhältnissen. ich habs oft
genug mit eigenen augen gesehen - und kein
mensch, der viel oder lange unten war und
den vergleich wirklich kennt wir dir anderes
erzählen ;) eben gerade obengenannten kannst
ja mal befragen :))
siehs dir mal vor ort an, ich habs mehr als
oft genug gesehen. wieviele leute werden in
mailand ausgeraubt, wieviele im süden,
wieviele vandalismus-vergehen im norden,
wieviele im süden, wieviel ausländer-
feindlichkeit im norden (da gibts massiv
probleme mit marroc's etc) und wieviel
im süden. vielleicht mal täglich 19:30
die nachrichten auf rai uno kucken :)))
oder die wirtschaftssendung auf rei tre
jeden mittwoch abend - die probleme italiens
liegen wirtschaftlich im süden - die
probleme mit den menschen allerdings im
norden. also bitte nicht mit halbwissen
und vermutungen fachsimpeln. du kannst keinen
deutschen 3-minuten-nachrichtenbericht
benutzen, um volkswirtschaftliche
zusammenhänge eines landes zu beurteilen,
da muss man sich schon eingehender mit
befassen.
g.
p.s. (und komm jetzt nicht mit mafia oder
cosa nostra - das sind phänomene des südens,
die einer ganz eigenen dynamik folgen - um
das zu hinterblicken udn zu verstehen muss
man sich schon sehr viel mehr mit italienischer
kultur und geschichte befassen)
Statistiken lassen sich auch verbiegen, die Probleme die manche Norditaliener mit Ausländern haben, haben den simplen und einfachen Hintergrund, dass die meisten "marrocchini" (tschuldigung) wegen dem wesentlich höheren Wohlstand eben in den Norden gehen und es dementsprechend wenig Ausländer im Süden gibt, und was das Verbechen angeht, tja, damit ein Verbrechen bekannt wird, muss es auch gemeldet werden. Und es ist auch Tatsache, dass Verbrechen in Grossstädten immer höher ist als auf dem Land, egal wie die Menschen aus der Gegend drauf sind und die grösseren Städte sind im Norden. Wie sieht die Verbrechensrate in Neapel oder Rom aus (okay Rom ist vielleicht nicht ganz Mezzogiorno, aber am Rand...)?
Die faschistisch-nationalistischen Bewegungen im Norden wie die Liga Nord rühren auch nicht etwa daher, dass einige von Industrie frustrierten Menschen ein Ventil suchen, um ihren Frust abzulassen, sondern dass sie der Ansicht sind, dass der Norden nicht mehr die Futterkammer für den Süden sein soll (das ist nicht meine Ansicht), ausserdem haben die Norditaliener historisch bedingt eine schwächere Bindung zu Süditalien als es einen aussenstehenden Beobachter vermuten lässt, wie Du sicher weisst, so lange ist Italien ja nicht ein Land. Und während im Vergleich Deutschland nach dem 2. Weltkrieg durch massive Geldspritzen aus Amerika ordentlichen Aufschub bekommen hat, und durch den geteilten Reichtum die verschiedenen Völker Deutschlands zusammengerückt sind, hat Italien nicht diese benefits erhalten und war industriell auch nicht so fortgeschritten bzw. ausgeglichen wie Deutschland etwa, hatte also nicht das Potential zu gleichmässigem Reichtum.
Naja, ich denke, mir fehlen schon ein paar facts, aber so ganz ignorant bin ich nicht über das Land meiner Kindheit... Wie auch immer, da kann man hin und her argumentieren, wir haben sicher beide eigentlich recht, der Punkt ist (um mal zurück zum Thema zu kommen), dass die sozialen Verhältnisse IMO der Menschen nur wenig zu tun haben mit dem musikalischen Geschmack, vor allen Dingen in der zunehmend globalisierten Welt von heute.
[ 01-02-2002: Beitrag editiert von: jason_ynx ]
und wenn von 10 Leuten 6 keine arbeit haben, scheiss zeugnis, nervende eltern, nur nazis in der nachbarschaft und dazu auch noch scheisse aussehen, dann ist doch klar das die 6 dann was fressen und feiern gehn!
...und da man mit härterer musik eine bessere wirkung erzielen kann (aggression abbauen)hört man sich halt geballer an!
(mir gefällt diese mukke auch am besten..... tja, was hab ich bloss falsch gemacht???)
Ist im Fußball nicht anders - in Regionen wo höhere Arbeitslosigkeit vorliegt findet man auch meist eine größere Identifikation mit "seinem" Verein - man freut sich über einen Lichtblick, wenn "sein" Verein gewinnt...