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minimalniemand
Usernummer # 3401
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Angeregt durch das Schliessen des Hotel Reiss kommt in mir wieder ein gedanke hoch: Die Techno-Kultur ist gesellschaftlich noch immer nicht etabliert! Alle anderen Musikstile haben ihre Lobby: Jazz, Black-Music, Rock und diese sogar ganze Darkwave/Gothic-Geschichte. Techno wird immer noch nicht ernst genommen und so schreitet das Clubsterben weiter fort ohne das ausserhalb unserer Szene davon Kenntnis genommen würde. Aber wehe, eine anerkannte Rock-Kneipe müsste geschlossen werden, da würde ganz schnell der Kultur-Dezernent auf den Plan treten und irgendwelche Sondergenehmigungen erlassen! Ich frage euch: Wie lange soll das noch dauern, bis man unsere Kultur auch als solche betrachtet und unsere Musik ernstgenommen wird?
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Shiva Moon
Usernummer # 9570
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Ich finde es ein bisschen übertrieben.. klar zieht das Clubsterben auch an mir nicht spurlos vorbei, doch da eine Verbindung mit der gesellschaftlichen Intolleranz, unserer Szene gegenüber, kann ich nicht erkennen. Diese Ablehnung von der du da sprichst, richtet sich wohl eher gegen die üblichen Drogen die auf Technopartys konsumiert werden, welche nunmal gesellschaftlich verpönt sind. In jeder anderen Musikszene wird ausschließlich Alkohol konsumiert, was gesellschaftlich akzepiert wird. Wenn überhaupt, wird diese "vollkommene" Akzeptanz der Technoszene noch einige Generationswechsel fordern. Denn es müsste schließlich ein ganz neues (allgemeines)Bewustsein reifen.
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Basti
Usernummer # 2488
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Zum einen muss ich sagen, dass Techno sehr wohl seinen Platz in der Gesellschaft gefunden hat. Leider durch die vollkommen falschen Assoziationen. Der stereotype Raver mit einschlägigen Klamotten (Überschlag-Hose, Vogelnest, etc.) wird vom Rest der Bevölkerung mit „Bum Bum“ Musik assoziiert.
Weiterhin ist es mit Techno nicht anders als mit anderen Musikrichtungen. Heavy Metal läuft auch nur in der charttauglichen, markt- und verbraucherorientierten Version in Radio und Fernsehen. Hardcore und Speed-Metal sind auch Formen dieser Musik, die – wie „richtiger“ Techno – von der breiten Masse mit an Sicherheit grenzender Garantie nicht akzeptiert werden.
Zum anderen gibt es die Problematik mit dem Drogenkonsum, die ich nicht selbstverständlich auf den Vergleich zwischen natürlich, gesellschaftlich akzeptierten Drogen reduzieren würde. Ja, Behörden und Bevölkerung haben ein schlechtes Bild von der „verkommenen“ Techno-Szene, aber woher kommt das? Ich finde es manchmal auch zum kotzen, wie die Leute morgens um sechs aussehen. Toatl fertig, abgefucked, verdrogt. Weiterhin muss Techno ja inzwischen ja mindestens krankhafte 140dB laut sein. 5kW Anlagen für einen kleinen Keller. In dieser Beziehung sind die Techno-Leute mindestens genau so Intolerant wie die Behörden und Beamten, die sie immer kritisieren.
Ich denke also, es ist zu einfach die Problematik einseitig festzumachen. Ein „Umdenken“ muss wenn dann auf beiden Seiten erfolgen.
Greets, B.
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KIEFERCRASH MUC
Usernummer # 7194
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Shiva Moon: In jeder anderen Musikszene wird ausschließlich Alkohol konsumiert, was gesellschaftlich akzepiert wird. [/QB]
ach ja? ich glaub das z.B. Hip Hopper und Reggaefans (reggeaisten?*g*)wesentlich mehr kiffen als unsereins, und dass Rockfreaks früher auf z.B. Stoneskonzerten "nur" besoffen wahren ist schlicht und ergreifend falsch!
jede musik hat ihre drogen - und zwar sozusagen grenzübergreifend
@topic: wenn ein rockclub geschlossen wird, sind ja auch die meist etwas betagteren Herren in höheren Posten bei den Ämtern, selbst betroffen - dementsprechend wird natürlich etwas unternommen!
