Hamburg, 15.08.2001 - Die deutsche Musikbranche setzte im ersten Halbjahr 2001 10,8 Prozent weniger Tonträger ab als im Vergleichszeitraum 2000. Die Umsätze sanken sogar um 12,6 Prozent. Das meldete heute der der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft. Statt 121,8 Millionen Tonträgern setzten die im Verband organisierten Firmen zwischen Januar und Juni nur noch 108,7 Millionen Einheiten ab. Am stärksten betroffen waren CD-Singles mit einem Absatzrückgang von 13,9 Prozent und CD-Longplayer (inklusive Compilations), die 13,3 Prozent einbüßten. Ursache für die massiven Einbrüche ist laut Verbandsgeschäftsführer Peter Zombik "ein dramatischer Anstieg des CD-Brennens". Im letzten Jahr zur gleichen Zeit konnte die Branche noch mit einem Absatzplus von 3,5 Prozent glänzen. Zombik fordert angesichts der "unkontrollierten privaten Vervielfältigung von CD auf CD" nun "die Bundesregierung auf, dem offensichtlichen Raubbau im Interesse der Musiker und der Musikwirtschaft Einhalt zu gebieten." Die anstehende Umsetzung der EU-Richtlinie zum Urheberrecht biete dafür die Gelegenheit.
Quelle: musikwoche.de <<<
... ich denke, es könnte auch an immer liebloser zusasmmengeschusterter Musik liegen, bei der es sich einfach nicht mehr loht, ein gekauftes Exemplar ins "CD Archiv" zu stellen.
Napster und die Folgen
"Schon lange war umstritten, ob der Tausch von Musikdateien über Napster tatsächlich der Musikindustrie wirklich schadet, wie diese immer beschworen hat. Nach Statistiken des letzten Jahres war der kometenhafte Aufstieg von Napster bereits mit einer Zunahme an verkauften CDs verbunden. Rückläufig waren damals lediglich die Zahlen in Gebieten um große Universitäten, sodass dieser Rückgang auch als Auswirkung von Napster gedeutet werden konnte.
Auch nach einer Untersuchung von SoundScan war in den USA die Zahl der verkauften CDs im zweiten Vierteljahr 2000 am höchsten, als auch die Benutzerzahlen von Napster explodierten. Ein Jahr später aber sind die Verkaufszahlen um 5,4 Prozent abgesunken, obgleich Napster als Bedrohung für die Musikindustrie ausgeschaltet wurde und andere Tauschbörsen noch lange nicht an den Erfolg von Napster heranreichen. Im zweiten Quartal 2001 wurden für insgesamt 363 Millionen US-Dollar Tonträger verkauft.
Ein Jahr zuvor waren es noch 384 Millionen US-Dollar. Mit 36 Prozent Rückgang waren besonders Singles betroffen, die eigentlich von Napster besonders gefährdet gewesen sein sollten, da die Internetnutzer schneller mal einen Song als gleich ein ganzes Album herunterladen. Ob Napster also einen Einfluss auf den Verkauf von CDs hat, bleibt weiterhin ungewiss."
Ich sags mal so: Eine Industrie, die ihre Kunden mit Zlatkos und No Angels bombadiert hats einfach nicht besser verdient!
[ 15-08-2001: Beitrag editiert von: morpheus ]
Ich glaube auch, dass die meisten Leute einfach keine Lust mehr haben sich die Titel der Charts zu kaufen, wenn man sie eh überall hört. Und Spartenmusik ist da doch eh nicht erfasst, oder ? Ich würde nämlich behaupten das der Vinylumsatz nicht gerade nachgelassen hat, wenn man so die Anzahl der "welche Turntables als Einsteiger?" Thread beachtet.
Wie auch immer, die Firmen sollen mal nicht rummachen, die rosigen Zeiten werden eh "wieder" kommen.
Auf der anderen Seite heißt es im Focus aber auch, "[d]as Umsonst-Genießen von Musik ist dabei schon fast passé", Napster sei schließlich tot und ein Kopierschutz bewahre "die Original-Songs inzwischen vor dem Raub".
Ich finde, wenn die großen Labels weiterhin die sinkenden Umsatzzahlen ausschließlich am Raubkopieren festmachen, können sie irgendwann einpacken. Raubkopiererei läßt sich schließlich nicht verhindern. Außerdem glaube ich auch, daß, wenn's wieder qualitativ hochwertige Musik zu kaufen gibt, die Leute auch eher bereit sind, in den Laden zu gehen und die CD zu kaufen. Zlatko mag ja mal ganz nett sein für den durchschnittlichen Konsumenten, aber dafür gleich 'nen Zehner für die Maxi ausgeben? Wenn ich dagegen die Musik von Queen gut finde, die schon über 25 Alben (!) veröffentlicht haben, schau' ich doch, daß ich die Reihe möglichst komplett in meinem CD-Regal stehen habe. Es ist halt ein anderes Gefühl, voller Genuß die CD aus dem Regal zu nehmen, sich am Cover zu ergötzen
*g* und sie dann in den CD-Player zu schieben, als einen Conrad-Rohling aus dem CD-R Case zu packen...
