Autor
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Thema: play - Stuttgart - R.I.P. ??!!
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pradapunk
Usernummer # 11552
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verfasst
Hm, mal ein thread nicht über eine gute Party, die stattfindet, sondern umgekehrt, über eine (oder alle), die ausfällt.
Dieses Wochenende verschlägt es mich in die wunderschöne Hauptstadt des Ländles (*hüstel*) und da man bekanntlich aus der Not eine Tugend machen sollte , wollte ich dem play einen Besuch abstatten - tiefer Kotau an dieser Stelle vor Betreibern, Personal und vor allem vor dem Großteil (Gaußsche Normalverteilung läßt grüßen) des äußerst rockenden Publikums.
Das Play / Wohlfahrt war(?) der Ort an dem ich mich in Stuttgart am wohlsten fühlte.
Der Besuch der website bereitete mir das unbehagliche Mischgefühl aus Wut und Enttäuschung:
SPERRZEITVERKÜRZUNG FÜR DEN CLUB PLAY VON 5.00 UHR AUF 1.00 UHR
Aus aktuellem Anlass ist der CLUB PLAY bis auf weiteres für die Abendveranstaltungen geschlossen. Für diese Übergangszeit findet jeden Samstag und Sonntag eine Solidaritäts-Afterhour ab 6.00 Uhr mit wechselnden DJs statt. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den normalen Abendbetrieb wieder aufnehmen zu dürfen und halten auf dieser Seite ständig aktuelle Informationen für Euch bereit.
DIENSTAG, 05.10.04 Telefonat mit Herren Braun, Stellvertreter des Bürgermeisters, Herren Beck. Dieser versteht unsere Situation und versucht nun seinerseits in Erfahrung zu bringen an wie er uns helfen kann.
SONNTAG, 03.10.2004 Wir schicken eine Presseerklärung an alle die sich für unseren Newsletter eingetragen haben und rufen zu Unterschriften-aktionen auf. Wir kontaktieren Menschen aus Politik und Presse.
SONNTAG, 03.10.2004, 06:00 Uhr Vor dem Play hat sich bereits eine Schlange gebildet, die bereits darauf wartet, die erste Afterhour mit Houshalt zu erleben.
SAMSTAG, 02.10.2004, 23:00 Uhr Edi und Tobi (Sunremo) stehen von 23:00 bis 03:00 Uhr vor dem Play und informieren die Gäste von den Problemen. Jeder bekommt einen Drink als Wegzehrung ins Ciné Colibri, in das wir die Cityrockers verlegen konnten.
SAMSTAG, 02.10.2004, 06:00 Uhr Die erste Play Afterparty findet mit Lars Fischer (JUNO) und Mario Kober (PLAY) statt. Vielen Dank für Euer zahlreiches Erscheinen.
FREITAG, 01.10.2004 Der Einstweiligen Verfügung wurde nicht stattgegeben, da der Geräuschpegel vor dem Club zu hoch ist. Uns wurde bei Zuwiederhandlung ein hohes Bussgeld und weitere Folgen angedroht. Um 18 Uhr haben wir angefangen eine Afterhour zu organisieren. Wir sind mit provisorischen Flyern auf Tour gegangen und haben die Leute davon in Kenntnis gesetz, was die Stadt mit eurem Play macht.
DONNERSTAG, 28.09.2004 Unser Anwalt verfasst eine Einstweilige Verfügung, in der er das Verwaltungsgericht Stuttgart auffordert, die bisher erteilte Sperrzeit-Verkürzung auf 05:00 Uhr weiterhin zu erteilen. Als Begründung führt er an, dass seit 1995 die Lokalität, in der sich das Play befindet, als Diskothek eingetragen ist. Er vergleicht auch die Vorgehensweise bei anderen Clubs in Stuttgart, denen grundsätzlich eine Sperrzeitverkürzung auf 05:00 Uhr oder sogar auf 06:00 Uhr erteilt wurde.
MITTWOCH, 27.09.2004 Wir bekommen eine Verfügung des Amt für Gaststättenrecht, wonach unsere Sperrzeit von 05:00 Uhr auf 01:00 Uhr vorverlegt wird.
MONTAG, 25.08.2004 Uns wurde Akteneinsicht gewährt.