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Zachary
Usernummer # 8904
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hiphoper sind genauso die pudernasen, wie es der elektronischen szene nachgesagt wird...
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theravingsociety
Usernummer # 4434
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Dass alle anderen Musikstile ihre Lobby haben, würd ich nicht behaupten. An vielen Stellen geht es den HipHoppern genauso wie uns: Es gibt eine größtenteils belächelte HipHop-Chartkultur und die undergroundigeren Sachen habe dieselben Probleme wie Techno-Labels.
Damit eine Musikkultur gesellschaftlich etabliert ist, braucht es einen Generationswechsel. Die von der jeweiligen Musikkultur beeinflussten Personen müssen erstmal in Positionen in der Gesellschaft kommen, in der sie das Verhalten des Mainstreams in ihrem Sinne beeinflussen können. Jazzkneipen waren in den Fünfzigern absoluter Underground, Beatclubs erging es in den Sechzigern ähnlich. Bis sie gesellschaftlich akzeptiert waren, vergingen 20 und mehr Jahre. Also reden wir mal 2015 weiter...
Nebenbei bemerkt ist Techno bereits dort sehr als künstlerisch wertvoll akzeptiert, wo er sich von jazzigen Tönen beeinflussen lässt bzw. man der Musik einen breitgefächerten Background aus diesem Bereich anmerkt.
Ob ich als Kulturdezernent auch jeden Schranzclub erhalten müsste, aus dem um sechs Uhr morgens verpeilte Kiddies raussteuern, sei auch mal dahingestellt. Ein solcher Mensch hat dann auch eine gesellschaftliche Verantwortung, die mit "die Dinge laufen lassen" sicher nicht abgetan ist...
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Basti
Usernummer # 2488
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Fraglich bleibt für mich jedoch, ob und warum es eine solche „Akzeptanz“ denn überhaupt benötigt? Mir wäre es persönlich lieber, die Leute würden maßvoller mit Drogen umgehen und nicht so sturköpfig auf ihrem Lärmpegel bestehen. Damit würden sich die gesellschaftlichen Probleme glaube ich automatisch erledigen. Das größte Problem ist in meinen Augen das Klischee-Denken der Menschen über Techno: Die konsumieren eh alle Drogen…. Die machen eh immer laute, anstrengende Musik…
Es muss sich etwas daran ändern, doch ich frage mich, wie das mit Deppenparade in Berlin und drogenverseuchten Kids gehen soll? Es geht um das Image, das den Leuten vermittelt wird. Mit Sicherheit ist kaum jemand bewusst, welche Kunst richtiges Mixing überhaupt ist. Denn das wird allerhöchstens auf ein Paar Messen oder künstlerischen Ausstellungen mit Vorführungen deutlich. Überlegt euch doch selbst mal, welches Bild Ihr mit euren Parties nach außen vermittelt.
Entweder sind es Paraden oder Moves, die neben Besoffenen und Drogies noch Tonnen von Müll hinterlassen oder Parties, die man – weil es ja immer von zwölf bis morgens gehen muss – aufgrund des hohen Lärmpegels genehmigen lässt. Das bedeutet ganz konkret: Durch das Ausleben dieser Kultur werden andere Leute belästigt. Ich finde es egoistisch und selbstherrlich, immer nur den Aspekt der verfolgten und unterdrückten Musik-Anhänger zu beleuchten.