Interessant, daß hier auch das Thema 'Vinyl' angeschnitten wird: denn die wenigen Presswerke sind überlastet, kleine Label schiessen wie Pilze aus dem Boden, viele halten sich mit wirklich innovativen Sachen und daß diese 'Firmen'bilanzen bei den o.g. Zahlen nicht auftauchen, liegt nahe.
Zwischenfrage: wird inzwischen eigentlich beim Kauf von CD-Rohlingen eine Gebühr an (beispielsweise) die Gema abgeführt, wie das ja bei Tonbändern usus ist?
Klar, es läßt sich nicht leugnen, daß Millionen von Menschen längst nicht mehr aus dem Radio Tracks mitschneiden, sondern sich gerade Singles aus dem Netz holen: während man früher 'ne maxi-Cd nach 2-3 Monaten schon wieder fast in den Abfalleimer werfen wollte, so saugt man sich heute ggbfs. bei Interesse das Chart-Zeuchs, hört sich's an, brennt es sich ggbfs. und löscht das File nach kürzester Zeit wieder. Das ist'n Fakt, läßt sich einfach nicht verleugnen. Aber wie hier erwähnt wurde und was auch als Grundlage der Napster-Diskussion diente: so finden sich aber auch Millionen von neuinteressierten Kunden, die so erst auf Sachen stossen, für die sie gerne bezahlen würden...
...DaftPunk hat ja deutlich gezeigt, wie man beispielsweise einen Mehrwert bieten kann: noch etwas umständlich und nicht wirklich sicher davor, daß auch diese Features irgendwann 'geknackt' im Netz zu finden sein werden - aber immerhin ein interessanter Ansatz.
Was ebenfalls nirgendwo erwähnt wurde - erstaunlich! - ist die Tatsache des Gebrauchtmarktes: denn heute kann man (siehe suche-biete-Forum *G*) Unmengen von 'gebrauchten' Tonträgern zu günstigsten Preisen kaufen. Die Archive von ebay beispielsweise sind gigantisch und während früher sich niemand die Mühe machte, 'ne CD in einen Kleinanzeigenmarkt eines Printmagazins zu setzen, so hat das Internet diesen Markt durchaus revolutioniert. Greife ich das 'Queen'-Beispiel doch einfach auf: früher hätte man in den nächsten WOM wieseln müssen, um dort 'ne CD anno 1985 für 36,90DM zu kaufen - heute guckt man auf ebay und ersteigert sich im besten Fall ebendiese CD für 'ne Mark. Sprich: auch dies macht sich sicherlich auf die Umsatzzahlen der großen Muzakindustrie bemerkbar. Mich wundert's, daß dieses Thema nirgendwo zur Sprache kam...
chris
Naja, also ich kaufe mir sowieso nur Platten und wenn ich mir was aus´m Netz ziehe, dann nur Sachen, bei denen ich mir jetzt nicht sicher bin, ob ich mir sie kaufen soll oder nicht, da ich nur im Netz Platten order. Da kann man die Tracks meist nur 1-2 Minuten anhören und sich manchmal kein richtiges Bild machen.
Oder ich zieh mir Tracks, die ich zwar ganz nett finde, aber mir das Geld für die Platte zu schade wäre, weil ich die sowieso nie spielen würde. Also kann ich nicht sagen, daß ich der Musikindustrie schade...
quote:
Ursprünglich geschrieben von chris:
Zwischenfrage: wird inzwischen eigentlich beim Kauf von CD-Rohlingen eine Gebühr an (beispielsweise) die Gema abgeführt, wie das ja bei Tonbändern usus ist?
Schonmal was von "Audiorohlingen" gehört? Was glaubst du warum die teurer sind?
Ausserdem gibts jetzt Abgaben auf Brenner, wenn die das durchgekriegt haben, habs leider nicht mehr verfolgt.
[ 15-08-2001: Beitrag editiert von: philipp ]
quote:
Ursprünglich geschrieben von philipp:
Schonmal was von "Audiorohlingen" gehört? .