MONTAG, 18.08.2004 Wir schalten einen Anwalt ein, der eine Stellungnahme an die Stadt schreibt.
MONTAG, 04.08.2004 Wir werden in Kenntnis gesetzt, dass eine Lärmmessung druchgeführt wurde. Diese Messung nahm das Amt für Umweltschutz direkt gegenüber vom Play statt. Alle vier Richtmikrofone wurden auf den Eingang vom Play gerichtet.
link: play
02.10.2004
Presseerklärung Club Play – Sperrzeitvorverlegung in der Marienstrasse auf 01:00 Uhr.
Das Play ist ein Club in der Marienstrasse 28 in Stuttgart-Mitte. Wir sind jedes Wochenende Ziel von ca. 500 Gästen, die für ein paar Stunden Abstand zum gewöhnlichen Alltag gewinnen möchten. Im Januar 2004 haben wir den Club vom Vorbesitzer Michael Wohlfahrt übernommen, der seinerseits bereits seit Mitte 2002 in diesen Räumlichkeiten einen Club mit elektronischer Musik betrieben hat. Am Programm hat sich also in den vergangen 2 1/2 Jahren nichts geändert. In den Räumlichkeiten des Clubs ist schon seit über 10 Jahren Gastronomie angesiedelt.
Vom Beginn an bis zum heutigen Tag hatten wir keinerlei Probleme mit den Behörden. Beim Arbeitskreis „Clubs against drugs“ bestätigte auch der Revierleiter des zuständigen Polizeidezernats, dass die Art wie das Play geführt wird, noch nie Anlass zur Kritik gab. Wir haben weder Probleme mit Drogenmissbrauch noch haben wir gegen unsere Auflagen die Sperrzeit betreffend verstoßen. Seit geraumer Zeit aber beschwert sich unser Nachbar, der Besitzer des Hotel Royal, wöchentlich bei der Gaststättenbehörde über uns und die Gäste des Club Play.
Dort ist er sofort auf offene Ohren und Arme gestoßen. Diese Behörde nahm die Beschwerden zum Anlass, uns eine weitere Sperrzeitverkürzung mit sofortiger Wirkung zu verweigern. Die Sperrzeit wurde also von ehemals 5.00 Uhr auf 1.00 Uhr vorverlegt! Welcher Club kann schon seine Pforten um 1.00 Uhr schließen? Das kommt fast dem Entzug der Konzession gleich.
Um das Image dieses Clubs aufzubauen wurden von uns weder Kosten noch Mühen gescheut. Wir mussten sehr viel Geld für Werbung und PR aufbringen. Der Sommer ist für Clubs, die nicht im Besitz einer Außenfläche sind, ohnehin schwer genug, da sich bei den hohen Temperaturen jeder lieber im Freien aufhält. Jetzt kommt für uns die Zeit, in der wir die Früchte unserer harten Arbeit ernten können, dies wird uns leider verwehrt.
Eine übliche Vorgehensweise bei solchen Interessenskonflikten ist, daß man von den Beschwerden in Kenntnis gesetzt wird, um wenigstens die Möglichkeit zu bekommen, darauf angemessen zu reagieren. In unserem Fall hat das Amt für Gaststättenrecht auf jegliche Verwarnungen verzichtet und uns direkt die Sperrzeit auf 01:00 Uhr vorverlegt.
Unser Anwalt hat versucht, eine Einstweilige Verfügung zu erwirken, nach dem die Stadt die Sperrzeitverkürzung wie gehabt hätte erteilen müssen, solange wir uns in einem schwebenden Verfahren befinden. Dieser Antrag wurde bereits nach zwei Tagen abgelehnt. Als Begründung bekamen wir lediglich ein Fax von der Stadt, in dem steht, dass das Interesse des Hotel Royal höher einzustufen sei, als das private Interesse des Eigentümers Eduard Shala und das öffentliche Interesse an einer weitergehenden Offenhaltung des Lokals. Die Zuständigen beim Amt für Gasstättenrecht schreiben weiter, dass Herr Shala nachweislich nicht in der Lage sei, seine Gaststätte in einer Anwohnerverträglichen Weise zu führen und in das Wohngebiet zu integrieren. Wohlgemerkt befinden wir uns mitten in der Stadt – 200 Meter von der Haltestelle Stadtmitte entfernt!