Respekt und Anerkennung erhält man nur, wenn man andere respektiert. Also auch den Nachbarn, dem die Musik zu laut ist und am nächsten Tag die Wochenendschicht hat oder die Anwohner, denen der übliche Dreck nach der Partie missfällt. Doch da hört es bei vielen Technos leider auf, leider. Entweder Laute Musik, oder gar keine. Die gesellschaftliche Akzeptanz wird so lange auf sich warten lassen, bis auch die letzten Sturköpfe das eingesehen haben
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KIEFERCRASH MUC
Usernummer # 7194
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: Basti: Respekt und Anerkennung erhält man nur, wenn man andere respektiert. Also auch den Nachbarn, dem die Musik zu laut ist und am nächsten Tag die Wochenendschicht hat oder die Anwohner, denen der übliche Dreck nach der Partie missfällt. Doch da hört es bei vielen Technos leider auf, leider. Entweder Laute Musik, oder gar keine. Die gesellschaftliche Akzeptanz wird so lange auf sich warten lassen, bis auch die letzten Sturköpfe das eingesehen haben
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uzul
Usernummer # 9750
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: minimalniemand: Angeregt durch das Schliessen des Hotel Reiss kommt in mir wieder ein gedanke hoch: Die Techno-Kultur ist gesellschaftlich noch immer nicht etabliert!
Die Kehrseite des gesellschaftlichen etabliert seins ist doch schon längst überschritten.Es wäre doch viel wünschenswerter wenn Techno wieder in der Subkultur verschwinden würde.
IMHO ist Techno gesellschaftlich etabliert und aktzeptiert,wird es aber aus Musikerperspektive niemals sein.
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Sandelf
Usernummer # 2562
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: uzul: Zitat: Ursprünglich geschrieben von: minimalniemand: Angeregt durch das Schliessen des Hotel Reiss kommt in mir wieder ein gedanke hoch: Die Techno-Kultur ist gesellschaftlich noch immer nicht etabliert!
Die Kehrseite des gesellschaftlichen etabliert seins ist doch schon längst überschritten.Es wäre doch viel wünschenswerter wenn Techno wieder in der Subkultur verschwinden würde.
IMHO ist Techno gesellschaftlich etabliert und aktzeptiert,wird es aber aus Musikerperspektive niemals sein.
sehe ich genau so. das eigentlich dynamische und faszinierende an der "bewegung", "musikrichtung", "szene" ist doch genau die verwurzelung im Untergrund gewesen. viel eher ist die unendliche kommerzialisierung ein problem (siehe loveparade u.ä.)
tolleranz und respekt ist nur in einem gegenseitigen Verhältnis möglich. das haben andere "Randgruppen" entweder auch versucht (siehe Schwulenbewegung) oder bewusst vermieden, weil die subkultur gewollt ist/war...
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wtm53
Usernummer # 6031
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: uzul:
IMHO ist Techno gesellschaftlich etabliert und aktzeptiert,wird es aber aus Musikerperspektive niemals sein. [/QB]
ja genau, schön immer westlich denken wohl in der Landjugend gross geworden
Das kommt nur darauf an obs ein westeuropäischer oder z.B. afrikanischer Musiker ist.
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uzul
Usernummer # 9750
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: wtm53: Zitat: Ursprünglich geschrieben von: uzul:
IMHO ist Techno gesellschaftlich etabliert und aktzeptiert,wird es aber aus Musikerperspektive niemals sein.
ja genau, schön immer westlich denken wohl in der Landjugend gross geworden
Das kommt nur darauf an obs ein westeuropäischer oder z.B. afrikanischer Musiker ist. [/QB]
Tschuldigung WTM53, ich kenne leider nur europäische Musiker und die sehen Techno unter dem Topic Musik sehr kritisch. Es fällt denen auch ungemein schwer Techno aus Sicht des Naturvolkes zu betrachten
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ndark
Usernummer # 3037
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: wtm53: Das kommt nur darauf an obs ein westeuropäischer oder z.B. afrikanischer Musiker ist.
Ich glaub eher, dass grade afrikanische Musiker starken Brechreiz verspüren würden, würde man ihnen so Tribal-Techno-Gedöns vorspielen. Löst euch doch mal von der Vorstellung, dass Techno eine höhere Musikform ist, die die niederen Musiker (z.B. Jazzer, Rocker, Popper) nicht verstehen. Techno ist vor allem eines: dumm und einfach. Die Kunst besteht darin, innerhalb dieses engen Korsetts doch wieder etwas akzeptables zu erschaffen.