..nicht wirklich [peinlich], ich besitze keinen Brenner - weswegen ich diesen Thread recht interessant finde, um einfach ma' die 'Lage zu checken', was die Musikindustrie gerade ma' wieder für'n Unfug verbreitet *g*
chris
http://slashdot.org/articles/00/05/25/156227.shtml
http://slashdot.org/yro/00/02/27/1549234.shtml
Paranoia rulz
Wenn man Interesse hat, die neuesten Mitleidsmeldungen der Musikindustrie zu verfolgen, bietet sich der heise-Newsticker wirklich gut an. Inzwischen unterstellen die User heise schon Belastungstests, wenn ´ne neue Meldung zu dem Thema reinkommt. Auch da läuft das Forum dann nämlich über...
http://www.heise.de/newsticker/data/wst-15.08.01-002/
Schade, dass wohl niemand aus der betroffenen Industrie jemals zu diesen Äusserungen Stellung beziehen wird. Viel mehr wird es wohl weiterhin so aussehen, dass, unabhängig von der inzwischen ziemlich aufgeladenen Stimmung der Leute, ein Haufen Lobbyisten mit eben solchen Statistiken die entsprechenden Entscheidungsträger zu ihren Gunsten beeinflussen wird. Inwiefern sich das auf die evtl. Abgaben in der Zukunft auswirkt, wage ich mir gar nicht auszumalen.
Neulich wurde dann bei Heise auch prompt der Wunsch formuliert, die CD ab sofort abzuschaffen und durch einen neuen Datenträger zu ersetzen. Mit allen Konsequenzen für den Kunden (neue Abspielgeräte, neues Preisbild wg. "Innovation"), aber ohne, absolut ohne nennenswerte technische Verbesserungen gegenüber CDs/DVDs. Wohl auch Um in der Zukunft noch zweistellige Umsatzzuwachszahlen verzeichnen zu können...
http://www.heise.de/newsticker/data/cgl-07.08.01-002/
Mich würde ja interessieren, was sich an den Zahlen ändern würde, würde man die CD-Kaufhallen personell etwas aufstocken und sie so organisieren, daß jeder Kunde innerhalb kürzester Zeit einen kompetenten motivierten (!) Berater findet. Zumindest in diesem Thread ist ja der Tenor, daß man die Tracks nur zum Vorhören runterlädt und sich bei wirklichem Interesse auch die CD kauft. Es geht also nur ums bequeme Vorhören an der eigenen Vorhörstation, die am größten Musikkatalog der Welt hängt. Wenn jetzt musikinteressierte Leute (diejenigen, die nur mitschwimmen und sich eher lustlos die CDs kaufen, die gerade "angesagt" bzw. weit oben in den Charts plaziert sind) im Laden genauso gut beraten würden wie mancheiner von uns im Plattenladen, würden imho auch die Verkaufszahlen besser aussehen.
Hat eigentlich jemand Zahlen über Releaseanzahlen / Verkäufen im Vinylbereich?
@karoshisan: seh' ich auch so. Da gibt's doch zumindest bei diesen Serien (DreamDance, Members only, Club Rotation und wie sie alle heißen...) wirklich keine Unterschiede mehr. Als ich mir die DreamDance 9 neu gekauft habe (ist schon 'ne Zeit her *g*), hab' ich mich fürchterlich drüber aufgeregt, was denn Vengaboys auf einer Dream-Dance-Compilation zu suchen haben...
"Die Spezifikationen einer Audio CD-R sind ähnlich denen einer Daten
CD-R. Der einzige Unterschied ist der ATIP: 00000000 für Daten
CD-Rs und 01000000 für Audio CD-Rs.
Dieser Code wird vom Audio Recorder ausgewertet und führt dazu, dass
eine Daten CD-R aus Copyright-Gründen nicht von einem Audio Recorder
beschrieben werden kann. Auf der anderen Seite kann jedoch eine Audio CD-R
auch von einem Daten Recorder beschrieben werden."
Es gibt noch einen Unterschied: Audio-CD-Rs sind teurer
[ 16-08-2001: Beitrag editiert von: philipp ]
Ich kann mir jedoch denken das sich Musik bei hohen Samplingraten besser anhört wenn man nur dran glaubt, und nur das ist ja letztlich entscheidend :-)
quote:
Ursprünglich geschrieben von grindler:
Du meintest CD-Recorder. Damit kann man nur CD´s überspielen. Is sowas wie nen Tape-Deck. Ließt nur CDR. Also auch kein MP3 und wav.
Danke das du nochmal klarstellst wie ich das jetzt genau meinte
Die Frage war ja ursprünglich ob es GEMA-Abgaben auf Rohlinge gibt so wie es sie auf Tapes gibt. Und genau auf die Audiorohlinge gibt es die und Tapedeck-ähnliche CD-Recorder können auch nur auf diese schreiben.