Die Lärmbelästigung kommt anscheinend von einer Lüftungsanlage, die statt 45db knapp 53db erreicht und von so wörtlich "Motorengeräuschen fahrender und haltender Fahrzeuge". Am Ende der Sackgasse Sophienstrasse befindet sich übrigens das besagte Hotel Royal direkt gegenüber der Mariengarage, einem öffentlichen Parkhaus, welches jeden Tag 24 Stunden geöffnet ist. Kaum zu glauben, dass das Parken und Ausparken aus diesem Parkhaus als Vergehen gewertet werden darf.
Punkt des Anstoßes ist also eine sehr kurze Aufzählung von Bagatellen die man mit Sicherheit lösen könnte, würde man tatsächlich eine Lösung suchen.
Anstelle dessen, wird ein zur festen Institution gewordener Club zur Aufgabe gezwungen und das vermutlich ohne abzuschätzen wie viele Existenzen mit diesem Club im Zusammenhang stehen. Das feste Team, bestehend aus Geschäftsführung und Barpersonal zählt 10 Personen, hinzu kommen noch 5 Sicherheitspersonen, 4 Promoterinnen und 2 Grafiker. Insgesamt sind es allein 21 Personen, die das Play direkt beschäftigt, und die nun Ihren Job verlieren werden. An den verschiedenen Freitagen und Samstagen arbeiten wir mit diversen Fremdveranstaltern zusammen, die insgesamt 26 Personen zählen. Insgesamt also dürfen sich die Verantwortlichen damit rühmen, 47 Arbeitsplätze zu vernichten.
Wir haben bereits alle Kanäle verständigt, zu denen wir Zugang haben. In den E-Mail Verteilern aller Veranstalter, die uns tatkräftige Unterstützung zukommen lassen, befinden sich insgesamt an die 15000 Personen. Diese werden wir per Mail von der Vorgehensweise der Stadt in Kenntnis setzen. Weiterhin werden wir diese knapp 15000 Personen auffordern zur Oberbürgermeisterwahl zu gehen. Es ist an der Zeit, Stuttgart wieder zu einer modernen Stadt zu machen, der Musiker, Dichter und Denker nicht den Rücken kehren müssen.
Mario Kober und Eduard Shala.
Anscheinend kommen Kreuzzüge wieder groß in Mode - what´s next Vinylverbrennung vor dem Stadtschloß oder doch die DIN für Kultur?
Würde ich dort unten nicht eine Rasselbande extrem sympathischer Menschen kennen, würde sich bei mir das Vorurteil verfestigen, daß es irgendwo südlich von Frankfurt tatsächlich eine "Zivilisationsgrenze" gibt. *grummel*
Aus: Köln | Registriert: Jan 2004
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DeadPan
Usernummer # 8941
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verfasst
Was?!? Das hab' ich ja bis dato gar nicht mitbekommen! Unverschämt das, aber typisch Stuttgart, echt traurig...
Aus: Stuttgart | Registriert: Apr 2003
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pradapunk
Usernummer # 11552
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verfasst
"Provinzposse" ist der bisher treffendste Begriff, der mir eingefallen ist - beängstingend ist, dass der Geruch von Kuhscheisse und Feudalismus durch die Strassen deutscher Großstädte weht...
Aus: Köln | Registriert: Jan 2004
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sven.k.
Usernummer # 12602
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verfasst
also mit Öffnungszeiten wird in der Stadt ja wohl viel mehr gestresst als aufm Dorf...
Aus: it ain't where u from, it's where ya at | Registriert: Jun 2004
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pradapunk
Usernummer # 11552
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verfasst
*grmpf* - ich will hier keine Stadt vs. Dorf Debatte vom Zaun brechen. Falls genehm, ersetze ich alle sprachlichen Bilder durch harte nüchterne Begriffe wie Cliquenwirtschaft, Machtmißbrauch etc.
Aus: Köln | Registriert: Jan 2004
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gerald
Usernummer # 1437
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verfasst
es ist doch immer das gleiche, alles was mit elektronischer musik zu tun hat, wird versucht zu unterbinden !! so ist das nun mal bei uns in bawü, traurig aber wahr!!! lasst euch auf jeden fall nicht unterkriegen!!!!!
Aus: bawü | Registriert: Dec 2000
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