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Sandelf
Usernummer # 2562
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Zitat: Ursprünglich geschrieben von: ndark: Zitat: Ursprünglich geschrieben von: wtm53: Das kommt nur darauf an obs ein westeuropäischer oder z.B. afrikanischer Musiker ist.
Ich glaub eher, dass grade afrikanische Musiker starken Brechreiz verspüren würden, würde man ihnen so Tribal-Techno-Gedöns vorspielen. Löst euch doch mal von der Vorstellung, dass Techno eine höhere Musikform ist, die die niederen Musiker (z.B. Jazzer, Rocker, Popper) nicht verstehen. Techno ist vor allem eines: dumm und einfach. Die Kunst besteht darin, innerhalb dieses engen Korsetts doch wieder etwas akzeptables zu erschaffen.
Frage 1 Wer hat behauptet Techno sei eine höhere Musikform? Frage 2 Wieso unterscheiden wir zwischen Westafrika, Europa und Takka-tukkaland? Frage 3 Wer hat Bock nochmal ne richtig fette Party mitzumachen, tolerant zu sein und eine anspruchsvolle Diskussion zu führen?
Sorry for beeing sarcastic;) Diskussion wird nur ein wenig rude und das ist schade
Frei nach dem guten alten Che: "Seien wir realistisch, versuchen wir das unmögliche"
Peace und nice Weekend
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Thoja
Usernummer # 6643
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Zitat: Alle anderen Musikstile haben ihre Lobby: Jazz, Black-Music, Rock und diese sogar ganze Darkwave/Gothic-Geschichte.
Wo bitte hat den die Gothic-Szene eine Lobby??? Wenn irdendwelche "Schwarze" mit ihren typischen Szenemerkmalen (Rüschenhemd, Netzstrumpfhosen, weiße Schminke u.a.)durch die Kante laufen, dann werden die angestarrt, als wären sie Wesen von einem anderen Stern!! Ganz zu schweigen von den Vorurteilen, mit denen die Szene sich auseinandersetzen muß: Satanismus, Verherrlichung des Dritten Reiches etc.) Also in der Beziehung hat die Techno-Szene weit weniger Streß mit der Öffentlichkeit.
Genausogut würden die Leute aufschreinen, wenn man sie mal mit richtigen Metal (Black, Death)konfrontieren würde - glaubst du, dieses Gebolze, Gegrunze, Geschrei würde in der breiten Masse der Bevölkerung akzeptiert werden?? Ich glaube nicht.
Meine Meinung: Sobald die Musik einen breiteren Musikgeschmack anspricht ist sie plötzlich salonfähig, d.h. z.B. aus Autos hört kommt auf einmal Wolfsheim, im Radio läuft Korn usw.
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minimalniemand
Usernummer # 3401
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Man muss sich lediglich mal die Anzahl der kommerziellen Magazine und deren verfügbarkeit reintun: an jedem Dorfkiosk kann man eine "Zillo" oder "Orkus" kaufen.
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theravingsociety
Usernummer # 4434
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Also so Zeug wie Zillo bekommt man in meiner Heimatstadt Rosenheim nur in einer Buchhandlung und am Bahnhof. Und da steht dann auch die Raveline drei Hefte weiter...
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theravingsociety
Usernummer # 4434
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verfasst
Zitat: Ursprünglich geschrieben von: ndark: Löst euch doch mal von der Vorstellung, dass Techno eine höhere Musikform ist, die die niederen Musiker (z.B. Jazzer, Rocker, Popper) nicht verstehen. Techno ist vor allem eines: dumm und einfach. Die Kunst besteht darin, innerhalb dieses engen Korsetts doch wieder etwas akzeptables zu erschaffen.
Schön, das aus Deinem Mund zu hören
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